von Eva Tritschler
Orysia Stus (links) sprüht vor Lebensfreude und gewinnt hier mit Doktorandin Constanze Käbisch dem Herbst seine schönen Seiten ab. Foto: Dorothee Schipper
Orysya Stus hatte sich für das Stammzelllabor von Professor Dr. Edda Tobiasch beworben, da sie in ihrem Studium ebenfalls einen Fokus auf Stammzellen legt. Mit ihr hatten sich weitere 20 Studierende auf die Ausschreibung von Edda Tobiasch beworben. Fünf Bewerber kamen aus Großbritannien, zwei aus Kanada, die restlichen 14 aus den USA. Der Stipendiat sollte beim Aufenthalt am Campus Rheinbach Constanze Käbisch unterstützen, Doktorandin bei Tobiasch. „Comparing the P1 Receptor Gene Expression in Mesenchymal and Ectomesenchimal Stem Cells During Osteogenic Differentiation“ lautet das Thema der überschaubare Aufgabe, mit der Orysya Stus die Doktorarbeit von Käbisch unterstützen sollte. Käbisch arbeitet zu „Improved Bone Tissue Regenaration by Using Artificial Purinergic Receptor Ligands“.
„Orysya Stus ist sehr erfolgreich mit ihrem Projekt“, lobt Edda Tobiasch die quirlige Studentin, die nebenbei auch halb Europa bereist hat. Von den Stationen in Paris und Prag, Hamburg, Köln, Heidelberg und München, hat es Stus auf dem Münchener Oktoberfest am besten gefallen. „Amazing“, fasst sie den Ausnahmezustand der bayerischen Metropole zusammen.
Erwartungen hatte sie vor ihrer Abreise nach Deutschland keine besonderen, wollte Atmosphäre, Menschen und Kultur unbefangen begegnen und auf sich wirken lassen. „Deutschland ist eine starke Nation“, sagt Stus und stellt fest, „die Deutschen haben ein starkes Nationalgefühl und sind sich ihrer sehr bewusst.“
Wenn Mitte November 2014 das Stipendium endet, wird sie noch bis Weihnachten reisen. Dafür schaut sie vor allem nach Zugverbindungen im Internet, Hotels braucht sie weniger, denn Couch-Surfing ist ihr Ding. Die nächsten Stationen sind Kreta, Rom und noch einmal Frankreich. Aber vor allem möchte sie trotz der politischen Situation dort nach Kiew in die Ukraine. Das mag ungewöhnlich sein, aber nicht für Orysya Stus, denn sie ist in Kiew geboren und im Alter von vier Jahren in die USA gekommen, wohin ihre Eltern ausgewandert sind. In Kiew lebt die ganze restliche Familie, Stus freut sich besonders auf ihre Großeltern. Weihnachten wird sie mit Familie und Freunden allerdings in Kalifornien feiern.
Sie hat keine Minute ihrer gesammelten Erfahrungen bedauert. Allerdings wird sie in Kalifornien nicht mehr so viel Fahrrad fahren. Denn sie ist zwischen ihrem Zimmer in einem Bonner Studentenwohnheim und dem Campus Rheinbach pro Strecke jeweils eine Stunde geradelt – und hat diese friedliche und stille Zeit sehr genossen. Möglicherweise kommt sie für das Masterstudium wieder nach Deutschland, aber das ist noch offen. Immerhin hat sie nicht zuletzt durch ihre Art zu reisen, viele neue Freunde gewonnen, die ihr nach dem Frühstück nicht selten noch die jeweilige Stadt gezeigt oder ihr zumindest Insidertipps gegeben haben, was sich anzuschauen lohnt. Man muss Dinge sich entwickeln lassen, sagt sie.
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Artikel vom 26.11.2014
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