Fraunhofer FKIE und Hochschule eröffnen Labor zum Schutz vor Cyberkriminalität
von Klaus Höfken
Am 23. Mai eröffnete das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein Labor für Cybersicherheit in Sankt Augustin. Wenn in kurzer Zeit Computerviren 200.000 Rechner lahmlegen, sind Kompetenzen auf dem Gebiet der Cybersicherheit zum Schutz komplexer Systeme sehr gefragt.

Eröffnung des Labors für Cybersicherheit: Fraunhofer-Vorstand Professor Georg Rosenfeld, Hochschulpräsident Hartmut Ihne, Doris Schnabel vom NRW-Wissenschaftsministerium, BMBF-Staatssekretär Thomas Rachel und FKIE-Institutsleiter Professor Peter Martini (von li.). Foto: Hans-Jürgen Vollrath
Das Lernlabor Cybersicherheit soll Kompetenzen auf dem Gebiet „Hochsicherheit und Emergency Response“ vermitteln, um wirksamen Schutz vor Cyberkriminalität zu ermöglichen. Studierende, aber auch bereits ausgebildete Fachleute sollen so für die Bedrohungen des digitalen Zeitalters sensibilisiert und fit gemacht werden.
An der Eröffnung des Labors nahmen unter anderem Staatssekretär Thomas Rachel vom Bundesforschungsministerium, Fraunhofer-Vorstand Professor Georg Rosenfeld und FKIE-Institutsleiter Professor Peter Martini teil.
In sechs Laboren in ganz Deutschland kooperiert die Fraunhofer-Gesellschaft mit Hochschulen. Das Lernlabor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg trägt den Namen „Hochsicherheit und Emergency Response“. Ziel der Kooperationen ist die Aus- und Fortbildung von Fach- und Führungskräften, um schnelle Eingriffe in sicherheitsrelevanten Situationen zu gewährleisten.
Mit Bildung gegen CyberkrimininalitätStudierende mit Kompetenzen auf dem Gebiet der Cybersicherheit hätten später hervorragende Jobaussichten, prophezeiten Vertreter der Hochschule, des Fraunhofer-Instituts, des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Deutschen Telekom bei der Eröffnungsveranstaltung. Telekom-Vertreter Thomas Tschersich sagte mit Blick auf die Zukunft jener Studierenden: „Sie müssen nur Cyber sagen – schwups haben Sie zehn Jobangebote.“
Die Seminare im „Lernlabor Cybersicherheit“ sind mit 600 Euro pro Tag und Person auf den ersten Blick kein kostengünstiges Unterfangen, im Hinblick auf die sich daraus ergebenden Karrierechancen sind sie eine lohnende Investition. Die Angebote richten sich dabei nicht nur an Studierende der Hochschule, sondern auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden, öffentlichen Einrichtungen und Organisationen, die sich mit der Bekämpfung von Straftaten im virtuellen Raum beschäftigen.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erhofft sich durch das neue Labor nicht nur eine bessere Ausbildung ihrer Studierenden, sondern auch Fortschritte in der Forschung auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Experten schätzen die finanziellen Verluste von Unternehmen, die durch Cyberangriffe hervorgerufen werden, auf jährlich 51 Milliarden Euro alleine in Deutschland. In einem aktuellen Bericht heißt es, dass zwei von fünf Rechnern in einem industriellen Umfeld von Sicherheitsbedrohungen betroffen seien.
Cybersicherheit beginnt in den eigenen vier WändenFertigungsprozesse von Industrieunternehmen sind dabei genauso gefährdet wie der vernetzte Kühlschrank des „Smart Home“. Damit die digitale Sicherheit auch im Privathaushalt nicht auf der Strecke bleibt, sei es besonders wichtig, die Technologien auch für den Endverbraucher verständlich zu gestalten, „denn der Erfolgsfaktor von Security-Produkten ist ihre Gebrauchstauglichkeit“, so das Fraunhofer-Institut FKIE auf seiner Website.
Keine Chance für Maskenträger: Professor Norbert Jung (links) stellt ein Verfahren zur Unterscheidung von echten und modellierten Gesichtern vor. Foto: Hans-Jürgen VollrathIm Rennen mit Cyberkriminellen sei es wichtig, dass die Fachleute diesen immer einen Schritt voraus seien. Abwehrstrategien gegen Cyberattacken müssen stetig weiterentwickelt und ausgebaut werden. Cybersicherheit ist dabei nicht nur ein wichtiges gesellschaftliches Thema, sondern auch ein großer Markt für Investitionen und Fachkräfte. Der Mangel an Fachkräften ist ein weiterer Punkt, den Fraunhofer-Institut und Hochschule zusammen angehen wollen.
Nicht nur klassische digitale Netzwerke müssen geschützt werden. Für biometrische Verfahren wie Gesichtserkennung oder Fingerabdruckscanner gelten dieselben sicherheitsrelevanten Fragen, da diese Geräte ebenfalls vernetzt sind. Sie müssen zudem in der Lage sein, Fälschungen wie modellierte Gesichtsmasken oder die von Fingerabdrücken zu erkennen.
Das Feld der Cybersicherheit ist riesig. Viel Forschungsarbeit, Kreativität und Tüftelei sind gefragt, um die digitalen Sicherheitslücken zu schließen. Es ist eben einfacher über eine Straße zu gehen, ohne überfahren zu werden, als im Cyberspace sensible Daten zu schützen.
Artikel vom 08.07.2017
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