von Antonia Heizmann
Das Christliche Kinder- und Jugendwerk „die Arche“ hat ein Projekt, das von Shabnam Jalali geplant und auch geleitet wird. Es geht um die Integration von Jugendlichen mit Jobpatenschaften oder schulischer Förderung. „Das Studium hat mir das Handwerkszeug gegeben, dieses Projekt zu leiten. Man lernt rein wirtschaftliche Aspekte, die bei einem sozialen Studiengang eben nicht relevant sind." Deshalb entschied sie sich für Wirtschaftswissenschaften.
Bei diesem Projekt ist beides eng verbunden: fundiertes Wissen der Betriebswirtschaft und soziales Engagement. Obwohl das „Arche“-Projekt derzeit das Wichtigste in ihrem Berufsleben ist, arbeitet sie weiter als Unternehmensberaterin. Sie beschäftigt sich dabei insbesondere mit Cross-Culture-Consulting, also der Vermeidung kultureller Probleme bei der Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Kulturen. „Es gibt so viele Unterschiede, sichtbare und unsichtbare. Missverständnisse zwischen Mitarbeitern verursachen Probleme und kosten das Unternehmen Geld“, sagt Shabnam Jalali.
Diese Missverständnisse zu vermeiden, ist ihre Aufgabe. Sie gibt Workshops, Meetings und spricht auf Kongressen. Jalali: „Unternehmen beauftragen mich, einen Workshop für die Mitarbeiter über ein Land zu machen. Das gleiche gibt es dann im Ausland für die deutsche Kultur. Es beruht auf gegenseitigem Respekt.“ Spezialisiert ist sie auf den mittleren Osten und Nordamerika. Als ein Beispiel für kulturelle Unterschiede nennt sie Pünktlichkeit. Es sei ein Klischee, dass Deutsche immer pünktlich sind und alles ganz genau durchgehen. „In Deutschland haben wir ein sehr tabellarisches Zeitverständnis. Andere Kulturen haben eher ein multidimensionales Zeitverständnis. Sie fangen mit Punkt eins an, machen bei drei weiter und achten nicht auf die Reihenfolge“, erklärt Shabnam Jalali.
Unterschiedliches Zeitverständnis ist nur eine der Ursachen für Missverständnisse, doch eben da hilft Shabnam Jalali, die mit ihrer interkulturellen Kompetenz die Zusammenarbeit für alle erleichtert. „Wirtschaftswissenschaft hat immer auch etwas mit Menschen zu tun, und mit Menschen arbeiten wollte ich schon immer.“
Artikel vom 22.06.2016
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