von Jonas Berger
Hochleistungssportler Sebastian Bachmann studiert im 2. Semester Wirtschaftsinformatik am Campus Sankt Augustin. Foto: Jonas Berger
Sebastian Bachmann ist einer der erfolgreichsten Florettfechter Deutschlands und studiert im 2. Semester Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Momentan, das ist die Saison 2013/2014, belegt er den 4. Platz der Rangliste des Deutschen Fechterbundes (DFB).
Bachmann gewann mit dem Fechtclub Tauberbischofsheim und dem Olympia Fechtclub Bonn (OFC) fünfmal die deutsche Meisterschaft, erhielt 2009 Bronze mit der Mannschaft bei den Europameisterschaften und Silber bei der Weltmeisterschaft 2011. Bei den Olympischen Spielen 2012 schaffte er es mit der Mannschaft, die Bronzemedaille zu erfechten. 2013 wurde Sebastian Bachmann Mannschaftseuropameister in Zagreb.
Bachmanns Geburtsort Tauberbischofsheim ist seit 1988 die Hochburg des Florettfechtens. Im Damenflorett wurden damals viele Medaillen geholt, da der Fechtclub eine der besten Waffen hatte. So hat sich in der Kreisstadt mit der Zeit auch ein Olympiastützpunkt etabliert.
Die Kreisstadt des Main-Tauber-Kreises erfuhr dadurch einen Hype um den Fechtsport. Der Verein bekam Zuwachs, und so wandte sich auch der jetzt 27-jährige Sebastian Bachmann schon in jungen Jahren diesem Sport zu. Er trat bis 2008 für den Fechtclub Tauberbischofsheim an, anschließend bis Ende 2012 für den OFC, und nun wieder für seine Heimmannschaft.
Einige Regeln
Florettfechten ist ein sehr komplizierter Sport. Es wird eins gegen eins gekämpft. Die jeweiligen Waffen, die Florette, und die Schutzkleidungen sind elektronisch mit einem Zähler, der Meldeanlage, verbunden. Pro Körpertreffer – das heißt vom Schritt bis zum Hals – gibt es einen Punkt. Kopftreffer und Armtreffer werden nicht gezählt, geben aber auch keinen Punkteabzug. Zudem gibt es ein Angriffs- und Verteidigungsrecht, das Paraderecht. Wenn einer den ersten Schritt nach vorne macht, hat er das Angriffsrecht. Der Gegner muss mit einem Klingenschlag das Angriffsrecht erkämpfen. Das ist ähnlich wie beim Schach: Es geht Zug um Zug, nur sehr viel schneller. Angesichts der vielen Regeln und der Schnelligkeit des Sports ist er allerdings für Zuschauer nur schwer zu verfolgen. Darin sieht Sebastian Bachmann auch einen Grund, warum Fechten eine Randsportart sei.
Neben dem Sport interessiert sich Bachmann für Wirtschaftsinformatik. Hier zählt für ihn das Komplettpaket: Die Verknüpfung zwischen Wirtschaft, Technik und Informatik war für ihn der ausschlaggebende Grund, diesen Studiengang zu wählen. Bevor er an die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wechselte, hatte er schon an der Fachhochschule Köln studiert. Doch aufgrund der Nähe zu seinem derzeitigen Wohnsitz entschied er sich im Wintersemester 2013/2014 für den Hochschulwechsel nach Sankt Augustin.
Sport geht vor Studium
Sport und Studium zu verbinden, ist für Sebastian Bachmann schwierig. Da er viel reisen muss und bis zu sechs Tage in der Woche trainiert, gelingt es ihm selten, alle Kurse zu besuchen. Um den Stoff zu lernen, bleibt meist wenig Zeit, sodass er sich oft erst ein paar Tage vor der Klausur den Stoff anschauen kann. „Beim Programmieren muss man immer am Ball bleiben, damit man irgendwann die vielen verschiedenen Befehle auswendig kann.“
Seine wenige freie Zeit verbringt er mehr mit Lernen als mit sozialen Aktivitäten. Bachmann: „Wenn andere feiern gehen, muss ich mir die Bücher schnappen.“
Über die Frage, ob man mit Fechten seinen Lebensunterhalt verdienen kann, muss Sebastian Bachmann schmunzeln: „Es ist schwer mit dem Fechten, Geld zu verdienen und Sponsoren zu finden. Der Sport ist einfach nicht medienrelevant.“ Mit dem Fechten verdient sich Sebastian Bachmann eher ein kleines Taschengeld.
Doch seine Träume zielen durchaus auch auf einen besseren Verdienst durch den Sport ab. Größere und wichtigere Meisterschaften wie die Olympischen Spiele oder die Weltmeisterschaft zu gewinnen, stehen für ihn vor dem Studium. „Für mich geht noch der Sport vor. Mein Ziel ist jetzt erstmal Rio 2016“, so Bachmann.
Angst, dass der Sport ihm irgendwann keinen Spaß mehr macht, hat er nicht. Er ist der Meinung, wenn man etwas will, lohne es sich auch, dafür die Zähne zusammenzubeißen.
Artikel vom 16.07.2014
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