Nachruf auf Professor Dr. Alfred Krupp
von Eva Tritschler
Kam Professor Dr. Alfred Krupp von weitem auf einen zu, sah man einen drahtigen, sportlichen Mittvierziger. Erst wenn er einen fast erreicht hatte, bemerkte man, dass er doch nicht mehr so jung war, wie er allerdings im Gespräch immer noch wirkte, vielleicht auch wegen der Lachfalten.

Vollblut-BWLer und Ingenieur, Familienmensch und passionierter Teetrinker. Das alles und noch viel mehr kennzeichnete Professor Dr. Alfred Krupp. Foto: Eva Tritschler
Seit März 1999 lehrte Krupp Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Unternehmensführung am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften am Campus Sankt Augustin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Nun ist Professor Dr. Alfred Dieter Krupp am 13. Januar 2018 im Alter von nur 64 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
Als Alfred Krupp kannten ihn Studierende und Kollegen. Dieter Krupp war er für seine Familie. Was nach einer strikten Trennung von Berufs- und Privatleben klingt, traf in Wirklichkeit nicht zu. Tatsächlich hatte er sozusagen zwei Familien, denn er war ein totaler Familienmensch, der sehr an seiner Arbeit gehangen hat. Die Hochschule war seine zweite Familie.
Als Vollblut-BWLer mit viel Humor und einem trockenen Witz wurde er bezeichnet. Dabei wies sein fachlicher Werdegang nicht wirklich gradlinig in diese Richtung. Denn zunächst wurde er Ingenieur, studierte Elektrotechnik und wollte dies sinnvoll ergänzen. So schloss er ein Studium als Wirtschaftsingenieur ab und dann noch eines zum Diplom-Kaufmann. Nun war er angekommen, schrieb seine Doktorarbeit und wurde an der Universität zu Köln promoviert. Es folgten berufliche Stationen in diversen Führungspositionen, unter anderem als kaufmännischer Geschäftsführer oder Beirat in mehreren internationalen Maschinen- und Anlagenbauunternehmen.
Ein Leben im GleichgewichtDann legte er den Schalter um und bewarb sich erfolgreich an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf die Professur Unternehmensführung. Nun hatte er die Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie, mit seiner Frau und den zwei Kindern, die inzwischen längst erwachsen sind, verbringen zu können. Die gemeinsamen Urlaube, zuletzt im Sommer 2017 bleiben in bester Erinnerung. Die gewonnene Zeit füllte auch seine Hochschulfamilie: Bücher und Fachartikel schreiben zählte zu seinen Hobbys, die Sankt Augustiner Controlling-Tagung, die in diesem Jahr zum 12. Mal stattfindet, geht auf seine Initiative zurück, er war von Beginn an Evaluationsbeauftragter des Fachbereichs und arbeitete in der hochschulweiten Kommission für Qualitätsmanagement mit. Die Forschungsaktivitäten Professor Krupps gingen weit über seinen Lehrstuhl hinaus. Seine internationale Erfahrung verband er mit Forschungsprojekten zum Veränderungs- und Logistikmanagement und zur interkulturellen Kompetenz.
Er hat auch für die Studierenden gelebt und sie unterstützt. Seine Menschlichkeit und Verbundenheit erfuhren ein lautes Echo: Als Alfred Krupp schon so schwer erkrankt war, dass er keine Vorlesungen mehr halten konnte, erhielt er fast täglich von seinen Studierenden Briefe. Und jeder einzelne enthielt neben den Genesungswünschen einen Teebeutel. Tee war sein Getränk, das wusste im Fachbereich jede und jeder.
Was weniger bekannt war: Sein sportliches Äußeres täuschte. Er fuhr zwar gern Ski und wanderte, war aber insgesamt eher unsportlich. Über den gegenteiligen, eingangs formulierten Eindruck hätte er vermutlich herzlich gelacht.
Artikel vom 01.02.2018
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