Bessere Datenlage für Wetterprognosen
Von Sebastian Kröger
Wenn Meteorologen den Regen voraussagen, sprechen sie von Wahrscheinlichkeiten. Diese Prognosen weiter zu präzisieren ist schwierig, viele kleine Forschungsschritte haben in der Vergangenheit die Genauigkeit der Vorhersagen immer weiter verbessert.

Den Überblick über die Datenberge zu behalten – das ist für Meteorologen oft schwierig: Andreas Hense aus dem Fachbereich Informatik möchte diesen Austausch effizienter gestalten. Foto: Sebastian Kröger
Schließlich fallen bei den Meteorologen riesige Zahlenkolonnen an – der Austausch dieser Daten zwischen mehreren Forschungsgruppen gestaltet sich deshalb oft schwierig. Mit einem Forschungsprojekt, das auf drei Jahre angesetzt ist, will Andreas Hense die Verwaltung und Verteilung solcher Daten verbessern. Das Projekt des 47-jährigen Professors für Wirtschaftsinformatik der Hochschule wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.
ISBN-Nummern für WetterdatenHenses Datengrundlage stammt dabei unter anderem vom Meteorologischen Institut der Universität Bonn. Die Meteorologen maßen im Sommer 2007 in Süddeutschland verschiedene Witterungsfaktoren: Luftdruck, Strömungsgeschwindigkeiten, Temperaturen. Daraus ergeben sich große Datenmengen. Daten, die nun auch anderen Instituten zur Verfügung gestellt werden sollen.
Ein solcher Austausch gestaltet sich bisher aufwendig: Ohne hinreichende Kontrolle können sich bei solch komplexen Daten Fehler einschleichen. Es ist für Forscher oft schwierig, die richtigen Messreihen wiederzufinden, wenn sie diese nach einem längeren Zeitraum erneut nutzen möchten. Mit eindeutigen Bezeichnungen für die Wertetabellen – vergleichbar mit ISBN-Nummern bei Büchern – sollen diese Daten nun leichter verfügbar gemacht werden. „Das spart Zeit bei der Suche, und der Nutzer kann viel mehr Daten mit geringerem Aufwand verarbeiten“, blickt Hense zuversichtlich auf das Projekt.
Einfacher wird es durch EinheitlichkeitDenn die Forscher plagt beim internationalen Datenaustausch bisher das gleiche Problem wie den normalen Internetnutzer: Urheber und Wahrheitsgehalt lassen sich nur schwer nachprüfen. Sind die Daten in einem Netzwerk bereitgestellt, gibt es nach einer gewissen Zeitspanne möglicherweise eine Fehlermeldung statt der erwünschten Zahlen, weil der Anbieter die Seite gelöscht hat. „Wir möchten ein Standardverfahren zur Publikation meteorologischer Beobachtungsdaten etablieren“, erklärt Hense die Ziele und betont: „Unsere Lösung soll auch außerhalb des Projektes angewandt werden.“ Eine weltweite Vereinheitlichung soll die Arbeit von Wissenschaftlern erleichtern.
Digital Object IdentifierDie moderne ISBN-Nummer, die die Grundlage für das Projekt bildet, nennt sich übrigens „Digital Object Identifier“ (DOI) und hat sich bereits in einigen Bereichen des World Wide Web durchgesetzt: Dokumente werden mit eindeutigen Bezeichnungen in einer Datenbank erfasst und sind hier dauerhaft gespeichert. Aber das DOI-System hat auch die gleichen Tücken wie die gedruckten Werke: Wird ein Datensatz einmal publiziert, lässt er sich nicht mehr herausnehmen: Fehler bleiben dauerhaft erhalten. „Für uns ist es deshalb ein ganz wichtiges Thema, dass die Daten vor der Veröffentlichung auf Plausibilität überprüft werden“, betont Hense.
Allerdings stellt sich hier die Frage der Genauigkeit: „Gibt ein Programm ständig automatisiert Fehlermeldungen, stellt sich beim Forscher schnell der Zustand der Frustration ein“, erläutert der Wirtschaftsinformatik-Professor. Hier wird während der dreijährigen Forschungsphase vieles abzuwägen sein. Damit die Regenwahrscheinlichkeiten des Wetterberichts vielleicht irgendwann besser genutzt werden können.
Artikel vom 05.01.2010
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