Karl Kirschner und der International Chair
von Clemens Wagner
„Türen öffnen.“ So interpretiert Karl Kirschner, der seit September 2017 den International Chair hält, seine Aufgabe. Der Amerikaner mit deutschen Wurzeln ist der Erste, der die neu geschaffene Postition an der Hochschule wahrnimmt. Eine offene Tür und die Hündin Emma erwarten Besucher in seinem Büro in Sankt Augustin.

Karl Kirschner ist nicht nur in der theoretischen Chemie zu Hause. Foto: Clemens Wagner
Dort berichtet Kirschner von seinen Projekten, seinem Werdegang und davon, was ihm an der Arbeit Freude macht. In Missouri geboren, studierte und promovierte Kirschner in den USA. Am Liberal Arts College, das ihm eine Art Studium Generale ermöglichte, lernte er schon früh das Interdisziplinäre zu schätzen. Weil er die Arbeit im Labor nicht mochte, wandte er sich der computergestützten Chemie zu, wie er schmunzelnd erzählt. In den USA lernte er auch seine heutige Ehefrau kennen, die aus Dortmund stammt. Nach der Rückkehr in ihre Heimat besuchte er sie in Deutschland, wo er blieb und seine Forschungen fortführte. Im Jahr 2014 wurde er Mitarbeiter an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Als Jürgen Bode, Vizepräsident der Hochschule und zuständig für Internationales, plante, ab 2017 einen International Chair einzurichten, bewarb sich Kirschner. Bodes Ziel: Die neu geschaffene Stelle soll wechselnd mit ausländischen Wissenschaftlern besetzt werden und allen Fachbereichen offen stehen. Diese sollen ihre internationalen Beziehungen ausbauen und ermutigt werden, Positionen mit nicht-deutschsprachigen Forschern zu besetzen. Studierenden soll eine mit einem Auslandsstudium vergleichbare internationale Lernerfahrung geboten werden.
Dialog als eine der wichtigsten Aufgaben
Kirschner bekam die Stelle und sagt heute: „Nach zehnjähriger Pause wieder in der Lehre tätig zu sein, macht großen Spaß. Ich konnte zuvor Studierende und ihre Abschlussarbeiten betreuen, aber vor Publikum zu stehen, ist ein völlig anderes Gefühl.“ In mehreren Modulen vermittelt Kirschner etwa Präsentationsmethoden in der akademischen Welt. „Dialog ist eine meiner wichtigsten Aufgaben“, erklärt er, „Forscher müssen ständig mit ihren Kollegen im Ausland ihre Zusammenarbeit koordinieren.“ Aber nicht nur zwischen Ländern, auch zwischen Fachgebieten helfe Kommunikation: „Viele Entdeckungen wurden gemacht, weil ein Feld aus neuen Perspektiven betrachtet wurde.“
Nicht nur die Forschung braucht Tore zur WeltKirschner unterstützt unter anderem auch Studierende des Technikjournalismus dabei, englischsprachige Beiträge zu verfassen. Türen in die Welt brauche schließlich nicht nur die Forschung: „Ein journalistischer Artikel zu einem Thema von globalem Interesse kann auf Englisch eine viel größere Reichweite erzielen als ein Artikel auf Deutsch.“ Auch seine Erfahrungen mit Bewerbungen außerhalb Deutschlands teilt er mit Studierenden, außerdem vermittelt er Austauschprogramme und lehrt ab kommendem Sommer in seinem Fachgebiet, der Modellierung von Molekülen.
Für die Zeit nach dem International Chair hat Karl Kirschner bereits Pläne: Aktuell führt er Gespräche mit Wissenschaftlern der Hochschule, um vielleicht in einigen Jahren einen neuen Studiengang anbieten zu können.
Weiterführende Links:Förderprogramme des VP InternationalesPaper aus 2018 von Kirscher und Kollegen (Deutsch)Paper von Kirschner und Kollegen (Englisch)
Artikel vom 03.07.2018
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