Von Sarah Nilius
Wiwi-Studierende bekommen ihre Skripte gratis zur Verfügung gestellt. Foto: Sarah Nilius
Zentral geregelt werden in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nur die Rücklagen für die NRW-Bank und die Sicherung der Infrastruktur. Zudem soll eine Studienstiftung errichtet werden. Davon unabhängig hat jeder Fachbereich je nach seiner Studierendenzahl Geld zur Verfügung. Über die Verwendung entscheiden sie dann selbst.
Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Sankt Augustin (Wiwi) spielen Bücher eine große Rolle. „Es handelt sich um ein Literaturstudium. Deshalb müssen wir in der Lage sein, neue Bücher anzuschaffen“, so Klaus ter Horst, Dekan des Fachbereichs. Pro Student gehen 100 Euro für Lehrbücher an die Bibliothek.
Neues Personal
Nach der Anschaffung von Lehrmaterial fließt das meiste Geld in neues Personal, um Lehren und Lernen in Kleingruppen zu garantieren. Tutorien und zusätzliche Lehrkräfte sichern eine intensive Betreuung der Studierenden. In den Wirtschaftswissenschaften sei diese vor allem in Mathematik und Statistik notwendig.
Auch Eva Jacobsen, Lehrkraft für besondere Aufgaben, wird zur Hälfte aus Studienbeiträgen bezahlt. Sie hält zum Beispiel die Statistikvorlesung, gibt eine Einführung in die Marktforschung oder in die Datenbank Access. Ihre Tätigkeit umfasst neben der Koordination der neuen Masterstudiengänge Innovations- und Informationsmanagement und Controlling und Management, auch die Lehre in den Brückenkursen für Mathematik. „Wir erleben oft, dass es sich bei Studienanfängern besonders in Mathematik um eine heterogene Gruppe handelt“, erklärt Jacobsen die Wichtigkeit des Kurses. Und weiter: „Die lange keinen Unterricht hatten, wollen wir unterstützen, damit sie den Vorlesungen folgen können.“
Wofür die Studienbeiträge eingesetzt werden
Die angehenden Wirtschaftsexperten erhalten dauerhaft kostenfreie Skripte und unterscheiden sich damit von den Studierenden anderer Fachbereiche. Ein weiterer Teil der Studienbeiträge wird genutzt, um den Erstsemestern kostenlose USB-Sticks bereitzustellen. Der Erhalt der Infrastruktur konzentriert sich im Fachbereich darauf, die hohe Qualität der Medien- und IT-Technik auch für nachfolgende Studierende beizubehalten. Auch Erstsemesterfahrten und Exkursionen können je zur Hälfte aus den Beiträgen bezahlt werden.
Die Frage über die Verwendung der Studienbeiträge, stellt sich regelmäßig von Neuem. Über die mögliche Antwort sprechen zunächst der jeweilige Dekan und die Fachschaft. Der Fachbereichsrat stimmt über ihre Vorschläge ab. Klaus ter Horst zeigt sich zufrieden: „Es gab noch nie Konflikte; ein Beispiel für gute Kommunikation“.
Die Studienstiftung
Die Hochschule darf den Studierenden nichts von den Beiträgen auf direktem Wege zurückgeben. Daher hat sich die Hochschulleitung in Absprache mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und den zuständigen Gremien dazu entschlossen, eine Stiftung aus den Studienbeiträgen anzulegen. Solche Projekte sind in NRW weit verbreitet und funktionieren so: Am Anfang bildet ein gewisser Anteil aus Studienbeiträgen das Startkapital. Danach „muss das angelegte Geld über Jahre hinweg wachsen“, wie AStA-Vorsitzende Carina Bös betont.
Nach dem einmaligen Zuschuss aus Studienbeiträgen geht es vor allem darum, Sponsoren zu finden. „Spenden für diesen Zweck sind für die Firmen selbst positiv“, sagt Carina Bös zuversichtlich. Es sollte also möglich sein, den „Stiftungstopf durch Zustiftungen zu vergrößern“, wie Hochschulpräsident Hartmut Ihne sich ausdrückt. Denn erst wenn ausreichend Geld vorhanden sei, könne das Stiftungsziel wirklich erreicht werden. „Die Stiftung ist ein hochschuleigenes Fördersystem von Studierenden für Studierende“, erklärt Ihne die Idee.
Wer besonders von der Stiftung profitiert
Stipendien sollen sozial schwachen und ausländischen Studierenden in Not helfen. Die Auswahl dieser Studierenden orientiert sich aber nicht nur an sozialen oder internationalen Gesichtspunkten. Auch Studierende, die etwa an besonderen Forschungsarbeiten teilnehmen, entsprechen den aufgestellten Kriterien. Will ein Absolvent promovieren, kann die Stiftung ihn fördern, indem sie ein Stipendium vergibt und ihm so finanziell unter die Arme greift. Dies ermöglicht es ihm, sich voll und ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren. Hier zählt das Kriterium Leistung. Längerfristig fließt das Geld zudem in Abschlussarbeiten oder Studentenprojekte.
Vertreter des AStA und des Studierendenschaft sitzen im Vorstand der Stiftung. Sie vertreten die studentischen Interessen und bestimmen über die Verwendung des Geldes mit. Letztlich fließen so die Studienbeiträge wieder an die Zahler zurück.
Artikel vom 01.03.2010
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