von Sven Flessing
Bachelor-Studierende in Nijmegen werden früh auf selbstständiges Arbeiten vorbereitet. Foto: Hogeschool Arnhem-Nijmegen
Ein Ausflug in die Niederlande lohnt sich für Biologen nicht nur wegen der Tulpen: Im Studiengang Life Sciences der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gibt es ein Austauschprogramm, das über einen normalen Erasmus-Aufenthalt weit hinausgeht. Wenn Studierende des Fachs ihr drittes Jahr an der Partnerhochschule Arnhem-Nijmegen verbringen, können sie zusätzlich zum deutschen auch einen niederländischen Hochschulabschluss erwerben.
Die Hogeschool Arnhem-Nijmegen ist nur zwei Autostunden von Bonn entfernt und bietet doch eines der interessantesten Kooperationsprogramme, die die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zu bieten hat. Im englischsprachigen Fach Life Sciences können jährlich bis zu zehn Studierende nach Nijmegen gehen, um dort ohne Zeitverlust einen zweiten Studienabschluss zu erwerben. Dieses seit 2005 bestehende bilaterale Programm bietet Studierenden dadurch einen echten Mehrwert gegenüber einem einfachen Auslandstudiensemester.
Selbstständiges Arbeiten und Persönlichkeitsentwicklung
Das Fachliche ist eng aufeinander abgestimmt und alle Credits werden gegenseitig anerkannt. Trotzdem gibt es große Unterschiede im Studium: „In Nijmegen sind die Studenten selbständiger und müssen sich ihre Laborpläne selbst erstellen. Hier an der Hochschule bekommen die Bachelor-Studenten dagegen wie in der Schule alles vorgegeben“, sagt Nina Ishorst, die im vergangenen Jahr an der Hogeschool Arnhem-Nijmegen gewesen ist. Auch wenn sie sich an das selbständige Erstellen von Laborplänen erst gewöhnen musste, ist Nina Ishorst gerade über diese Erfahrung sehr froh. „Selbst planen zu müssen war eine tolle Vorbereitung auf das Master-Studium, das ich nach meiner Rückkehr aufgenommen habe“, sagt die Studentin.
Ein wesentlicher Unterschied zu deutschen Fachhochschulen liegt in einem anderen didaktischen Ansatz der Hogeschool Arnhem-Nijmegen. „Im Bachelorprogramm liegt der Schwerpunkt nicht auf dem größtmöglichen Wissenserwerb, sondern auf der Persönlichkeitsentwicklung“, wie die Programmkoordinatorin Annette Menke vom Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften in Rheinbach erläutert. Jeder Student an der Hogeschool Arnhem-Nijmegen bekommt im Rahmen von ‚competence based learning‘ einen ganz individuellen Entwicklungsplan, anhand dessen er an seinen Stärken und Schwächen arbeiten kann. „Dieses Coaching umfasst nicht nur die normalen Unterrichtsfächer, sondern auch Soft-Skills wie Präsentationstechnik oder Zeitmanagement“, erklärt die Professorin.
Unterrichtssprache Englisch
Auch ihr Englisch konnte Nina Ishorst stark verbessern, obwohl es nicht zuletzt durch das tägliche Englisch-Sprechen im Life-Sciences-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schon sehr gut war. Natürlich waren auch die Lehrveranstaltungen an der Hogeschool Arnhem-Nijmegen komplett auf Englisch, aber jetzt spielte sich auch ihr Alltag komplett auf Englisch ab. „Ich habe in einem sehr internationalen Studentenwohnheim gelebt. Auf meinem Flur gab es Leute aus Spanien, Indien und Neuseeland, mit denen ich mich natürlich auf Englisch unterhalten habe. Das hat mein Englisch noch einmal enorm verbessert,“ sagt die Studentin. Niederländisch brauchte Nina Ishorst dagegen nur wenig: „Mehr als ein paar Floskeln habe ich dort nicht gelernt, weil die Holländer alle so gut Englisch sprechen.“
Auch das Studentenleben kommt in Nijmegen nicht zu kurz. Die Stadt, die kurz hinter der deutschen Grenze liegt, hat einen sehr hohen Studentenanteil. Ungefähr jeder fünfte der 160.000 Einwohner besucht die Hogeschool Arnhem-Nijmegen oder die Universität. Das macht sich auch im Nachtleben bemerkbar: In den vielen kleinen Cafés und Bars in der Altstadt ist auch unter der Woche viel Leben.
Nina Ishorst denkt gern an ihre Zeit in Nijmegen zurück: „Ich habe in einem intetnationalen Umfeld gelebt, ein neues Land kennengelernt und einen zweiten Studienabschluss erworben. Der wichtigste Schritt für mich war jedoch, dass ich mich persönlich unheimlich weiterentwickelt habe.“
Weiterführender Link:
Homepage der Hogeschool Arnhem-Nijmegen
Artikel vom 14.12.2011
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