Survivalcamp Campus Rheinbach
von Martin Leder
Eine Gruppe Forscher von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg steckte aufgrund des Hochwasser überraschend in Rheinbach fest. Auf dem Campus suchten sie Zuflucht und schafften es mithilfe von Gegenständen aus den Laboren und Kühlschränken sich ein Camp für die Nacht aufzubauen. So konnten sie sicher abwarten bis das Wasser am nächsten Tag wieder abgeflossen war.

Das Wasser steht ihm schon bis zu den Knien: Doktorand Xuan Tung Doo auf einer der Bänke im überfluteten Innenhof der Hochschule. Foto: Roman Grimmig
Für Roman Grimmig und seine Kollegen war der 14. Juli ein ganzer normaler Mittwoch an der Hochschule in Rheinbach. Nach getaner Arbeit wollten sie den Tag zusammen entspannt in der Pizzeria ausklingen lassen. Als plötzlich während des Essens die komplette Beleuchtung ausfiel, konnte noch keiner ahnen, was ihnen für ein Abenteuer bevorstand.
Aufgrund starker Regenfälle waren viele, ansonsten eher beschauliche Bäche in der Region über die Ufer getreten und hatten für massive Überschwemmungen in der ganzen Region gesorgt. Infolgedessen wurde um 18.25 Uhr ganz Rheinbach vorsichtshalber von der Stromversorgung abgekoppelt.
Dass die Überflutungen noch ein Niveau erreichen würden, das statistisch betrachtet gerade einmal alle hundert Jahre auftritt, war den Doktoranden und ihrer Professorin zu dem Zeitpunkt, als sie die Pizzeria hungrig verlassen, noch nicht bewusst. Da in der Rheinbacher Innenstadt das Wasser noch keinen bedrohlichen Pegel erreicht hatte, traten sie den Heimweg an.
Das erwies sich jedoch schnell als aussichtslos, da alle Ausfallstraßen schon tief unter Wasser standen. Mangels anderer Rückzugsorte bahnte sich die Gruppe über Umwege den Weg zum Campusgelände. Hier hatten die Wachmänner den rasant steigenden Wasserpegel schon eine ganze Zeit lang kritisch beobachtet, denn auf dem Innenhof stand bereits das Wasser.
Das Lager
Sicherheitshalber zogen sich Studierende und Professoren ins erste Obergeschoss zurück und durchsuchten Schränke nach Essensvorräten, organisierten Laborkittel zum Überziehen und Bunsenbrenner, um die gefundenen Dosensuppen aufzuwärmen. Roman Grimmig erinnert sich, dass das Lager „… ein bisschen was von Survivalcamp“ hatte.
Angst habe er persönlich nicht gehabt. Er habe darauf vertraut, dass der Abstand zur Wasseroberfläche, die sich wenige Meter unter ihnen befand, ausreiche. Professorin Margit Schulze, Co-Leiterin der Forschungsgruppe, bezeichnet die Atmosphäre in dieser Nacht als beklemmend. Ihr ist die Geräuschkulisse, also das ständige Laufen des Wassers und das Piepen der Alarmanlagen der Labore, besonders in Erinnerung geblieben. „Uns allen war in dieser Nacht schon klar, dass dieses Spektakel unseren Campus noch sehr lange beschäftigen wird.“
Der Morgen danach
So schnell das Wasser gekommen war, war es auch wieder abgeflossen. Am nächsten Morgen konnte die Gruppe sicher wieder nach Hause fahren. An der Hochschule wurde niemand verletzt.
Weiterführende Links:
Schadensbilanz:
idart 6154
Pressemitteilung der Hochschule
Artikel vom 20.12.2021
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