Von Clemens Homann
Ab zum Praktikum ins Ausland: Studierende aus 89 Ländern nutzen den Service von AIESEC. Foto: AIESEC
Die Poster hängen an 800 Hochschulen in 89 verschiedenen Ländern der Welt: „AIESEC – die besondere Herausforderung. How far would you go?“. Darauf abgebildet preisen gutgelaunte junge Menschen aus aller Welt Infoveranstaltungen und Kontaktbörsen an: Es geht um den Austausch von Praktikanten.
AIESEC steht für „Association Internationale des Etudiants en Sciences Economiques et Commerciales“, also die Vereinigung Internationaler Wirtschafts- und Handelsstudenten. Dieser Name ist heute nicht mehr ganz treffend, da auch Studierende aus den Fachrichtungen Informatik und Entwicklungsarbeit vermittelt werden.
Bereits seit 57 Jahren aktiv
Die Organisation gibt es schon seit 57 Jahren. Sie ist von Studierenden für Studierende gegründet worden und hat sich klare Ziele gesetzt: Man will zum internationalen Verständnis als auch zur Entwicklung junger Potentiale und dadurch zum Wohle der Allgemeinheit beitragen.
Ein Austausch mit AIESEC funktioniert so: Der Interessent bewirbt sich online mit ersten Angaben zu seiner Person, darunter auch eine Erklärung zu seiner Motivation. Valentin Espagné!, vom Lokalkomitee Bonn erklärt, dass die Prinzipien weiter getragen werden sollen um für eine nachhaltige Zusammenarbeit zu sorgen: „ Wir wollen hier keine Lebenslaufbastler.“ So wird auch eine entsprechende Flexibilität im Hinblick auf den Zeitraum des Praktikums erwartet.
Gute Englischkenntnisse ein Muss
Nach einem ersten Auswahlverfahren werden die Bewerber dann zu einem kostenpflichtigen Englischsprachtest geschickt, denn gute Englischkenntnisse sind bei AIESEC ein Muss.
Schon allein um die deutsche Internetseite zu verstehen. Wer das kann, darf die letzte Hürde angehen: das Assessment-Center. Für viele eine beängstigende Vorstellung dort mit Argusaugen observiert zu werden. Aber wer sich hier nicht daneben benimmt, macht noch eine Schulung für den Umgang mit der Online-Datenbank und ist dann reif für den Austausch. Denn im Netz kommt es zwischen den Unternehmen und den Bewerbern zum ersten Kontakt.
Die Praktikumsplätze der Unternehmen werden von AIESEC auf der ganzen Welt zusammengesucht. Diese profitieren ebenso wie der Praktikant von den hohen Ansprüchen der Organisation. Das Ganze funktioniert nach dem paritätischen Prinzip. Das heißt, es können nur so viele deutsche Studenten mit AIESEC ins Ausland, wie inländische Stellen für Bewerber zur Verfügung stehen.
AIESEC übernimmt Behördengänge
Haben sich zwei gefunden, übernimmt AIESEC Behördengänge, beschafft Visum und Aufenthaltserlaubnis, kümmert sich um versicherungstechnische Fragen und veranstaltet abschließend ein Vorbereitungswochenende. Dort wird einem Kulturschock sanft entgegengearbeitet. Im Ausland wiederum stehen dort ansässige „AIESECer“ dem Praktikanten mit Rat und Tat zur Seite. Nach Abschluss des in der Regel sechswöchigen Traineeships gibt es zu Hause wieder ein Nachbereitungsseminar.
Eine andere Möglichkeit von AIESEC als Student zu profitieren, bietet die Möglichkeit der direkten Mitarbeit im Team: Die Organisation veranstaltet regelmäßig Seminare um neue Mitglieder zu rekrutieren. Natürlich setzen diese sich ehrenamtlich ein, doch bietet die Mitarbeit die einmalige Gelegenheit, Teil eines weltumspannenden Netzwerkes zu werden und ganz nebenbei zu lernen eine Organisation mit flacher Hierarchie und 30.000 Mitgliedern mit zu lenken.
Oder doch lieber initiativ bewerben?
Um eine wertvolle Erfahrung bringt sich der Ausland-Praktikant mit der Stellenbeschaffung durch AIESEC allerdings: Erste Erfahrungen mit Firmen oder Behörden selbst zu machen – und so die rund 220 Euro für Seminare, Sprachtest und Vermittlungsgebühr zu sparen. Die gute alte Initiativbewerbung kann ja auch im Ausland funktionieren.
Artikel vom 21.06.2005
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