Von Eva Tritschler
Christop Zacharias ist Experte für Existenz- und Mittelstandsmanagement an der FH Bonn-Rhein-Sieg.
Die Berufung von Christoph Zacharias auf die Professur für Existenzgründungs- und Mittelstandsmanagement baut konsequent auf den bisherigen Aktivitäten der FH Bonn-Rhein-Sieg (FH) rund um das Thema Gründung auf. Das begann im Jahr 2000 mit einer Bestandsaufnahme des Gründungsgeschehens bei den Studierenden, setzte sich fort mit der Bestellung eines Gründungsbeauftragten und dem Aufbau eines regionalen Netzwerkes unter dem Namen SUPRA (Start-up Programm Rheinbach Augustin), wofür es Fördermittel vom Land gab. Daraus hervor gingen die monatlichen Frühstückskonferenzen hervor, das Coaching-Programm Grüner Apfel und die Einrichtung des „Gründercampus“, eines Trakts im FH-Gebäude in Sankt Augustin mit Büros für Gründer.
Zentraler Ansprechpartner in Gründungsfragen
Die Gründung der BusinessCampus Rhein-Sieg GmbH mit den Gesellschaftern Fachhochschule, Rhein-Sieg-Kreis und Kreissparkasse Köln ist der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung. In diesem Zusammenhang stellt die Kreissparkasse Köln eine unbefristete Stiftungsprofessur für Existenzgründungs- und Mittelstandsmanagement zur Verfügung. Und so laufen jetzt bei Zacharias die Fäden zusammen: Er ist neben Michael Herzog (Kreissparkasse Köln), Rolf Beyer (Rhein-Sieg-Kreis) und Udo Scheuer (FH), den drei Geschäftsführern der BusinessCampus GmbH, ein zentraler Ansprechpartner für Gründungsfragen von Studierenden.
Entwicklung eines speziellen Lehrangebotes
Seine Aufgabe ist es, ein interdisziplinäres Lehrangebot in Sachen Existenzgründung aufzubauen. „Durch ein spezialisiertes Lehrangebot steigt vermutlich die Zahl der Abschlussarbeiten, die sich mit Themen der Unternehmensgründung auseinandersetzen“, sagt Zacharias und ergänzt, „das ist ein hervorragendes Instrument für die individuelle berufliche Entscheidungsfindung.“
Zacharias weiß, wovon er spricht. Bevor er am 1. April an die FH Bonn-Rhein-Sieg wechselte, war er von 1998 bis 2001 als wissenschaftlicher. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung an der Bergischen Universität Wuppertal am bundesweiten Modellprojekt „bizeps“ beteiligt. Seit 1999 war er an der Rheinischen Fachhochschule in Köln als Professor für Entrepreneurship und Unternehmensführung tätig. „Rund zehn Prozent der betreuten Diplomarbeiten näherten sich auf sehr unterschiedliche Art dem Thema Gründung und noch einmal dieselbe Zahl dem Thema Nachfolgemanagement.“ Etliche Studenten haben dann auch zum Teil noch während ihres Studiums gegründet oder ein bestehendes Unternehmen übernommen. Zacharias selbst hat in den vergangenen 15 Jahren einige Firmen gegründet und geführt.
Bedeutung von Scheinen
Allein auf Abschlussarbeiten will Zacharias deshalb nicht setzen. Das zentrale Anliegen seiner Arbeit ist die Förderung unternehmerischen Denkens und Handelns während des Studiums und danach. Dazu sollte es entsprechende Anstöße im Studium durch das Curriculum geben. Deshalb betreibt Zacharias im Sommersemester in den Fachbereichen Lobbyarbeit in eigener Sache. Veranstaltungen mit Fokus auf Kreativität, Ideengenerierung und Marketing für junge Unternehmen, aber auch zentrale betriebswirtschaftliche Aspekte soll es künftig für alle Fachbereiche geben. „Sie sollten wenigstens als Wahlfach, besser als Wahlpflichtfach für die Studierenden aufgezogen werden“, wünscht sich Zacharias. Denn – und er spricht aus Erfahrung: „Das ganze Studium orientiert sich für viele Studenten an Scheinen. Selbst Studierende, die gründen möchten, sparen sich eine spezielle Lehrveranstaltung zum Thema, wenn es keinen Schein dafür gibt.“
Es wird große und kleine Gründungen geben
Prognosen, wie sich das Gründungsgeschehen an der FH konkret entwickeln wird, mag Zacharias nicht abgeben, denn „letztendlich ist jede Gründung einzigartig und die Art und Quantität der Entwicklung von selbstständigem Wirtschaften von vielen Faktoren abhängig. Aber die FH hat die besten Voraussetzungen für eine überdurchschnittliche Entwicklung“.
Im Vergleich zu anderen Hochschulen, die Zacharias kennt, hat die FH Bonn-Rhein-Sieg mit ihrer Konzeption der Professur und des BusinessCampus einen klaren Vorteil: „Die hier geschaffenen Möglichkeiten für Studierende, während ihres Studiums mit einer Gründung im direkten Umfeld der FH und intensiver Betreuung zu starten, sind grandios. Hier kann man zu Recht von einer unternehmerischen Hochschule sprechen.“ Die Strukturverbesserung der regionalen Wirtschaft durch stabile, wachstumsfähige junge Unternehmen ist das zentrale Ziel der Tätigkeit von Zacharias.
Der 43-Jährige ist daher offen für alle Interessierten. Es gibt keinerlei Präferenzen. Er rechnet mit großen Gründungen ebenso wie mit kleinen. Ob es möglicherweise eine Häufung in bestimmten Fächern geben wird? Zacharias verneint: „Gründen und Erfolg am Markt zu haben heißt nichts weiter als Systeme zu erkennen, zueinander zu bringen und zu verstehen und ist damit interdisziplinär.“ Und genau dabei will er helfen.
Artikel vom 11.05.2005
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