Forum Verantwortung: Ethik im Internet
von Marc Matías Esteban Y Lopez
Transparenz, Anonymität und Demokratie im Internet waren die Themen, über die eine Runde aus Autoren und Wissenschaftlern Mitte November im Audimax in Sankt Augustin diskutierte. Mit den Netzaktivisten, Bloggern und Buchautoren Markus Beckedahl und Falk Lüke debattierten und stritten „Spiegel“-Autor Dirk Kurbjuweit, Bildungswissenschaftlerin Mandy Rohs von der Universität Duisburg-Essen, sowie Hochschulpräsident Hartmut Ihne.

Auftaktveranstaltung der neuen Reihe "Forum Verantwortung" (von links): Moderatorin Isabell Lisberg-Haag, die Autoren Markus Beckedahl und Falk Lüke, Mandy Rohs, Dirk Kurbjuweit und Hochschulpräsident Hartmut Ihne. Foto: Bibliothek
Die Veranstaltung war der Start der Reihe „Forum Verantwortung“, eines neuen Formats der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, das sich mit ethischen Fragen auf den wichtigen Feldern der sich stetig verändernden und weiter entwickelnden Gesellschaft beschäftigen soll. Jochschulpräsident Hartmut Ihne sowie Bibliotheksleiter Armin Ehrhardt und seine Stellvertreterin Susanne Kundmüller-Bianchini als Organisatoren möchten mit diesem Format vor allem Studierende ansprechen. Deshalb beginnen die Veranstaltungen um 18 Uhr, also direkt nach dem Ende der Vorlesungen. Die Teilnahme ist deshalb für Studierende und alle anderen Hochschulangehörigen kostenlos.
Beim Auftakt im November stand ein Thema im Mittelpunkt, das eine Nähe zu den Studierenden besaß, nämlich die Ethik des „sich noch in den Kinderschuhen befindenden Internets“, so Ihne.
Markus Beckedahl und Falk Lüke, die mit dem Internet aufgewachsenen Autoren des Buches „Die digitale Gesellschaft“, sprachen sich für Anonymität im Netz aus. Dirk Kurbjuweit und Hartmut Ihne argumentierten dagegen für mehr Transparenz im Internet.
Shitstorms, Likes und die Macht der Suchmaschinen
Schnell fiel der Begriff „Shitstorm“, der bereits im Titel der Podiumsdiskussion auftaucht. Darunter wird eine Welle von unhöflichen Kommentaren zu einer Person oder einem Unternehmen verstanden. Internetnutzer verwenden dabei meist einen „Nickname“, einen Spitznamen. Diese Anonymität begünstige solche Shitstorms, so „Spiegel“-Journalist Kurbjuweit, nur Transparenz könne da helfen. Kurbjuweit: „Jeder sollte mit seinem Namen dafür einstehen, was er schreibt. Es kann nicht sein, dass Politiker bereits Angst vor Shitstorms im Internet haben müssen.“
Ein anderer Diskussionspunkt war die uneingeschränkte Datensammlung von Social-Media-Plattformen wie Facebook. Moderatorin Isabell Lisberg-Haag fragte das Publikum, wer denn Facebook nutze und wer nicht – und wer von den Facebook-Nichtnutzern eine Payback-Karte habe. Beide Unternehmen, Facebook und Payback, speichern Daten von ihren Nutzern. „Warum vertrauen wir großen Konzernen unsere Profildaten an, möchten aber nicht, dass Facebook diese ein Leben lang und länger speichert?“, fragte Mandy Rohs. Studien zeigen, dass die meisten Bürger bei Facebook angemeldet seien, weil dort auch alle Klassenkameraden, Freunde und Familienmitglieder seien. Das mache diese Online-Plattform so attraktiv.
Markus Beckedahl sagte, dass er Facebook nicht vertraue: „Keiner weiß, was in den Codierungen von Facebook steht, außer Facebook selbst.“
Wie bei Podiumsdiskussionen üblich, gab es auch an diesem Abend keine Einigung unter den Beteiligten – wohl aber gab es für die rund 75 Besucher, die gekommen waren, den einen oder anderen Denkanstoß.
Artikel vom 12.04.2013
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