Von Helen Arnold
Mit dem Schreiben eines Kinderbuches verwirklichte FH-Absolventin Alke Kissel einen Kindertraum. Foto: Helen Arnold
Im Herbst 2003 hat die junge Autorin ihr Diplom geschrieben und dann in einer Produktionsfirma Beiträge für den Kinderbrockhaus Technik verfasst. „Das hat mir schon so viel Spaß gemacht, dass ich mir dachte, Bücher für Kinder zu schreiben, ist das, was ich gern weiter ausbauen möchte“, sagt Alke Kissel. Damit begann die Suche nach einem geeigneten Verlag. Einige Telefonate später fand sich ein Verlag, der für die Technik-Redaktion noch eine Mitarbeiterin suchte. Ein erstes Treffen mit der Lektorin gab es kurz darauf bei der Frankfurter Buchmesse. Der Verlag wollte gerne ein Sachbuch für Kinder über Baustellentechnik herausbringen und sucht dafür einen Autor. Das traf sich gut mit Alkes Plänen: „Ich hab mir selber auch Sachen überlegt, die ich gerne machen würde, und hab den Fokus dann auf Technik gelegt.“ So wurde sie ganz schnell zur Technikexpertin der Baustelle.
Kinderwünsche
Als erstes musste nun ein Konzept erarbeitet werden. Von vornherein war klar, dass das Buch ein großformatiges Sachbuch werden sollte, und auch die Seitenanzahl war vorgegeben. Es war dann die Entscheidung der Autorin zu bestimmen, was an welcher Stelle stehen soll und welche Maschinen näher beleuchtet werden. Einen besonderen Fokus hat Alke dann auf die Wünsche der Kinder gelegt. „Das Thema war Technik auf der Baustelle. Also habe ich mich gefragt, was ich möchte in so einem Buch gerne sehen und vielleicht sogar lernen würde, wenn ich ein Kind wäre“, erklärt Alke ihren Ansatz. Die Aufbereitung des Themas und einige besondere Zusatzinfos kamen dann ganz kreativ nur aus Alkes Feder.
Selbst ausprobieren
Experimente für Kinder sind in dem Buch das ganz Besondere. Für Alke war es wichtig, dass die Kinder auch selber herausfinden können, wie bestimmte Dinge funktionieren. Durch kleine Versuche im Buch ist es für die Kinder einfacher, logische Abläufe zu verstehen. So können die kleinen Leser spielerisch selbst herausfinden, wie zum Beispiel Hydraulik funktioniert. Inspirierend war dann eine Baustelle, die sich während der Schreibphase direkt nebenan bei Alke zu Hause befand.
Pisa entgegenwirken
Das Buch startet mit dem Bagger. Für Alke der Inbegriff einer Baustelle. „Ein sehr vielseitiges Gerät“, sagt Alke und lacht. In dem Buch sind aber auch andere Baustellenfahrzeuge vereint, das reicht bis hin zur exotischen Tunnelvortriebsmaschine, Alkes ganz persönlicher Liebling, wie sie berichtet. Der Hausbau und auch der Straßenbau werden genauer beleucht, all das, was man am Häufigsten im Alltag beobachten kann. Eine Geschichte wird in „Giganten der Baustelle“ nicht erzählt, ein reines Sachbuch also, in dem technische Themen für Kinder aufgearbeitet sind. Alke findet das schade: „Ich hätte das auch ganz nett gefunden, wenn nebenher eine Geschichte erzählt worden wäre, aber der Verlag wollte das leider nicht.“ Ziel des Verlages war es, so viele Informationen wie möglich in ein Kinderbuch zu packen und damit auch Pisa entgegenzuwirken.
Keine Spur von Nervosität
Vor dem Erscheinungstermin war die ehemalige Studentin des Technikjournalismus nicht so richtig nervös, aber sehr gespannt auf die Reaktionen der Recherche-Partner. Das waren Fachleute mehrerer Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterstützten Alkes Recherchearbeit, gaben ihr auch Feedback. Eine ganz wichtige Reaktion bekam sie von ihrem kleinen Bruder. Er war so begeistert, dass er gleich eine Widmung von seiner großen Schwester haben wollte. „Das war sehr schön, denn ich kannte das Buch ja schon und wusste auch wie die Seiten aussehen würden, aber mein Bruder war sehr begeistert“, sagt Alke.
Die erste große Euphorie wird die Kinderbuchautorin ergreifen, wenn sie das Buch das erste Mal im Buchladen entdeckt. Vielleicht kann sie sogar beobachten, wie ein Kind darin blättert und es dann kauft: „Ein Gefühl, das mich in diesem Moment dann sicher sehr stolz machen wird.“ Alke hat in das Buch viel Arbeit, Nerven und vor allem Idealismus gesteckt, denn besonders lukrativ ist es nicht, ein Kindersachbuch zu schreiben. Alke weiß: „Wenn der Verkauf nicht gut läuft, bleibt es lediglich bei dem Vorschuss, den ich im Vorfeld bekommen habe.“
Ungewöhnlich, aber interessant
Ungewohnt war die Zusammenarbeit mit der Lektorin und auch mit dem Illustrator des Buches, Manfred Rohrbeck. Während des Schreibens hat Alke die beiden nicht persönlich getroffen. Aber es sein eine interessante Erfahrung gewesen, weiß die Autorin zu berichten. Nach dem Bewerbungsgespräch mit der Lektorin bei der Frankfurter Buchmesse ging alles nur per elektronischer Post oder Telefon. Der Zeichner der vielen schönen, bunten Bilder in „Giganten der Baustelle“ hatte naturgemäß oft eine ganz andere Meinung und auch andere Vorstellungen mit einer Leidenschaft für historische Baugeräte. Trotzdem gelang letztlich eine harmonische Einheit von Text und Illustrationen. Seit Februar gibt es das Buch im Handel, und das nächste Werk ist auch schon in Arbeit.
Giganten der Baustelle
Alke Kissel/Manfred Rohrbeck
ISBN: 978-3-8157-5089-6
Coppenrath Verlag, Münster
Artikel vom 23.02.2007
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