Interview: Juri Küstenmacher
Ein echter Hauptgewinn brachte Kwaku Antwi Bosiako nach Deutschland. An der Universität Cape Coast, einer Partneruni der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studiert er Wirtschaft. Fotos: Eva Tritschler
doppelpunkt: Sie studieren zurzeit Wirtschaftswissenschaften. Planen Sie für die Zeit danach, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Kwaku Antwi Bosiako: Ich habe bereits vor ein paar Semestern ein eigenes kleines Unternehmen an der Universität gegründet. Ich kaufe und verkaufe Krawatten, Fliegen und Einstecktücher. Meine Firma heißt KAB Wear – KAB steht für die Initialen meines Namens Kwaku Antwi Bosiako.
Ich habe die Idee, noch ein größeres Geschäft zu gründen, dann aber vielleicht nicht alleine, sondern als Teil eines Teams. In welche Richtung das gehen wird, kann ich noch nicht genau sagen. Aber es sollte umweltfreundlich sein, am liebsten etwas, mit dem ich der Gesellschaft etwas zurückgeben kann. Zurzeit studiere ich noch. Aber vielleicht habe ich in nächster Zeit genug Kapital dafür. Ich möchte auf jeden Fall nicht mein Leben lang für andere arbeiten.
doppelpunkt: Wie funktioniert Ihr jetziges Geschäft: Kaufen und verkaufen Sie die Accessoires?
Bosiako: Ich kaufe die Ware von den Textildesignern der Uni und verkaufe sie an der School of Business, also Studenten und Dozenten in meinem Fachbereich.
doppelpunkt: Was war Ihr erster Eindruck von Deutschland nach dem langen Flug von Ghana nach Deutschland?
Bosiako: (lacht) Ich bin zum ersten Mal überhaupt geflogen. Am frühen Morgen gab es einen Zwischenstopp in Lissabon, von da ging es nach Frankfurt. Dort sah ich die Wolkenkratzer – es war eine hübsche Umgebung, und alles wirkte so frisch. Es war gar nicht kalt, fast ein bißchen wie in Ghana bei meiner Abreise. Dort ist gerade Regenzeit. Der erste Eindruck war: Oh, mein Gott, zum ersten Mal in Europa, alles ist so großartig/prächtig. Und übrigens, das war meine allererste Reise außerhalb von Ghana.
doppelpunkt: Entsprach Deutschland dem, was Sie sich vorgestellt oder erwartet haben?
Bosiako: In den Nachrichten über Deutschland habe ich gesehen, dass schwarze Menschen dort diskriminiert wurden.. Bevor ich hierher kam, überlegte ich, ob es mir genauso ergehen würde. Aber bei meiner Ankunft erlebte ich etwas völlig anderes. Die Menschen hier behandelten mich wie ihresgleichen, offen und freundlich. Ich wurde herzlich willkommen geheißen – eine sehr positive Seite des Landes.
doppelpunkt: Warum sind Sie nach Deutschland gekommen?
Bosiako: Oh, ich habe mir das nicht ausgesucht, es war ein Privileg, ein Preis. Es gab keinen Plan dafür, denn ich habe nie damit gerechnet, die Gelegenheit zu einem Deutschlandaufenthalt zu bekommen.
Alles begann in meinem Fachbereich. Dort gab es diesen Wettbewerb „Innovativster studentischer Gründer”. Du machst einen Businessplan und reichst ihn ein. Er wird begutachtet, und die Jury aus Wissenschaftlern pickt die besten Konzepte heraus. Ich sah die Ausschreibung und musste es einfach versuchen. Mein Businessplan war KAB Wear, davon habe ich ja schon erzählt. Und Gott meinte es gut mit mir, ich habe gewonnen.
Ich dachte, der Preis wäre eine Art Urkunde, ich wusste gar nichts über das ganze Paket für den Gewinner. Und dann sagten sie mir, dass ich, neben anderen Dingen, für ein zweimonatiges Praktikum nach Deutschland eingeladen wäre. Es war einfach … wow. Ich war sprachlos.
Dr. Phanuel Wunu sprach mit Professor Seeger, der sich zu der Zeit in Ghana aufhielt, außerdem stand er in Kontakt mit Professor Bode und Professor Deimel. Und so begann alles. Ich bin so dankbar. Es kam aus heiterem Himmel. Die Reise, das Ticket – alles wurde gesponsert vom Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. (Phanuel Wunu ist an der UCC Projektkoordinator für die „German-African University Partnership Platform for the Development of Entrepreneurs and Small/Medium Enterprises“. Anm. d. Red.)
doppelpunkt: Wo waren Sie während Ihres Aufenthaltes untergebracht?
Bosiako: Sieben Woche war ich bei der Familie von Professor Seeger zu Gast, und in meiner letzten Woche wohne ich bei Professor Deimel. Sie sind beide so freundlich zu mir.
doppelpunkt: Die Professoren Seeger und Deimel haben beide Kinder. Worin unterscheidet sich das Familienleben in Deutschland von dem in Ghana?
Bosiako: Ich weiß nicht, wie es in anderen Familien ist, aber bis jetzt kann ich nur sagen, dass meine Gastfamilien nicht anders sind als meine Familie zuhause. Der einzige Unterschied ist die Hautfarbe (lacht). Hätte ich dieselbe Hautfarbe, wäre ich genau wie sie, denn sie behandelten mich wie ihresgleichen. Dafür bin ich sehr dankbar.
doppelpunkt: Das Praktikum geht seinem Ende zu. Haben Sie schon überlegt, ob Sie der Familie oder den Freunden Souvenirs mitbringen?
Bosiako: Ich habe ein paar Ideen. Aber alles hängt davon ab, wieviel Geld ich noch übrig habe. Aber dann wahrscheinlich Schuhe.
doppelpunkt: Schuhe?
Bosiako: In meiner Familie gibt es nur Frauen (lacht).
Weiterführende Links:
The Interview in English (Original)
Überblick über die School of Business der UCC
Artikel vom 29.07.2016
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