Von Sebastian Kröschel
Absolvent und erfolgreicher Galerist: Christian Lethert. Foto: Sebastian Kröschel
Feine Zeichnungen bedecken die weiße Stellwand. Eine Mischung strahlenförmiger Explosionen und technisch anmutenden Formen. Vor der Wand liegt etwas, das wie ein zu groß geratenes, rosa Kaugummi aussieht. „Kunst ist das, was gefällt. Sehr subjektiv“, erklärt Christian Lethert, der als einer der jüngsten Galeristen Deutschlands bereits zum dritten Mal auf Kölns internationaler Kunstmesse „ArtCologne“ ausstellt. Der 27-jährige Lethert betreibt seine Galerie im belgischen Viertel in Köln, sitzt im Vorstand des Bundesverbands deutscher Galerien und ist Absolvent der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Eine Karriere, wie mit dem Lineal gezogen
Mit 16 Jahren beginnt Christian Lethert, in der Galerie Klein in Bad Münstereifel zu arbeiten. Später wird er Assistent des Inhabers Erhard Klein. Er beginnt sein Wirtschaftsstudium in Rheinbach und schmiedet schon damals Pläne für seine eigene Galerie. Seine Diplomarbeit befasst sich mit Existenzgründung am Kunstmarkt. Parallel zu seinem Abschluss richtet er bereits seine Galerie in Köln ein. Das war 2006. Heute kann Lethert auf erfolgreiche Jahre und Korrespondenzen mit namhaften, internationalen Künstlern zurückblicken.
Diplomarbeit als Marktstudie
Seine Studienzeit an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bleibt in angenehmer Erinnerung. Vor allem die Arbeit an der Diplomarbeit und die damit verbundene Forschung an sich selbst half bei dem folgenden Start-up. Lethert: „Ohne diese Diplomarbeit wäre ich wohl nicht so genau, zielgerichtet und diszipliniert an die Sache herangegangen.“ Begünstigend für den Erfolg der 120 Quadratmeter großen Galerie kam die Auflösung der Galerie Klein kurz vor Letherts Eröffnung. Zahlreiche Künstler aus dem damals gesponnenen Netzwerk bekundeten Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.
Unter Strom
Der Beruf des Galeristen fordert allerdings weit mehr, als sich an Kontakten zu bedienen und während der Öffnungszeiten Gäste herumzuführen. Gespräche mit Künstlern und Ausstellern, zahllose Ortstermine. Lethert ist sein eigenes Geschäft, die Arbeit im so genannten „Showroom“ sei der kleinere Teil der Arbeit. Das meiste passiere um ihn herum. „Der Tag hat 24 Stunden, 18 davon sollte man nutzen“, sagt er.
Bei allem Erfolg zeigt sich der Jungunternehmer Lethert bescheiden. Bei ihm gibt es weder Kaviarhäppchen noch Champagner zum Kunstgenuss. Stattdessen wird kühles Kölsch serviert. Zu diesem, so Lethert, habe er „auch eher die Nähe“. Er halte es für vermessen, Champagner zu servieren, und damit würde er sich auch verstellen. Seine Gäste haben das aber auch wohlwollend akzeptiert.
Erfolgreich – und dabei bodenständig
Seinen eigenen, steilen Karriereverlauf betrachtet der Galerist mit nüchternem Stolz. Er habe „wohl die Weichen richtig gestellt“. Aus dem langen und streckenweise harten Weg, der zu seinem Erfolg geführt hat macht Lethert keinen Hehl. Ohne seinen Hintergrund, die Assistenz Erhard Kleins, das Studium, die jahrelange Erfahrung hätte sich die Existenzgründung sicherlich deutlich schwieriger gestaltet. So aber hat er es 2007 in den Vorstand des „Bundesverbands deutscher Galerien“ geschafft, die Galerie und Lethert sind international etabliert. Er trifft den Nerv der Kunstfreunde, so subjektiv dieser auch sein mag.
Artikel vom 11.12.2009
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