Geschichten hinter der Flut: Drei Hochschulangehörige erzählen
von Antonia Koschny
Viele Menschen wurden von der Flutkatastrophe im vergangenen Juli schwer getroffen. Auch einige Angehörige unserer Hochschule haben die Folgen der Überschwemmungen hautnah miterleben müssen. Doch trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge gab es auch hoffnungsvolle und ermutigende Momente des Zusammenhalts.

Aufräumarbeiten bei Matthias Bertram: Das Wasser ist weg, massenhaft Schlamm und Verwüstung sind geblieben.
Foto: Matthias Bertram
Antonio Knieps, Matthias Bertram und Lena Wolff haben zwei Dinge gemeinsam: Sie studieren oder lehren an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und sind mit ihren Familien vom Hochwasser persönlich immens betroffen. Wir erzählen ihre Geschichten.
Antonio Knieps studiert am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften, er kommt aus einer Winzerfamilie. Als Mitglied der Winzergenossenschaft Mayschoß im Ahrtal musste sie wie unzählige andere auch die Flutkatastrophe hautnah miterleben. Lange war unklar, ob die Weinlese dieses Jahr überhaupt stattfinden kann, denn zum einen konnten die Erntehelfer nicht anreisen, da die Unterkünfte nicht mehr bewohnbar waren. Zum anderen waren die Gerätschaften zur Weiterverarbeitung durch das Hochwasser beschädigt.
„Wir sind Hochwasser gewöhnt“, sagt Informatikprofessor Matthias Bertram aus Dernau, einem Nachbarort von Mayschoß. „Aber dass es so hoch wird, hatten wir nicht gedacht.“ Er hatte anfangs noch versucht, Haus und Hof so gut es geht vor dem Hochwasser zu sichern. Aber schnell wurde klar, dass das diesmal nicht ausreichen würde: Das Wasser stand fünf Meter auf der Straße, und der Pegel sei so schnell gestiegen, dass man dabei zusehen konnte.
Fast noch schlimmer war für Lena Wolff, Studentin der Nachhaltigen Sozialpolitik, jedoch das Aufräumen in den Tagen und Wochen nach der Flut. Sie kommt aus der ebenfalls schwer betroffenen Region Ahrweiler. Auch dort gab es knapp zwei Wochen lang weder Wasser noch Strom, und sie war viele Tage damit beschäftigt, die Häuser auszuräumen und alles wegzuschmeißen, was die Flut zerstört hat. Es sei der emotional schwerste Teil gewesen, die ganzen Dinge, an denen auch viele Erinnerungen hingen, auf diese Weise zu verlieren.
Enorme Unterstützung von nah und fern
Positiv und kraftschenkend sei dafür aber die enorme Hilfe und Unterstützung von fremden Menschen in der Zeit nach der Flut gewesen, berichten Bertram, Wolff und Knieps übereinstimmend. Ohne die ganzen freiwilligen Helfer, die zum Teil aus ganz Deutschland angereist kamen, wäre diese gigantische Aufräumaktion nicht möglich gewesen.
Und auch die Hochschule zeigte sich verständnisvoll und versuchte Studierende wie Lehrende dort zu unterstützen oder durch Sonderregelungen zu entlasten, wo es ging. Rund 30 Freiwillige aus der Hochschule folgten Antonio Knieps Aufruf und halfen bei der Weinlese.
Artikel vom 22.12.2021
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