Von Jakob Pietras
BusinessCampus Rhein-Sieg: Hier erfahren Jungunternehmer Betreuung und Unterstützung bei Projektanträgen für ein Gründerstipendium. Foto: Alexander Hartmann
Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufgelegten Programme sollen angehenden Gründern helfen, mit ihrer Idee schnell Fuß zu fassen. „EXIST-Gründerkultur“ befasst sich mit Unternehmensstrategie und nachhaltiger und sichtbarer Umsetzung von Gründungskultur. „EXIST-Forschungstransfer“ fördert technologische Entwicklungsarbeiten und bereitet auf den Unternehmensstart vor, das „EXIST-Gründerstipendium“ richtet sich an Studierende, Absolventen und Wissenschaftler. Es soll Gründern – als Einzelperson oder im Team mit bis zu drei Personen – das erste Jahr der Selbstständigkeit erleichtern und ihnen erlauben, sich auf den Aufbau zu konzentrieren.
Aufbau- und Finanzhilfe vom Staat und vom BusinessCampus
Deswegen sieht das Gründerstipendium einen Betrag für den Lebensunterhalt vor. Bei Absolventen beträgt dieser 2000 Euro, bei Studierenden 800 Euro. Daneben stehen bis zu 22.000 Euro für Geräte, Software sowie Arbeits- und Verbrauchsmaterial zur Verfügung. Außerdem kann das Geld für Patentrecherchen oder Coachings verwendet werden, um Gründer beispielsweise als Führungskraft, in der Buchhaltung oder im Vertrieb zu schulen.
Die EXIST-Projekte betreut Udo Scheuer, Geschäftsführer des BusinessCampus und Transferbeauftragter der Hochschule: „Das Gründerstipendium ist eine tolle Möglichkeit, ein Projekt zu entwickeln und die ersten Schritte des Markteinstiegs zu schaffen. Aber wo es soviel Fördergeld gibt, ist der Wettbewerb natürlich hart – nur die besten Konzepte werden finanziert.“
Ein durchdachtes Konzept ist das A und O
Während der einjährigen Gründungsphase entwickeln die Firmen ihr Produkt oder ihre Dienstleistung weiter, suchen Kooperationspartner und Referenzkunden und erstellen ein erstes Geschäftskonzept. Dieses wird nach fünf Monaten vorgelegt und umfasst die Beschreibung und erste Details der geplanten Entwicklung. Nach zehn Monaten muss ein konkreter Businessplan mit der Finanzplanung stehen, der die künftige Ausrichtung skizziert. Dabei betreut die Gründer ein Mentor, bei dem es sich um einen fachkundigen Dozenten der Hochschule handelt.
Wichtigste Voraussetzung für das Stipendium sind Produkte oder Dienstleistungen, die innovativ und im weitesten Sinne wissenschaftlich sind. Die Förderung des Projektes muss durch die Hochschule beantragt und das BMWi bewilligt werden.
Im Folgenden stellt der doppelpunkt: drei angehende Firmen von Absolventen vor, die erfolgreich durch EXIST gefördert werden.
IT-Überwachung: iLert
Die Firma von Gründer Birol Yildiz entwickelt ein zwei Aspekte umfassendes System: „SmartNotification“ soll zum einen dazu dienen, IT-Infrastrukturen zu überwachen und Probleme an die richtigen Mitarbeiter zu kommunizieren. Zum anderen kann es per „GeotargetedNotification“ im Katastrophenfall per SMS, E-Mail oder Smartphone-App angemeldete Nutzer in einer bestimmten Region vorwarnen, beispielsweise bei einem bevorstehenden Erdbeben.
Der Kundenkreis des Systems wird unter anderem Softwarevertriebe umfassen. Birol Yildiz: „Bei mir stand relativ früh fest, dass ich mich selbstständig machen wollte. Die eigentliche Idee kam dann zunächst mit einem ähnlichen Projekt wie dem jetzigen. Nach einer konkreteren Ausarbeitung wurde es dann vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zum EXIST-Stipendium zugelassen.“
Das Unternehmen hatte unter seinem damaligen Namen BYPA zudem den VDI-Gründerpreis gewonnen.iLert wird bereits seit Oktober 2010 durch EXIST gefördert und kümmert sich derzeit um Marketing und Vertrieb. Die endgültige Version von „SmartNotification“ wird voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen.
Freizeittouren im Internet: Guiders
Das Unternehmen Guiders hat mit dem Stipendium von EXIST seinen Geschäftsbetrieb am 1. Juni aufgenommen. Geschäftsführer sind die Absolventen der Hochschule Daniel Berndt und Thorsten Raffelberg sowie der Programmierer Christian Wolf. Das Trio möchte eine Plattform für geführte Freizeittouren im Internet schaffen: Auf dem Portal registrieren sich Nutzer und legen ein Profil an. Sie können dann eine Tour anbieten oder selbst einen Guide buchen.
Durch eine Bewertungsfunktion soll zudem die Qualität der Touren sichergestellt werden. „Wir wollen ein Komplettpaket mit Community-Charakter anbieten“, beschreibt Raffelberg das Vorhaben. Selbstständigkeit bedeutet für ihn: „Für mich muss immer das Wort Leidenschaft fallen. Man geht leidenschaftlich ans Werk und verwirklicht seine Idee.“
Das EXIST-Programm hat Guiders beim Start sehr geholfen, und die Jungunternehmer sehen gerade den Kontakt und Austausch mit anderen Stipendiaten als positiv an.
Im Sommer dieses Jahres startet das Pilotprojekt und wird zahlreiche Guides aus der Testphase präsentieren. „Nächstes Jahr möchten wir bundesweit und nach Österreich und in die Schweiz expandieren“, sagt Berndt.
Ortungssystem: GPS-Now
Das EXIST-Gründerstipendium der Firma GPS-Now startete ebenfalls Anfang Juni und wird von den drei Mitarbeitern Martin Hensel, Finn Herpich und Henrik Vogt zur Entwicklung eines speziellen Ortungssystems verwendet.
Die zwei Informatikabsolventen der Hochschule und der BWL-Absolvent betonen dabei die besonderen Eigenschaften ihres Systems: Gegenüber anderen Systemen hat das Gerät den Vorteil, dass es innerhalb von zehn Sekunden installiert werden kann und sehr kostengünstig ist.
Es wird unaufwändig an die Schnittstelle im Fahrerraum angeschlossen, mit der Werkstätten Fahrzeugdaten zur Diagnose auswerten. Der Tracker besitzt einen GPS-Sender und eine handyübliche SIM-Karte, um die Positionsdaten des Fahrzeugs zu den Servern von GPS-Now zu funken. Die Kunden haben dann die Möglichkeit, ihre aktuelle Position in Echtzeit zu prüfen und auszuwerten.
So lassen sich beispielsweise Routen nachverfolgen oder elektronische Fahrtenbücher erstellen. „Durch das EXIST-Stipendium haben wir den nötigen Freiraum, uns auf das Projekt zu konzentrieren. Wir hoffen, dass uns mit diesen Mitteln auch der Markteinstieg gut gelingt“, so Hensel.
Weiterführende Links:
Webseite des BusinessCampus
Webseite von iLert
Webseite von Guiders
Webseite von GPS-Now
Artikel vom 22.12.2011
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