Im Porträt: Susanne Kundmüller-Bianchini
von Gaby Kasper
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete Susanne Kundmüller-Bianchini erst einmal zehn Jahre lang für Verlage. Dann entschied Sie sich, trotz inzwischen vorhandener eigener Familie, für ein weiters Studium. Mit Erfolg schafft sie es, den verschiedenen Anforderungen, privat wie beruflich, gerecht zu werden.

Susanne Kundmüller-Bianchini: Ihr Privatleben könnte als Romanvorlage dienen. Foto: Jochen Weber
Hauptsache Bücher
Die Liebe zu Büchern hat Susanne Kundmüller-Bianchini an die FH Bonn-Rhein-Sieg geführt. Diese Liebe sei ihr wohl in ihre Stuttgarter Wiege gelegt worden, sagt die stellvertretende Bibliotheksleiterin. Schon während ihres Anglistik-, Politik- und Slawistikstudiums arbeitete sie für Verlage als Lektorin und Rezensentin englischsprachiger Literatur.
Wie ein LiebesromanIhr Privatleben könnte als Romanvorlage dienen: Bei einem Kurztrip nach Paris traf sie mitten auf dem Montmartre ihren künftigen Ehemann – einen Australier mit italienischen Vorfahren, der sich zeitweise in London aufhielt und nur an diesem einen Wochenende Paris besuchte. Susanne Kundmüller absolvierte anschließend ein Auslandssemester in Birmingham, der „Zukünftige“ verlängerte seine regelmäßigen London-Aufenthalte; noch vor Abschluss ihres Studiums konnten sich die beiden über Zwillinge freuen.
Erfolgreich
Neben der Kindererziehung her übersetzte Susanne Kundmüller-Bianchini Nach dem Studienabschluss freiberuflich englischsprachige Bücher ins Deutsche. Ihr Ehrgeiz dabei war es, möglichst authentisch zu übersetzen, wozu sie sich immer neu mit Umgebung und Rolle der Protagonisten vertraut machen musste. Manchmal eine knifflige Aufgabe, zum Beispiel, als sie sich in einen Kricketspieler hinein versetzen wollte und sich dazu zunächst die Regeln des Spiels aneignen musste. Leserinnen ihrer Übersetzung „Ist mein Hintern wirklich so dick" äußern sich lobend über das Buch. Es sei schlagkräftig, spritzig und schnell geschrieben, mache Lust aufs Weiterlesen. Susanne Kundmüller versteht es offensichtlich, „Britischen Humor" rüberzubringen.
Charmante DurchsetzungskraftAls sich 2001 eine Verschlechterung der Auftragslage abzeichnete, las sie einen Zeitungsbericht über den Aufbaustudiengang „Höherer Bibliothekarsdienst“ an der FH Köln. „Die Zeit war reif für Veränderungen“, so Susanne Kundmüller-Bianchini im Rückblick – deshalb nahm sie das zweijährige Studium in Angriff. Familie, Praktikum, Studium, Übersetzungen und eine halbe Referentenstelle an der Universitätsbibliothek in Essen erforderten Ausdauer und Organisationstalent. „Diese Zeit war ein bisschen hart“, gesteht sie lächelnd. Pünktlich mit ihrem zweiten Abschluss gab sie auch ihre – so Susanne Kundmüller-Bianchini wörtlich – „letzte Übersetzung“ ab. Im November 2003 trat sie dann die Stelle in Sankt Augustin an.
Glücksfall FH oder Glücksfall für die FH
Nach ihren Erfahrungen in der großen, rein wissenschaftlich aufgebauten Unibibliothek in Essen ist Susanne Kundmüller-Bianchini besonders glücklich darüber, in der Hochschul- und Kreisbibliothek in Sankt Augustin gelandet zu sein. Während es in Essen „eine feste Hierarchie und vorgegebene Arbeitsbereiche“ gegeben habe, sei die Arbeit an der FH „vielseitiger und persönlicher“, sagt Susanne Kundmüller-Bianchini. Die hiesige Bibliothek sei zwar die kleinste wissenschaftliche Bibliothek in Nordrhein-Westfalen, ein besonderer Reiz liege aber darin, dass sie zugleich Kreisbücherei sei. Ein breiter gefächertes Ausleihangebot, Kunstausstellungen und Lesungen erweitern das Aufgabengebiet der Bibliothekarin. Augenblicklich befindet sich eine Filmothek mit Spielfilmklassikern und Literaturverfilmungen im Aufbau.
Für ihre persönliche Zukunft wünscht sich Susanne Kundmüller-Bianchini keine großen Veränderungen, nicht nur wegen der Kinder. Erst im Alter, vielleicht: „Australien hat mir bei meinen Besuchen gut gefallen.“
Artikel vom 09.12.2004
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