Philantropher Hobby-Autor
von Tim Metternich
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht“, antwortet Richard Jäger auf die Frage, wie er die erste Zeit als Professor der Forensischen Biologie am Campus Rheinbach empfindet. Angekommen ist er, akklimatisiert hat er sich größtenteils auch, aber für die Einrichtung seines Büros blieb noch keine Zeit.

Logischer Schritt vom Labor an den Schreibtisch: Richard Jäger. Foto: Tim Fix
„Teilweise sitze ich bis 20 Uhr in der Hochschule, weil ich Sachen vorbereiten muss“, berichtet Jäger. Spaß an der Arbeit hat er jede Sekunde – das möchte er auch seinen Studierenden vermitteln.
Schon 2002 war der heute 48-jährige Karlsruher im Raum Bonn tätig. Er hatte eine Postdoktorandenstelle am Pathologischen Institut. Jetzt freut er sich, wieder in Bonn zu sein. Nachdem Jäger 1992 sein Diplom in Zoologie und Genetik bei Dr. Hans Weiher erhalten und fünf Jahre später seine Promotion mit summa cum laude abgeschossen hatte, standen ihm viele Wege offen. Dass er 20 Jahre später wieder auf Hans Weiher treffen würde, war eine große Überraschung: „Jetzt sind wir hier an der Hochschule Kollegen, die Welt ist halt klein.“
Seine Geschichte mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist eine ganz eigene. Rund ein Jahr nach seiner Bewerbung wurde er gefragt, ob er noch Interesse an einer Professur habe. „Ich war erschrocken“, sagt er heute mit einem Lachen. Über zwei Jahre seines Lebens verbrachten Jäger, seine Frau und die beiden Kinder zuvor im irischen Galway – nur eine von seinen vielen Postdoktorandenstellen. Obwohl er sich in Deutchland beworben hatte, war er lange unsicher, ob dieser Schritt der richtige sei: „Meine Familie hat sich in Irland sehr wohl gefühlt, wir haben immer noch Freunde dort.“
Das Bedürfnis nach Sicherheit war dann aber wohl der Hauptgrund, die Professur anzunehmen. In Irland wurden die Gehälter von Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesenkt – „In Deutschland wäre so etwas undenkbar“, ist sich Jäger sicher. Mittlerweile ist sein Alltag in Rheinbach einigermaßen geregelt: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich zu hohe Ansprüche hatte, da ich vorher mit Doktoranden zusammengearbeitet habe“, sagt er. Aufgrund seiner langen Praxiserfahrung will er sehr anwendungsbezogen lehren.
Den Schritt vom Labor an den Schreibtisch empfindet Jäger als logisch. „Früher war ich dafür bekannt, keine Fehler zu machen. Aber gerade im Labor kann so viel passieren, deshalb soll die nächste Generation dort ihren Spaß haben.“ Spaß hat Jäger selbst jetzt als Dozent – aber auch zu Hause. Er selbst beschreibt sich als Philanthrop. Und der Eindruck bestätigt sich: Mit einem Strahlen in den Augen erzählt er von seinen Leidenschaften: Philosophie, klassische Musik und Kurzgeschichten. Eigentlich schreibe er nur seine Gedanken auf, so Jäger – aber das Nachdenken über Bewusstsein reize ihn: „Was denkt der Fisch im Aquarium?“
Seine Gedanken und Theorien bringt Richard Jäger in die Form von Kurzgeschichten, die er zum Kauf anbietet. Allerdings eher um zu teilen, als um zu verdienen. Jäger: „Es ist eine ungemeine Befriedigung, eine runde Sache zu schreiben.“ Bewusst, dass er Biologie spannend findet, wurde ihm erst spät, denn in der Schule hatte er das Fach noch abgewählt.
Artikel vom 07.07.2013
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