von Mariam El Agha
Mariam El Agha am Strand in Ksar es-Seghir: Lernen und dabei dem Meeresrauschen lauschen. Foto: Fatima Zahra
Sonja Howard, Jahrgangssprecherin im Studiengang Nachhaltige Sozialpolitik, unterstützt ihre Kommilitonen und bespricht ihre Anliegen mit den Professoren. Die vierfache Mutter wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder vor Ort an Vorlesungen und Seminaren teilzunehmen. ,,Die persönliche Interaktion hilft mir, mich besser zu konzentrieren“, so Howard. Grundsätzlich fällt es der Jahrgangssprecherin aber nicht schwer, ihre akademischen Verpflichtungen zu erfüllen. Die Bedürfnisse ihrer Kinder sowie die Hausarbeit haben dennoch Vorrang, sie liegen außerhalb der Komfortzone.
Für die berufstätige Fatima Remli, ebenfalls Studentin der Nachhaltigen Sozialpolitik, birgt das digitale Semester auch Vorteile. Sie muss für die Aneignung des Lernstoffs nicht vor Ort sein. Das Online-Studium bezeichnet sie jedoch als Sprung ins kalte Wasser. Vor allem fehlt Remli der Kontakt zu anderen Menschen.
Ausnahmezustand in Marokko
Auch doppelpunkt:-Redakteurin Mariam El Agha bekommt die Folgen der Pandemie zu spüren. Aufgrund der Ausreisebeschränkungen saß sie im März an ihrem Urlaubsort in Marokko fest und wurde von der einheimischen und sehr gastfreundlichen Familie Samhi vorübergehend aufgenommen. Familienvater und Sportlehrer Muhammed Samhi sorgte für gute Stimmung. Egal ob lustlos oder einfach nur erschöpft vom Lernen, mit seiner lebhaften Art sorgte Muhammad Samhi für eine positive Lernatmosphäre.
Tochter Fatima Zahra nimmt trotz der Ängste, die sie in Corona-Zeiten heimsuchen, eine positive Grundhaltung ein. Der gemeinsame Ausflug in die Herkulesgrotten wird niemals in Vergessenheit geraten. Mit ihrer humorvollen Art schafft sie es immer wieder, negative Gedanken zu verdrängen. Darüber hinaus erteilt sie hilfreiche Ratschläge. So lässt sich ihrer Ansicht nach der Lernstoff am besten einprägen, wenn der Studierende abstrakte Lerninhalte konkretisiere und einen Bezug zum eigenen Leben herstelle.
Khalid Sambi, Fatima Zahra und Mariam El Agha in der Herkulesgrotte. Foto: Joumana Bajbouj
Für das digitale Lernen sind die technischen Ressourcen wichtig. Da wird der Drucker schnell zum Allgemeingut, während Sohn Khalid Samhi als Ansprechpartner rund um Fragen zur Internetverbindung herhalten muss. Doch nicht nur das: Die gemeinsame Reise in die Hauptstadt Marrakech mit ihren engen, verwinkelten Gassen wird unvergesslich bleiben. Es werden bereits Pläne für einen nächsten Ausflug geschmiedet. Doch steht eine Reise in absehbarer Zeit überhaupt in Aussicht?
Angesichts der Corona-Krise bleibt die Zukunft nicht planbar. Manchmal haben unvorhergesehene Ereignisse aber auch etwas Schönes – wie die Möglichkeit, den Ausblick auf das Meer zu genießen und sich die köstlichen Mahlzeiten von Mutter Karima Samhi auf der Zunge zergehen zu lassen.
Anmerkung der Redaktion: Kurz vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe des doppelpunkt: konnte Redakteurin Mariam El Agha in Etappen nach Deutschland zurückreisen.
Artikel vom 16.06.2020
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