„Campus to World“ als Teil eines Prozesses
Interview: Verena Mechau
Das Projekt „Campus to World“ der Hochschule ist eines der deutschlandweit 29 Vorhaben, die 2017 durch die Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule" zur Förderung über fünf Jahre ausgewählt wurde. Mit „Campus to World“ möchte die Hochschule ihre Transferaktivitäten langfristig ausbauen. „doppelpunkt:“ sprach mit Projektleiter Udo Scheuer über die hochschulpolitische Bedeutung des Projektes auch über die Laufzeit hinaus.

Udo Scheuer: Projektleiter von „Campus to World“ und Vizepräsident Regionale Entwicklung, Transfer und Innovation. Foto: Eric Lichtenscheidt
Unternehmen, Bürger sowie Kommunen sollen umfassender über das wissenschaftliche Know-how der Hochschule informiert und für Kooperationen gewonnen werden. Im Mittelpunkt steht die Interaktion, eine Vernetzung mit der Gesellschaft durch den Wissenstransfer. Dabei liegt der Fokus auf Partnerschaften in der Region. Das Projekt zielt somit also auf einen Mehrwert für Unternehmen und Gesellschaft.
doppelpunkt: Welche strategische Bedeutung hat „Campus to World“ für die Hochschule?Udo Scheuer: In drei Sätzen: Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist in Forschung und Lehre außerordentlich gut aufgestellt und anerkannt. Transfer ist der „missing link“, mit dem wir diese Kernbereiche wirksam mit Wirtschaft und Gesellschaft verknüpfen – eine Domäne der Hochschulen für Angewandten Wissenschaften. „Campus to World“ gibt den Schub, uns konzeptionell, organisatorisch und operativ noch stärker darauf auszurichten.
doppelpunkt: Worin liegt konkret der Mehrwert bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen, Kommunen und Bürgern und welche Impulse erwarten Sie für die Region?Scheuer: Der Mehrwert fällt natürlich je nach Zielgruppe unterschiedlich aus: Bei Unternehmen geht es zunächst um Innovation und Technologietransfer sowie das Thema Fachkräfte. Dabei sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung die Megathemen, bei denen das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft für den Standort Deutschland von großer Bedeutung ist.
Kommunen und Kreise sind heute Akteure in großen Transformationsprozessen. Einerseits sind sie unmittelbar beteiligt bei der Gestaltung des Strukturwandels mit seinen vielfältigen Herausforderungen, andererseits unterliegen sie selbst einem Transformationsprozess aufgrund sich verändernder Anforderungen wie der zunehmenden Digitalisierung. Hier ist die Hochschule wichtige Partnerin in der Beratung von Kommunen, aber auch von Kammern und Verbänden. Je besser die Zusammenarbeit von kommunaler Seite strategisch angelegt ist, desto erfolgreicher begleitet die Hochschule die Gestaltung des Strukturwandels vor Ort.
doppelpunkt: Was gibt es bereits an Beispielen für die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit?Scheuer: Mit dem Zentrum für Angewandte Forschung (ZAF), dem Science Campus und dem Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer stärken wir die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Wissenschaft. Mit den sogenannten Kommunalen Innovationspartnerschaften verlängern wir die Reichweite der Hochschule in den ländlichen Raum. Hier sind wir vielfältig aktiv.
Die Bürgerwissenschaften bieten uns einen neuen Kanal des Austauschs. Aus Bürgerfragen werden Forschungsfragen – und die Antworten aus der Forschung speisen wir wieder zurück. Und dies sowohl zu technischen Themen als auch zum großen Feld der Nachhaltigkeit mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung.
In der Summe leisten wir damit einen erheblichen Beitrag für die Weiterentwicklung unserer Region und stärken sie im Bewusstsein, dass im Sinne der „Regionalen Internationalität“ unsere Region nicht für Kirchturmdenken steht, sondern für globale Netzwerke und globalen Wettbewerb. Insofern hat der Transfer immer eine internationale Komponente, die wir ausbauen wollen.
doppelpunkt: Welche Impulse hat das Projekt bereits jetzt innerhalb der Hochschule gesetzt?Scheuer: Das Projekt ist keine isolierte Aktivität, sondern Teil eines Prozesses, den wir 2017 mit unserer Transferstrategie eingeleitet haben und anhand des neuen Hochschulentwicklungsplans gezielt vorantreiben. Das Thema Transfer ist nun wieder auf Ebene der Hochschulleitung etabliert.
„Campus to World“ versetzt uns in die Lage, Dinge konkret erproben und umsetzen zu können. Transfer ist nach meiner Einschätzung in der Hochschule als Thema angekommen. Wir haben einen viel deutlicheren Blick darauf, welche Facetten des Transfers wir heute schon abdecken, und haben viele Aktivitäten über die Teilvorhaben bereits vernetzt. Als Beispiel sei nur die Verzahnung der Bürgerwissenschaften mit dem Visualisierungszentrum oder den Innovationspartnerschaften genannt; ebenso das zentrale Netzwerkmanagement. „Campus to World“ hat sicher auch zur positiven Entwicklung im ZAF und beispielsweise der Kooperation mit DLR zur „Sicherheit terrestrischer Infrastrukturen“ beigetragen. Künftig richten wir unseren Blick noch stärker nach außen, um über die einzelnen Projektpartner hinaus die ganze Region mitzunehmen.
doppelpunkt: Das Projekt läuft noch bis Ende 2022. Wenn Sie heute einen Blick ins Jahr 2023 wagen: Wie wird das Projekt Forschung und Transfer der Hochschule dauerhaft verändert haben? Scheuer: Im Jahr 2023 hat uns die „Innovative Hochschule“ in die Lage versetzt, vorhandene Ideen in Forschung und Transfer zu erproben und neue Ideen und Maßnahmen zu entwickeln. Außerdem ermöglichen es neue Strukturen, die Akteure in der Hochschule bei ihren Transfervorhaben zu unterstützen und externe Partnerschaften gezielt zu entwickeln. Vor allem haben wir 2023 den Transfer sichtbarer gemacht. Er ist in der Mitte der Hochschule angekommen und wird außerhalb sehr stark wahrgenommen.
Weiterführende Links:Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“Projektübersicht „Campus to World“
Artikel vom 11.03.2021
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