Für alle Fälle Christel Fischer
Von Eva de Lubomirz
Morgens halb zehn an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg. Christel Fischer, Mitarbeiterin der ersten Stunde sitzt bereits seit zwei Stunden am Empfang und hat wie immer alle Hände voll zu tun.

Christel Fischer: Immer zu haben für einen kleinen Flirt. Foto: Frank Seidel
Mit dem morgendlichen Studentenstrom kommen die ersten Fragen: Haben Sie ein Pflaster? Wann kann ich in den Betraum? Was gibt es heute in der Mensa? Schlüssel werden vergeben, das Telefon klingelt bereits das zehnte Mal. Post und Pakete müssen geordnet werden. Und dennoch verliert Christel Fischer eines nicht: Ihr Lächeln!
„Ich denke, dass eine meiner großen Stärken ist, immer freundlich zu bleiben.“ Für einen kleinen Flirt und einen Plausch zwischendurch ist sie immer zu haben, natürlich nur wenn die Zeit es erlaubt. Ein Student nähert sich aufgeregt dem Empfang. Der Automat mit den Tütensuppen ist defekt. Gleichzeitig kommt ein Feuerwehrmann und möchte seinen Pieper. Es klingelt, ruft und piept. Trotz aller Hektik bleibt sie gelassen und nimmt es mit Humor.
Christel Fischer wurde in Treptow geboren. Vor 40 Jahren lernte sie ihren Mann Arno in Siegburg kennen und lieben. Durch ihn wurde sie nach Winterscheid verschlagen. Dort eröffnete das Ehepaar Fischer 1968 eine Tankstelle. 20 Jahre später wurde die Tankstelle verkauft. Weil ihre zwei Kinder längst auf eigenen Füßen stehen, widmet sie sich nun in ihrer Freizeit den vier Enkelkindern.
„Nach der Arbeit muss ich erstmal eine Stunde abschalten, kein Telefon, keine lauten Geräusche“, sagt Christel Fischer. Für den nötigen Ausgleich schwingt sie sich auch gerne und oft aufs Fahrrad und radelt sogar bis an die Mosel.
Den FH-Stress nimmt sie aber gerne in Kauf. Mit ihren beiden Kolleginnen Giesela Malcher und Renate Morak ist sie auch privat befreundet. Studenten und Beschäftigte hat sie von Anfang an in ihr Herz geschlossen. Immerhin kennt sie wirklich so gut wie jeden in der FH.
Durch einen Zufall ist sie 1995 an den Empfang des Frauenhofer Instituts in Sankt Augustin gelangt. Christel Fischer erinnert sich gerne: „Ich habe mich damals einfach bei Interschutz beworben und die haben mir direkt gesagt, ich solle morgen anfangen.“ Nach sechs Jahren folgte der fließende Übergang in die FH.
Seit mehr als zehn Jahren ist sie hier wie sie selber sagt, „das Mädchen für alles.“ Und sie ist es gerne. Drei- bis fünfmal die Woche hat sie Dienst. Pünktlich um halb acht werden die Nachtwächter abgelöst. Linda Müller bringt auch schon mal den Kaffee und nachdem die Bäckchen im Hinterraum gepudert sind, geht es direkt los. „Täglich warten neue Aufgabengebiete. Ich bin immer auf der Hut“, scherzt sie. Am liebsten möchte Christel Fischer nie aufhören. Ihr Mann hat schon gesagt: „Eines Tages werde ich sie wohl aus der FH prügeln müssen.“ Recht hat er.
Artikel vom 17.07.2006
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