von Pierre M. Brammen und Sebastian Zimmer
„Digitales Studium“: Allein vor dem Rechner lernen, statt gemeinsam im Hörsaal. Montage: Pierre M. Brammen
Schon lange steht fest: „Was der Psyche guttut, ist für den gesamten Körper gut.“ Allerdings gilt dies auch auf umgekehrte Weise, was schlecht für den Geist ist, ist auch schlecht für den Körper. Die seelische Stabilität beeinflusst also das Verhalten und die Gesundheit eines Menschen.Laut der Bundes-Psychotherapeuten-Kammer, die sich am 17. August mit psychischen Erkrankungen während der Corona-Pandemie beschäftigt hat, heißt es, dass aufgrund der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen viele psychisch stärkende Faktoren wegfallen. So fehlt bei vielen Menschen der tägliche Weg zur Arbeit, viele Geschäfte haben geschlossen, die Zusammenkunft mit anderen Menschen und das bisher gewohnte Leben sind nicht mehr vorhanden. Unsicherheit, Angst, Einsamkeit und Niedergeschlagenheit sind aktuell die Probleme, die das Virus selbst ohne Infektion mit sich bringt.
Digitaler Unterricht kann das Lernen im Hörsaal oder im Labor nicht ersetzen, es fehlt das Gemeinschaftsgefühl. Es sind Belastungen, die jedoch nicht gleich verteilt sind. Manche Menschen trifft die Pandemie härter als andere. Dazu sind neben körperlichen Vorerkrankungen und dem Alter vor allem auch die individuelle psychische Belastbarkeit zu nennen, die bei jedem Menschen anders ist. Eine Studie der Deutschen Depressionshilfe zeigt einen deutlichen Anstieg von Depressionen seit dem ersten Lockdown im März.
Menschen jeden Alters kämpfen mit den Auswirkungen, doch wie gehen die Studentinnen und Studenten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit der Pandemie um?
Die meisten von ihnen sind erst einmal genervt davon, nicht in Hörsaal oder Mensa sein zu können. Sie vermissen den direkten persönlichen Kontakt zu ihren Kommilitonen, alle typischen Uni-Erfahrungen entgehen ihnen: Partys, Kneipenbesuche, Lerngruppen, die sogenannte Ersti-Fahrt der Fachschaften, auf denen die ersten Freundschaften im Studium geschlossen werden.
Doch fanden sie einen wenn auch nicht vollwertigen Ersatz für diese fehlenden sozialen Interaktionen: Neben WhatsApp-Gruppen und Discord-Servern haben unter anderem die Erstsemester der Studiengänge Technikjournalismus und Visuelle Technikkommunikation Gaming-Server eröffnet, um sich zumindest virtuell treffen zu können und gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. In Minecraft zusammen etwa Häuser zu bauen, ist zwar kein Ausgleich für eine Ersti-Fahrt, aber es ist immerhin ein Weg, der Einsamkeit zu entfliehen.
Digitaler Spieleabend
Zu zweit durchs Semester
Artikel vom 22.01.2021
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