Anton erklärt Kindern den Strom
Von Christof Müller
Nach acht Semestern ist Anke Baars Diplom-Journalistin (FH). Doch bis dahin war es ein langer Weg. Am Ende sorgte ihr Diplomarbeitsthema über „Anton, das Elektron“ für frischen Schwung. Der knuddelige Held erklärt in einem bunten Kinderbuch dem Nachwuchs alles rund um den Strom und seine Wirkung.
Angstfach Mathe„Technikjournalismus war die richtige Entscheidung“, ist sich Anke Baars sicher. Über Umwege kam die 26-Jährige zu ihrem Wunschstudiengang an die Fachhochschule in Sankt Augustin. Fünf Semester Sozialwissenschaften an der Uni Göttingen reichten der jungen Frau, denn sie wollte viel lieber in die Medien. Erst der bestandene Eignungstest an der FH konnte den schlechten Schnitt im Abi-Zeugnis ausgleichen. Und so rückte Anke Baars’ Traum vom Journalismus in greifbare Nähe. „Als ich 2000 anfing, waren wir der zweite Jahrgang im Studiengang Technikjournalismus. Von Beginn an war alles sehr angenehm. Die FH war neu und die Ausstattung sehr gut. Kleine Gruppen an der FH waren die positive Alternative zu überfüllten Uni-Hörsälen. Alles war eben sehr persönlich.“ Wenn Anke Baars nun zurückblickt, verging ihre Zeit an der FH „wie im Flug“. Besonders die journalistischen Fächer hatten es ihr im Studium angetan. Baars: „Vor den technischen Fächern hatte ich immer ein wenig Angst. Mathe schaffte ich gerade so mit 4,0.“
Ein Buch zu schreiben, war ein Wunschtraum
Zum Abschluss wagte sich die 26-Jährige dann doch noch einmal auf technisches Gebiet. Ihre Diplomarbeit, der letzte Schlüssel zur Diplom-Journalistin, sollte „greifbar sein“. Und sie sollte etwas mit Kindern zu tun haben. Als Betreuer ihrer Abschluss-Arbeit wählte sie dann ausgerechnet ihren Mathe-Professor Uwe Brummund: „Er gab mir den nötigen Halt auf der technischen Seite. Journalistisch unterstützte mich Professor Andreas Schümchen.“ Schnell war das Thema gefunden. Ein Wörterwust über mehrere Zeilen: „Erstellung eines Sachbuchs für Kinder zum Thema Strom. Vermittlung naturwissenschaftlich-technischen Wissens für Kinder im Grundschulalter.“ Doch wie schreibt man so ein Buch? Anke Baars: „Ich wollte immer schon mal ein Buch schreiben. Aber es sollte etwas Neues sein, etwas, das es noch nicht zu kaufen gab.“ Es sollte ein Kinderbuch sein, denn „Kinder sind die wissbegierigsten Menschen, die es gibt. Kein Mensch stellt mehr Fragen als ein Kind. Meistens sind es die ganz alltäglichen Dinge, die Kinder faszinieren“.
Anton gewann an Leben
Also betrieb Baars Marktforschung auf ihre eigene Art. Schaute sich in Büchereien und Buchhandlungen um, sprach mit Grundschulpädagogen, Physik-Hochschullehrern und einem Psychologie-Professor. Die große Frage: „Wie kann man Grundschülern das Thema Strom nahe bringen?“ Beim Schreiben ließ Anke Baars, sie arbeitete schon als Animateurin im Robinson-Club und gibt Tischtennis-Stunden, aber auch ihre eigenen Erfahrungen mit Kindern in das Manuskript einfließen. Entsprechend locker gingen ihr die Zeilen von der Hand, denn „ich hatte meine Geschichte im Kopf“. Ein befreundeter Grafiker schuf schließlich „Anton, das Elektron“, den bunten Titelhelden, der durchs gesamte Buch wirbelt. „Die Zusammenarbeit hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Seine Vorschläge und Bilder waren einfach toll“, freut sich Baars. In wenigen Wochen entstanden über 70 teilweise bunte Illustrationen von Anton und seinen Freunden. Im Hinterkopf tickte bei Anke Baars jetzt nur noch die Uhr. Der Abgabetermin für ihre Diplomarbeit rückte immer näher, und ein Wettlauf gegen die Zeit begann. „Anton, das Elektron – Geschichten vom Strom“, sollte der Titel ihres ersten Buchs lauten. „Als ich die Bücher aus der Druckerei abgeholt habe, schien alles in Ordnung zu sein“, erklärt die Journalistin. Der Endspurt geriet dann aber zum puren Stress. „Es ging am Ende wirklich um Minuten. Ich habe fünf Minuten vor Schluss abgegeben.“
Verlag wird noch gesucht
Doch der Stress hat sich gelohnt. Ihre Professoren belohnten die Diplomarbeit mit „sehr gut“. Und nicht nur dort kam ihr Buch gut an. Auch der jugendlichen Zielgruppe gefällt’s: „Professor Brummund hat es seinen Kindern als Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen.“ Und die waren genauso begeistert. Anke Baars blickt jetzt nach vorne: „Ich würde jetzt nach dem Diplom schon gerne etwas im Verlagswesen machen. Buchautorin ist bestimmt ein sehr spannender Beruf.“ Noch ist Anke Baars auf der Suche nach einem geeigneten Verlag, der ihr spannendes Kinder- und Sachbuch „Anton, das Elektron – Geschichten vom Strom“ in den Handel bringt.
Die Geschichte
In „Anton, das Elektron – Geschichten vom Strom“ erzählt Anke Baars die Geschichte von Paulchen und seiner kleinen Schwester Jule, die gemeinsam im Bett liegen und der Gute-Nacht-Geschichte ihres Vaters lauschen. Dann fällt plötzlich der Strom aus und die Kinder fangen an, ihren Eltern Fragen über Strom zu stellen. Sie wollen alles darüber wissen: Woher kommt der Strom und wie kommt er ins Haus? Im Kerzenschein erzählen die Eltern ihren Kindern dann die Geschichte vom Strom. Der Vater erfindet dazu den knuddeligen Anton, ein Elektron, das von seiner spannenden Reise durchs Stromkabel berichtet. Das Kinderbuch hat 70 Seiten und richtet sich an alle zwischen sechs und zehn Jahren.
Artikel vom 07.12.2004
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