Eine Umfrage von Alexander Hartmann und Lisa Kalden.
Die Fotos dazu machte Alexander Hartmann.
Wie sind sie denn nun wirklich, die Deutschen? In ihrer Umfrage baten Alexander Hartmann und Lisa Kalden um eine ehrliche Stellungnahme. Foto: Sarah Nilius
Rabeea Alkhateeb ist eine von zahlreichen ausländischen Studierenden an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Sie studiert in Rheinbach Biomedical Sciences. Ein Stipendium des Landes NRW ermöglichte der jordanischen Bachelor-Absolventin einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Rheinbach. Anschließend entschied sie sich, ihre Stammzellenforschung dort im Rahmen eines Master-Studiums fortzusetzen. Alkhateeb: „Den Campus Rheinbach wählte ich vor allem wegen der gut ausgestatteten Labore und den netten, hart arbeitenden Menschen.“
Obwohl sich die 22-Jährige in Rheinbach sehr wohl fühlt, vermisst sie einige jordanische Gerichte und das gute Wetter ihres Heimatlandes. Besonders gut gefällt ihr aber das deutsche Brot: „Ich finde es toll, dass es hier so viele verschiedene Sorten gibt“, schwärmt sie. Typisch deutsch findet Rabeea Alkhateeb vor allem die Leidenschaft für Fußball und Autos. „Diese Aspekte haben hier einen viel größeren Stellenwert als bei uns.“
Typisch!
Was sie für typisch deutsch halten, fragte doppelpunkt: noch im vergangenen Wintersemester Hochschulangehörige in Sankt Augustin und Rheinbach.Twaambo Kapilikischa
Biology (1. Semester)
Ich komme aus Afrika und wir leben nach afrikanischer Zeit. Wenn wir uns um drei Uhr treffen, kann es auch halb vier oder vier Uhr werden, ohne dass es negativ auffallen würde. Nicht so in Deutschland, hier ist alles akkurat und pünktlich. Ich musste mich daran gewöhnen, aber jetzt finde ich es super. Es ist angenehm, nicht dauernd auf Leute warten zu müssen.
Quy Tran
Betriebswirtschaft (2. Semester)
Die Deutschen halte ich für sehr ordentlich und pünktlich. Besonders gefällt mir, wie konsequent und ehrgeizig viele sind.
Ranbir Singh Anand
Informatik (10. Semester)
Für mich ist vor allem die Disziplin eine typisch deutsche Eigenschaft. Hier wird versucht, alles Vorgesetzte abzuarbeiten. Dadurch erzielen die Deutschen auch häufig große Erfolge. Ein negativer Aspekt ist jedoch die Bürokratie. Jeder versucht seine Aufgaben nach einer bestimmten Reihenfolge zu bewältigen. Von gewissen Vorgaben abzuweichen, ist meist nicht möglich. Das fällt mir besonders bei Ämtern auf: Will man etwas nachreichen, muss man erst mal einen neuen Termin vereinbaren und sich dann auf erneute Wartezeiten einstellen. In Deutschland ist man meiner Meinung nach an ein bestimmtes Denken gebunden, was schnell zu Sturheit führen kann.Jill Wolff, Englischdozentin
Berühmt sind die Deutschen sicherlich für ihre Pünktlichkeit und ihre direkte Art der Kommunikation. Aber für viel bezeichnender halte ich die deutsche Schuhmode. Nirgendwo sonst werden Birkenstock- und Adidas-Schlappen mit solch einer Selbstverständlichkeit getragen.
Shaun Gaji
Biology (3. Semester)
Wurst und Bier halte ich für sehr deutsch. Dazu gefallen mir die vielen verschiedenen Brotsorten. Besonders das dunkle Brot habe ich in Frankreich vermisst. Richtig überrascht war ich vom Karneval. Ich hätte nicht gedacht, dass auch ältere Damen sich verkleiden und mitfeiern. Ziemlich verrückt, da Deutsche eigentlich eher zurückhaltend sind.
Nazesh Bahtti
Biology (3. Semester)
Mir fällt besonders der deutsche Alkoholkonsum auf. Mal Bier, mal Wein - es wird einfach häufig getrunken. Dagegen imponiert mir, wie pünktlich und ehrlich viele Deutsche sind. Da habe ich die Engländer anders in Erinnerung.
Maalaine Habbad, Betriebswirtschaft (3. Semester)
In Deutschland wird man leider immer noch mit Vorurteilen gegenüber Ausländern konfrontiert. In meinem Freundeskreis ist das aber nicht der Fall: Ich habe viele deutsche Freunde und sogar eine deutsche Freundin. Was mir aber überhaupt nicht in Deutschland gefällt, ist das Klima. Es ist viel zu kalt hier!
Boryana Danovska, Betriebswirtschaft (4. Semester)
Die Deutschen zeichnen sich insbesondere durch ihre Pünktlichkeit aus. Was mir aber besonders gut gefällt, ist, wie gut alles organisiert ist. Fast nichts wird dem Zufall überlassen.
Anil Regalla
Autonomous Systems (3. Semester)
Hier wird immer alles nach Plan gemacht. Die Menschen, mit denen man es hier zu tun hat, sind meistens gestresst. Ich denke, die Deutschen sollten in vielen Hinsichten ein bisschen entspannter sein.
Artikel vom 24.06.2011
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