Von Johannes Goering
Segel auf hoher See schärft den Professorenblick. Foto: Dirk Biermann
Ein Klischee besagt, dass die meisten Professoren neben dem Alltag in der Fachhochschule viel lesen, schreiben und sich weiterbilden. Die Realität zeigt jedoch, dass sie sich auch sportlich betätigen. Und wer jetzt denkt, dass bei Bücherwürmern nur Joggen auf dem Programm steht, hat sich geirrt.Professor Kurt-Ulrich Witt etwa, Dekan des Fachbereichs Informatik und Direktor des Bonn-Aachen International Center for Information Technology, ist erfolgreicher Diskuswerfer. Und sein Kollege Erwin Prassler, Professor für Autonome Systeme im Fachbereich Informatik, betreibt in seiner freien Zeit ungewöhnliche Sportarten: Seit zwei Jahrzehnten ist er begeisterter Hochseesegler, seit zehn Jahren nimmt er außerdem regelmäßig an Triathlon-Wettbewerben teil. Er startet pro Jahr sogar bei sechs Wettkämpfen, wenn es seine Zeit erlaubt.
Deutscher Meister von der FH
Witt wurde mit 15 Jahren von seinem Sportlehrer an den Wurfsport herangeführt. „Mein Lehrer sagte damals, dass ich sehr kräftig sei und mal beim Kugelstoßen mitmachen solle“, erzählt Witt. Da Kugelstoßen und Diskuswerfen vom Training und der Technik ähnlich sind, stieg er von der Kugel auf die Wurfscheibe um. Seitdem ist Witt dem Diskussport treu geblieben.
Dieses Jahr errang er mit seiner Mannschaft in der Altersklasse von 50 bis 55 sogar die deutsche Meisterschaft. Mit einer Wurfweite von 43,9 Metern trug Witt seinen Anteil zum Erfolg bei. Witt: „Jahrelang waren wir im Verein nur Dritter, Zweiter und dann wieder Dritter. Dieses Jahr haben wir es in einem spannenden Wettkampf dann endlich geschafft, Erster zu werden.“ Wenn es die Zeit zulässt, wird Witt auch kommendes Jahr wieder um den Mannschaftstitel mitwerfen.
Segeln und Triathlon statt Rauchen
Prassler segelte vor ungefähr 20 Jahren zum ersten Mal in einer Jolle, einem sehr kleinen Segelboot. Begeistert von diesem Sport machte er den Segelschein und segelte von da an ein- bis zweimal pro Jahr in verschiedenen Gewässern. „Wenn man auf dem Wasser ist, kann man richtig genießen und sich entspannen“, begründet Prassler seine Zuneigung zum Segelsport. An Regatten hat er aber nur selten teilgenommen – anders als bei seinem zweiten Hobby, dem Triathlon: Prassler nimmt jährlich an bis zu sechs Wettkämpfen teil.
Sein schönster und zugleich härtester Wettkampf war der „Immenstadt-Triathlon“. „Nach zwei Kilometern in eiskaltem Gebirgswasser fährt man 105 Kilometer Fahrrad über mehrere Berge und läuft dann noch 21 Kilometer“, beschreibt Prassler diesen Triathlon. Erstaunlich angesichts dieser Leistungen ist, dass der Professor früher starker Raucher war und nur deswegen angefangen hat zu Laufen.
Leichtathletin mit Pech
Vor den Leistungen ihrer Professoren müssen sich die Studierenden allerdings nicht verstecken: Katrin Beck beispielsweise, Technikjournalismus-Studentin im ersten Semester, war als Kind Leistungssportlerin. Sie sprintete und übersprang Hürden auf einer Distanz von 60 Metern. Zudem rannte sie noch beim 800-Meter-Lauf mit. „Mein Vater war Leichtathlet und als Kind war ich schon immer dabei“, erzählt Beck über ihre Anfänge im Sport. In Wettkampfzeiten hat sie dann viermal pro Woche trainiert, während sie in den anderen sechs Monaten jede Woche zweimal zum Training ging. Pro Jahr nahm sie an ungefähr 15 Wettkämpfen teil und wurde nordbayrische und mittelfränkische Meisterin. Die junge Karriere ging jedoch früh in die Brüche: „Mit 13 Jahren stieß ich beim Training mit dem Knie gegen die Hürde und meine Kniescheibe verrutschte. Außerdem zog ich mir einen Kreuzbandriss zu“, berichtet Beck.
Das zumindest ist ein Trost für alle Nicht-Sportler an der Hochschule: Das Verletzungsrisiko beim Lesen ist viel geringer.
Artikel vom 09.02.2006
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