von Eva Tritschler
Jenny Warling geht zur Sache: Bei der Karate-Europameisterschaft holte sie zwei Silbermedaillen. Foto: privat
„Leider ist Karate keine olympische Disziplin“, bedauert Jenny Warling, denn eine Olympiateilnahme wäre ein Traum. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit dürfte zudem beim Gewinn einer Olympiamedaille vermutlich auch größer sein, als bei anderen Wettkämpfen. In diesem Jahr gewann die 20-Jährige bereits in der Altersklasse U21 den Vize-Europameistertitel, EM-Silber in der Leistungsklasse („internationale Senioren“) und schließlich im Juni ebenfalls die Silbermedaille bei den Studierenden-Weltmeisterschaften in Montenegro. Dort ist sie in der Kategorie Kumite Damen (bis 55 kg) angetreten.
Gutes Zeitmanagement erforderlich
Rund 30 Starts stehen jährlich im Sportkalender der Luxemburgerin, bis zur Weltmeisterschaft in Bremen im November sind es noch fünf Turniere unter anderem in Japan und in der Türkei.
Es ist nicht ganz einfach, Sport und Studium unter einen Hut zu bringen, aber Jenny Warling gelingt es. Die Klausur zwei Tage nach dem Gespräch mit dem „doppelpunkt:“ hat sie jedenfalls bestens bestanden. „Ich habe in Rheinbach gut Anschluss gefunden“, sagt Warling, die in diesem Sommer in Luxemburg ein Laborpraktikum absolviert, und betont: „Wir bleiben in Verbindung, auch wenn jemand aufhört.“ Und ihre Kommilitonen unterstützen sie, drücken ihr für Wettkämpfe die Daumen und holen sie auch schon mal vom Flughafen ab.
Die Hochleistungssportlerin trainiert beim Verein Vulkan Budo Voreifel in Mayen-Mendig, startet aber für Luxemburg, und hat in Mayen einen guten Trainer, selbst erfolgreicher und erfahrener Karatekämpfer.
Angst nein, Respekt ja
Warling ist zwar auch schon einmal bei einem Wettkampf k.o. gegangen, aber das passiert normalerweise nicht. Denn die Kategorie Kumite bedeutet zwar freies Kämpfen, bei dem man den Gegner berührt, aber sich keine Verletzungen zufügt. Geschlagen wird mit Armen und Füßen, die Ziele sind Kopf, Bauch und Rücken. Die Sportler tragen Bodyprotektoren, Fuß- und Schienbeinschoner. Im Bewusstsein ihres Könnens hat Jenny Warling deshalb keine Angst, wohl aber Respekt vor ihren Gegnern.
Was in dem Film „Karate-Kid“ passiert, hat im wesentlichen übrigens nichts mit Karate zu tun, sagt Jenny Warling: „Das ist hauptsächlich Kickboxen.“ Beim Karate liege die Hauptarbeit mit rund 70 Prozent Anteil auf Händen und Armen, beim Kickboxen zu 70 Prozent auf den Beinen – wie eben in dem Film. Trotzdem würde sie nie irgendwelche Steine oder Holzbalken mit der Handkante zerschlagen. Sich auf den Punkt zu konzentrieren, das habe sie aber durchaus dem Training zu verdanken, und das helfe auch beim Lernen.
Da geht noch was...
Sportlich hat die Forensik-Studentin noch einiges vor, denn „bis 30 kann man Karate als Leistungssport betreiben, 27 oder 28 sind das ideale Alter“. Das weiß sie nicht zuletzt, weil auch beide Eltern Karate machen. Kein Wunder also, dass auch der 18-jährige Bruder diesem Sport nachgeht.
Und zwar sei Karate nicht olympisch, aber 2015 finden in Aserbeidschan die ersten Europaspiele in Baku statt, im März startet Warling dazu bei der Europameisterschaft in der Türkei, um sich für Baku zu qualifizieren.
Und wenn es nicht um Karate oder Studium geht, spielt Jenny Warling unter anderem mit Freunden in Luxemburg ein wenig Fußball.
Artikel vom 11.08.2014
Nutzen Sie die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe des "doppelpunkt:" zweimal jährlich zu beziehen und bereits veröffentliche Ausgaben nachzubestellen. mehr...