Von Tobias Meyer
Aber von vorne. Der heute 35-jährige Mathias Leven hatte schon eine Ausbildung zum Fachinformatiker abgeschlossen, als er sein Studium in Computer Science begann. An der Hochschule wollte er seine Kentnisse noch erweitern. In der Welt der Berufstätigen blieb er trotzdem aktiv und arbeitete neben den Vorlesungen als Anwendungsentwickler für verschiedene Firmen. „Irgendwann im Jahr 2004 habe ich dann realisiert, dass ich Studium und Beruf nicht gleichzeitig mit voller Kraft fahren kann. Bei der zweigleisigen Fahrt blieb beides ein wenig auf Sparflamme“, so Leven. Er entschied sich für die Risikovariante – und brach sein Studium ab.
Bei einem seiner beruflichen Projekte lernte er Paul Mertes kennen, der sich als Jurist auf IT-Fragen spezialisiert hatte. Zusammen gründeten sie die Unternehmensberatung Mertes & Leven Profit Elements. Das Unternehmen hilft Firmen wie der Deutschen Post dabei, Internetauftritte zu optimieren, speziell für Werbung mit Google AdWords. Und das Geschäft läuft: Inzwischen beschäftigen sie fünf feste und 17 freie Mitarbeiter. „Da wir sehr flexibel agieren müssen und uns dabei aber wirtschaftlich nicht übernehmen wollen, arbeiten wir mehr mit Freelancern“, erklärt Leven das derzeitige Angestelltenverhältnis.
Die schnellsten Aushilfen aller Zeiten
Levens neueste Idee wurde aus der Not eines anderen heraus geboren. Bei einem Restaurantbesuch wurde er Zeuge, wie sich für einen Wirt der gastronomische Super-GAU ereignete: Zwei seiner drei Bedienungen sagten gleichzeitig ab. Woher auf die Schnelle eine Aushilfe nehmen? Wenn überhaupt, dann nur über das schnellste Medium, das Internet – so Levens erster Gedanke.
Der Gedankenblitz wird zum Projekt
Aus der Idee hat sich innerhalb eines halben Jahres das Portal aushilfe-direkt.de entwickelt. Jeder, der Spontanität mitbringt und gerne nebenbei etwas verdienen möchte – beispielsweise ein Student als Kellner – meldet sich kostenfrei mit Handynummer und Postleitzahl an. Der Wirt in Not gibt dann auf der Homepage an, wann er eine Hilfskraft benötigt (sofort, morgen, nächsten Samstag) und alle potenziellen Arbeiter in der entsprechenden Region werden per SMS über das Angebot informiert. Sie können sich sofort telefonisch beim Wirt melden, die Details aushandeln und den Job umgehend antreten.
Für jeden etwas
Ob Umzugshelfer oder Koch, wer schnell eine helfende Hand sucht, bekommt sie heute dank Mathias Leven schnell und unkompliziert. Sein exotischster Kunde ist ein Bruder im Geiste: Er gründete ebenfalls ein erfolgreiches Start-up, verkaufte aber und ist seitdem finanziell gut versorgt. Wenn ihm aber mal langweilig wird, holt er sich bei Aushilfe-direkt eine Beschäftigung für zwischendurch.
Auszeichnung für Idee
Für sein Job-Portal hat Leven auf der diesjährigen CeBIT den Innovationspreis-IT in der Kategorie „Human Resources“ gewonnen, was ihm viel bedeutet: „Ein solches Projekt kann nur durch viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfolgreich werden“, erzählt Leven. Außerdem konnte er die Job-Börse durch sein Know-how in der Online-Unternehmensberatung ideal im Netz aufstellen.
Auch wenn er der Hochschule schnell wieder den Rücken gekehrt hat, würde der Studienabbrecher gerne noch einmal nach Sankt Augustin kommen: Da er bei der IHK des öfteren Vorträge hält, könnte er sich gut vorstellen, auch als Hochschuldozent zu arbeiten.
Doch seine Geschäfte lassen ihm schon jetzt wenig Zeit für anderes, sogar den Preis auf der Messe in Hannover musste sein Kollege Paul Mertes entgegennehmen. Auch privat hat er kaum Raum für Hobbys, selbst zum Joggen kommt er nur noch selten. Trotzdem ist er sehr zufrieden mit seiner Wahl, denn für Ausgleich zum Beruf ist reichlich gesorgt: Mathias Leven ist inzwischen glücklich verheiratet und Vater von zwei Söhnen.
Weiterführende Links:
Das preisgekrönte Jobportal „Aushilfe-direkt“
Die Unternehmensberatung „Mertes & Leven Profit Elements“
Artikel vom 10.09.2010
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