Von Martin Borré
Konferenz erstmals in EuropaDeutsche VR-Forschung gehört zur Weltspitze
Mit dem Lenkdrachen über das digitale Rio de Janeiro segeln, im Tischtennismatch gegen einen virtuellen Gegner bestehen oder das geplante Traumhaus noch vor Baubeginn mit 3-D-Brille durchschreiten: Über 20 Laborpräsentationen aus Europa und Asien zeigten den Teilnehmern meist spielerisch die Leistungsfähigkeit und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der VR-Technik. Tatsächlich bewiesen vor allem die deutschen Hochschulen und Forschungsinstitute, dass sie mit ihren Entwicklungen zur Weltspitze gehören. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt dabei im Bereich der Augmented Reality (AR), der „Erweiterten Realität“. Hierbei wird ein reales Szenario mit virtuellen Objekten ergänzt. So präsentierte das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) aus Sankt Augustin sein europaweites Lernprojekt CONNECT für Science Center und Technikmuseen. CONNECT verbindet „klassische“ Lernmethoden mit Elementen der AR. Über ein 3-D-Brillendisplay erhalten Museumsbesucher virtuelle Zusatzinformationen zu realen Objekten. So lässt sich an einer ausgestellten Tragfläche in Echtzeit anschaulich verfolgen, wie sich digital erzeugte Luftströme je nach Flügelstellung verhalten.
Hauptnutzen: Sparpotenzial - und Spaß
Motoren der VR/AR-Forschung sind aber nach wie vor die Entertainment- sowie die Automobil- und Flugzeugindustrie. Sie profitieren am stärksten von Kosteneinsparungen durch virtuelle Simulationen. „Die Entwicklung eines Produkts erfolgt heute praktisch vollständig digital“, sagt Peter Zimmermann, bei VW zuständig für die VR-Forschung. Dass virtuelle Welten abseits von jeglichem wirtschaftlichen Nutzen auch einfach nur Spaß machen können, bewies eine Forschungsgruppe aus dem brasilianischen Sao Paulo. An ihrem Stand konnten sich die Gäste in einen echten Lenkdrachen hängen und zu einem Rundflug über das virtuelle Rio de Janeiro, rekonstruiert aus Satellitenbildern, starten. Dabei blies den mit einem 3-D-Headset ausgestatteten Piloten sogar ein Ventilator ins Gesicht der – je nach Fluglage – wechselnde Winde simulierte. „Das Ganze wirkt so echt“, freut sich Projektmitarbeiter Luciano Suaros, „dass vielen sogar schlecht wird.“ Der Vorteil des „Virtual Hang-Glider“ ist aber offensichtlich: Wirklich abstürzen kann man mit ihm nicht.
Artikel vom 18.03.2005
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