von Marina Emsing
Nach acht Jahren Studium hat er ihn – die dreijährige Forschungsarbeit in Australien hat sich endlich bezahlt gemacht: Andy Stamm, Elektrotechnikabsolvent der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg darf sich „Dr.“ nennen. Dass er einmal promovieren würde, hätte früher niemand gedacht.
Hat noch viel vor: Dr. Andy Stamm sucht eine Professur. Foto: Marina Emsing
Aufgewachsen zu DDR-Zeiten in Thüringen, besucht der Sohn eines Maurers zunächst die ganz normale Hauptschule, wo er einen qualifizierten Abschluss erlangt. Es folgt der Realschulabschluss. „Schon damals wollte ich eigentlich Lehrer werden. Physik hat mich schon in der Schule fasziniert“, sagt Dr. Andy Stamm.
Doch da der Vater einen handwerklichen Beruf ausübt, ist auch für ihn naheliegend, ein Handwerk zu erlernen. So macht er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Vom Baugewerbe wechselt er zu Bosch, wo er Bandarbeit verrichtet.
„Doch was kann ich noch erreichen?“, fragt er sich. Die Idee: Er will studieren. Nach dem Fachabitur in Eschwege, das Andy Stamm in acht Monaten durchzieht, entscheidet er sich für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Hier studiert er am Campus Sankt Augustin Elektrotechnik. „Gegen Ende des Studiums wurde mein Wunsch, Lehrer zu werden, immer dringender“, sagt Stamm. Das Diplom besteht er mit der Note 1,9 in der Fachrichtung Kommunikationstechnik.
Um seinem Traum näher zu kommen und die Chance zu haben, einmal lehren zu dürfen, entscheidet er sich, nach dem Studium zu promovieren. Nach vielen Initiativbewerbungen in Australien und den USA bekommt Stamm ein Stipendium an der Griffith University in Australien. Frau und Tocher begleiten den Doktoranden.
Doch Geldsorgen und das Heimweh der Tochter erschweren den Aufenthalt in Australien. „Gerade diese harte Zeit hat uns als Familie sehr zusammengeschweißt“, erinnert er sich heute. Aufgrund internationaler Publikationen folgt ein weiteres Stipendium. Nach der dreijährigen Forschungsarbeit, in der er in Eigeninitiative die Hochschulpartnerschaft zwischen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Griffith University aufbaut, kehrt die ganze Familie zurück nach Deutschland.
Momentan ist er bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung beschäftigt und führt zusätzlich einen Lehrauftrag an seiner alten Hochschule in Sankt Augustin aus. „Wenn ich etwas will, dann versuche ich mit allen Mitteln, es zu verwirklichen“, sagt der Lehrbeauftragte. Und verrät sein Erfolgsgeheimnis: „Ich breche ein großes Ziel zu Teilzielen herunter. Dann verfolge ich die Teilziele Schritt für Schritt“.
Auch das nächste Ziel hat Andy Stamm schon angepeilt: Eine Professur soll es werden, um noch intensiver lehren zu können und seinen ersten Berufswunsch zu verwirklichen. Der passgenaue Lehrstuhl an einer nordrhein-westfälischen Fachhochschule wird zur Zeit gesucht.
Weiterführende Links:
Andy Stamms Three Minute Theses Competition „Better Swimming“
Griffith School of Engineering
Artikel vom 01.07.2014
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