Beim Business Campus laufen die Fäden zusammen
Von Malte Steinhausen
Was mache ich bloß, wenn ich mit dem Studium fertig bin? Ich habe eine Geschäftsidee für ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung. Kann ich mich selbstständig machen? Wie geht das? Wer sich als Studierender oder Absolvent der Fachhochschule diese Fragen stellt, ist damit nicht der Einzige. Das weiß die Hochschulleitung und hat zur Hilfestellung auf breiter Basis zunächst mit dem Rhein-Sieg-Kreis und jetzt auch mit der Kreissparkasse Köln (KSK) ein Kooperationsprojekt auf den Weg gebracht.

Studierende und Unternehmer bei der Supra-Frühstückskonferenz. Foto: Eva Tritschler
Dieses Projekt soll Studierenden und Absolventen helfen, aus der FH heraus ein eigenes Unternehmen zu gründen, ein so genanntes Spin-off Unternehmen. Es bindet alle ein, auf die man bei einer Gründung generell angewiesen ist und bietet dazu weit reichende Unterstützung. Die Förderung gründungswilliger Studierender begann Mitte 2001. Damals bekam die FH im Zusammenschluss mit einer Reihe von regionalen Partnern Landesmittel, von denen beispielsweise anderthalb Jahre lang an der FH eine Gründungsberatung finanziert werden konnte. Es gab zum Auftakt einen Gründercocktail, um die Aktivitäten bekannt zu machen, gefolgt von anderen Veranstaltungen. Regelmäßig findet seitdem auch die Supra-Frühstückskonferenz statt, bei der sich jeweils 45 bis 60 Gäste einfinden: Bankenvertreter, Berater, Unternehmer, Interessierte von außerhalb und Studierende. Hier kann man sich in ungezwungener Atmosphäre treffen, und es kommen Aufträge und Kooperationen zustande.
Momentan gibt es in der Fachhochschule jeden Donnerstag die Möglichkeit, sich mit FHTransferstellenleiter Udo Scheuer und Rolf Beyer zu unterhalten. Beyer ist vom Kreis abgestellt als Gründungsberater für Studierende und Absolventen. Für alle weitergehenden Fragen vermittelt er bei Bedarf Experten aus dem regionalen Netzwerk wie Steuerberater oder Rechtsanwälte, die beim Thema Gründung bewandert sind.
Im Jahr 2000 gab es schon 17 Spin-off Unternehmen, heute sind es 35, und es sollen mit der Fertigstellung des im Bau befindlichen Business Campus noch mehr werden. Der Business Campus ist sozusagen die Blüte der Kooperation zwischen FH, Kreis und Kölner Kreissparkasse. In den FH-Neubauten an beiden Standorten sind insgesamt 1400 Quadratmeter Bürofläche plus Laborfläche bei Bedarf ausgewiesen. Hier wird die Infrastruktur eines modernen Gründerzentrums angeboten. Spin-offs dürfen dann in der Regel drei Jahre im Business Campus bleiben und werden bis zur Marktreife betreut.
Die Kooperation gibt es seit Anfang 2003 und hat eine Stärkung der regionalen Wirtschaft zum Ziel. Hermann Tengler, Leiter des Referats für Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung, nannte die FH einen "Motor für die regionale Entwicklung", und so sollen Spin-off Unternehmen in der Region angesiedelt werden. Die Studierenden werden von Anfang an unterstützt, bauen Vertrauen zu den Beteiligten der Kooperation auf und sollen so einen hohen Anreiz bekommen, sich regional anzusiedeln.
Durch die Kreissparkasse bekommen sie eine sehr fundierte Unterstützung bei der Finanzierung: beispielsweise im Zusammenhang mit öffentlichen Förderkrediten auch nach ihrem Auszug aus dem Business Campus. Helmut Lux, Direktor des Zentralbereichs Unternehmens- und Technologieförderung der KSK, sagt: "Bei Erfolg versprechenden Vorhaben finanzieren wir gute Ideen und kluge Köpfe."
Die KSK sponsert eine interdisziplinäre Professur für das Gründungsthema an der FH. Das heißt, es kann sich ein neuberufener Professor ausschließlich dem Thema "Existenzgründung und Mittelstandsmanagement" widmen.
Die Kreissparkasse Köln finanziert in ihrem Geschäftsgebiet Start-ups und unterstützt sie mit einem breiten Angebot an Maßnahmen. Sie unterhält ein umfangreiches Dienstleistungsangebot über die reine Finanzierung hinaus für Existenzgründungen und innovative Unternehmen; außerdem bietet sie öffentliche Seminare und Workshops an. Sie ist an mehreren Technologie- und Gründerzentren beteiligt, im Rhein-Sieg-Kreis fließt die Unterstützung unter anderem in den Business Campus in Sankt Augustin und Rheinbach.
Der Business Campus wird in Kürze als GmbH gegründet. Die GmbH wird als Betreibergesellschaft des Gründungszentrums fungieren und erhält dafür jeweils einen Vertreter der FH, des Kreises und der KSK Köln. Der Rhein-Sieg-Kreis war 1991 hoch erfreut über die Chance zur Ansiedlung einer FH. Landrat Frithjof Kühn sagt: "Der Wert einer Region steigt dadurch, und der Kreis bekommt gut ausgebildetes Personal." Erfreulich sei die Ergänzung für die Wissenschaftsregion, in die sich die FH lückenlos einfüge. Die Region Rhein-Sieg hat einen hohen Bevölkerungszuwachs, niedrige Arbeitslosenzahlen und ein hohes Wirtschaftswachstum.
Die FH bildet Fachkräfte aus, die für das Wachstum benötigt werden, und leistet somit einen wichtigen Beitrag für die regionale Entwicklung. Und hier schließt sich der Kreis zur Gründungsförderung von Studierenden und Absolventen, mit der im Jahr 2000 begonnen wurde, als auch die ersten Absolventen das Studium beendeten: Ein neu gegründetes Unternehmen beschäftigt nach fünf Jahren durchschnittlich fünf Mitarbeiter, so Wirtschaftsförderer Tengler. Und dann rechnet er auch gleich die Zahl der möglichen neuen Arbeitsplätze bei 50 Existenzgründungen hoch.
Artikel vom 03.06.2004
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