von Fabian Ewenz
Patrycja Muc: Die Studentin des Technikjournalismus und ehemalige Chefredakteurin des Hochschulradios, ist eine der ersten Studentinnen, die in den Genuss eines NRW-Stipendiums gekommen ist. Foto: Eric Lichtenscheidt
Das NRW-Stipendium wurde im Wintersemester 2009/2010 eingeführt und ist der Vorreiter des Deutschland-Stipendiums, das im Sommersemester 2011 startet. Beides sind Stipendien, die vor allem nach Leistung vergeben werden. Darüber hinaus dürfen aber weitere Kriterien wie soziales Engagement berücksichtigt werden. Studierende mit guten Leistungen können sich bewerben und eine Förderung von zwei bis maximal sechs Semestern erhalten.
Fifty-fifty: Öffentliches und privates Geld
Das besondere am NRW-Stipendium ist, dass die eine Hälfte vom Land und die andere Hälfte von privaten Förderern getragen wird. Ein Studierender erhält somit monatlich 300 Euro, unabhängig vom Bafög. Derzeit kommen 1400 Studierende in den Genuss eines NRW-Stipendiums, im Wintersemester 2010/2011 sollen es 1200 weitere sein. Ähnlich funktioniert das Deutschland-Stipendium, nur übernimmt hierbei eine Hälfte der Bund. Mit der Einführung im Sommersemester 2011 sollen schon rund 10.000 weitere Studierende eine Förderung erhalten. Die Ausweitung für Folgejahre ist geplant.
Die angespannte finanzielle Lage an deutschen Hochschulen und der genannte Modus zur Stipendienvergabe zwingt die Hochschulen zum Umdenken. Die Finanzierung allein durch das Land reicht nicht mehr aus. Hochschulen müssen aus diesem Grund vermehrt Kontakt zu privaten Förderern suchen.
Stipendien helfen bei Fachkräftesuche
Im Mai 2010 wurde deshalb an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit Fidegnon Adeossi eine Fundraiserin eingestellt. Ihre Aufgabe ist es, hochschulweit Förderprojekte zu identifizieren und passende Spender oder Sponsoren zu finden. „Durch das Stipendenprogramm kommen wir in Kontakt mit Unternehmen aus der Region und geben diesen die Möglichkeit, die Hochschule über die Förderung eines oder mehrerer junger Talente kennenzulernen. So können Kontakte aufgebaut und Beziehungen vertieft werden, die die Grundlage für weitere gemeinsame Projekte bieten“, so Adeossi. Denn nicht nur für Studierende und Hochschulen sind solche Stipendien interessant, auch Unternehmen gewinnen durch eine Förderung an Bekanntheit und bekommen Kontakt zu potenziellen Fachkräften. So konnte die Hochschule für das Wintersemester 2010/2011 Partner für 36 Stipendien finden.
Fundraising wird ausgebaut
Neben der Leistung dürfen von den privaten Förderern weitere Kriterien zur Vergabe der Stipendien festgelegt werden, wie beispielsweise die Fokussierung auf einen speziellen Fachbereich oder Studiengang. Für die Auswahl und die Betreuung der Studierenden ist aber die jeweilige Hochschule verantwortlich. Der Erhalt eines Stipendiums sei aber keine Verpflichtung, für das jeweilige Unternehmen zu arbeiten oder andere Gegenleistungen zu erbringen, so Adeossi. Die Förderer lernen die Stipendiaten zwar kennen, wie der weitere Kontakt mit dem Unternehmen aussieht, sei es in Form von Praktika oder Abschlussarbeiten, entscheidet der Studierende selbst.
Für die Zukunft ist die Erstellung eines Portfolios geplant, einer Sammlung an konkreten Projekten unterschiedlicher Größenordnung. Dies soll Unternehmen mehr Orientierung geben, wie weit eine Förderung gehen kann. Angefangen bei einem Stipendium bis hin zur Finanzierung eines Forschungsprojektes.
Fakten zu den Stipendienprogrammen
Was ist das Besondere an den neuen Stipendienprogrammen?
Es handelt sich um Stipendien für besonders begabte Studierende, die von privaten Förderern und aus öffentlichen Mitteln finanziert werden.
Nach welchen Kriterien werden die Stipendien vergeben?
Die Stipendien sollen nach Begabung und Leistung vergeben werden. Zusätzliche Kriterien wie gesellschaftliches Engagement, soziale oder persönliche Umstände werden auch berücksichtigt.
Wie hoch sind die Stipendien?
Die Höhe des Stipendiums beträgt monatlich 300 Euro.
Wer entscheidet über die Auswahl der Stipendiaten?
Die Auswahl der Stipendiaten liegt in der Verantwortung der jeweiligen Hochschule.
Wie lang ist die Förderungsdauer?
Die Mindestlaufzeit für eine Förderung beträgt zwei Semester. Die Förderungshöchstdauer richtet sich nach der Regelstudienzeit des jeweiligen Studiengangs.
Artikel vom 23.06.2011
Nutzen Sie die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe des "doppelpunkt:" zweimal jährlich zu beziehen und bereits veröffentliche Ausgaben nachzubestellen. mehr...