von Malte Emmerich
Ausnahmsweise durften auch die Eltern bei einer Veranstaltung der Kinderuni dabei sein – und sie nutzten es. Das Radioteleskop des MPI für Radioastronomie in Effelsberg war eine Attraktion. Foto: Eva Tritschler
Dieses Studium beginnt schon lange vor dem Abitur. Die Rede ist von der Kinderuni Rhein-Sieg, die sich im abgelaufenen Semester zum dritten Mal großen Zuspruchs erfreute. Allein an Veranstaltungen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nahmen in den drei Jahren etwa 500 Kinder teil. Im Schuljahr 2016/17 geht die Kinderuni dann „Voller Energie“ in eine neue Runde.
Im abgelaufenen Schuljahr lautete das Motto der Kinderuni, die von Alanus-Hochschule (Alfter), Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erstmals auch der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD Sankt Augustin durchgeführt wurde, „Von nah bis fern“. Die insgesamt neun Vorlesungen und Workshops führten die Forscher im Alter von acht bis zwölf Jahren auf verschlungenen Wegen in bekannte und unbekannte Welten: Sie blickten auf das ganz Kleine direkt vor unserer Nase und ins ferne Weltall.
Im Institut für Visual Computing am Campus Sankt Augustin zeigte Professor André Hinkenjann den neugierigen Teilnehmern sogar Dinge, die in dem Moment nicht unmittelbar greifbar waren. Er machte ihnen anhand von Beispielen Computergrafik erlebbar und entführte die Kinder in eine virtuelle Realität.
Kinderfragen haben es oft in sich
Im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften ging es ganz praktisch zu. Irina Marschall machte nach einer Einführung in die Mikroskopie praktische Übungen. Dazu hatten die Kinder winzige, oder wenigstens kleine Dinge mitgebracht. Kiesel, Blätter, Blüten und andere „Kleinigkeiten“ kamen da aus den Hosentaschen zu Tage. Der Detailreichtum, der beim Blick durchs Mikroskop erkennbar war, begeisterte die Kinder. Manche erzählten, sie hätten so etwas auch schon zuhause oder in der Schule gesehen.
Der Höhepunkt dürfte der Ausflug zum Radioteleskop des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Effelsberg gewesen sein. Das war auch für die Eltern ein Spektakel, denn Professor Bernd Klein lenkte den Blick in die Weite unserer Galaxie. Es ging unter anderem um Pulsare, und im Vortrag wurden die Wellen dieser kosmischen Leuchtfeuer hörbar gemacht. Greifbar wurde das Thema durch Vergleiche: Um einen Würfel aus Pulsarmaterial mit einer Kantenlänge von einem Zentimeter aufzuwiegen, bedarf es acht ausgewachsener Elefanten von je acht Tonnen Gewicht. Klein weiß aus Erfahrung, dass für Kinder nichts selbstverständlich ist und es für den Dozenten eine Herausforderung sein kann, die vielen Warums leicht verständlich zu beantworten. Mit „das ist halt so“ kann niemand Kindern zufriedenstellen.
Am Ende überreichte Bernd Klein sechs Kinderuni-Diplome an „Absolventen“, die vier Veranstaltungen besucht hatten.
Weiterführender Link:
Website der Kinderuni Rhein-Sieg
Artikel vom 29.07.2016
Nutzen Sie die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe des "doppelpunkt:" zweimal jährlich zu beziehen und bereits veröffentliche Ausgaben nachzubestellen. mehr...