Die Verfilmung eines Buches – was bisher den Machern der Hollywood-Filmstudios vorbehalten schien, passierte jetzt auf europäischem Boden, genauer gesagt in Bochum. Hier traf sich der Diplomand Michael Pilz mit dem Gründer des Instituts, Professor Dr. med. Dietrich Grönemeyer, und präsentierte seine Abschlussarbeit in Form eines Films über die menschliche Wirbelsäule mit dem Titel „Unser Rücken – Krankheitsbilder und ihre Behandlungsmethoden“. Mit dabei waren die betreuenden Professoren Elvira Jankowski, Wolfgang Heiden und Michael Krzeminski.
Der Anlass für diese Arbeit war eine von Pilz durchgeführte Recherche im Institut für Mikrotherapie, das sich unter anderem der Erkennung und Behandlung von Rückenschmerzen und Erkrankungen der Wirbelsäule widmet. Jeder Mensch hat seine eigene Lebens- und Krankheitsgeschichte hinter sich, die es auch individuell zu behandeln gilt. Die Patienten werden dabei möglichst schonend mit Therapien behandelt, die sich im Spannungsfeld zwischen High Tech und Naturheilkunde bewegen.
Die Recherche förderte einen Schwachpunkt bei der Vorbereitung der Patienten auf die Behandlung zu Tage: Viele Menschen verstehen oft nicht, was ihre Schmerzen verursacht. Der Arzt muss daher neben der Behandlung auch Aufklärungsarbeit leisten. „Ärzte argumentieren häufig mit medizinischen Fachausdrücken, die viele Patienten nicht oder nur eingeschränkt verstehen. Das Gespräch verläuft auf zwei unterschiedlichen Wissensebenen und führt zu Missverständnissen, die das Gespräch unnötig verlängern“, erklärte Pilz. Als Folge gehe wertvolle Behandlungszeit verloren.
Multimedialer Ansatz
Die Entscheidung, einen Film über die möglichen Krankheitsbilder der Wirbelsäule sowie deren Behandlungsmethoden zu erstellen, war bereits im April 2007 gefallen. Grönemeyer schrieb bereits ein Buch zu dieser Thematik. „Dennoch ist der Film aufgrund der Verdichtung der Informationen eher zur wirksamen Aufklärung der Patienten geeignet“, so Pilz. Das Gespräch mit dem Arzt solle sich verkürzen und die eingesparte Zeit dabei der Behandlung der Patienten zugute kommen. Der Startschuss für die Abschlussarbeit im Studiengang Technikjournalismus fiel nur einen Monat später.
Die Inhalte des Films hat der Macher direkt mit den behandelnden Ärzten und nicht zuletzt mit Grönemeyer abgestimmt. Dabei war zu beachten, dass die Themenbreite den Großteil der Patienten anspricht, der Film allerdings so knapp wie möglich ausfällt. „Die richtige Schnittmenge ist ausschlaggebend für die Wirkung des Films“, betonte Pilz. Er entschied sich für die fünf häufigsten Rückenleiden: Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke, Bandscheibenvorfall und die weit öfter auftretende Bandscheibenvorwölbung sowie die Erkrankung der Kreuzdarmbeingelenke. Diesen Beschwerdeformen folgen Schmerzen der Wirbelknochen oder auch das Zuwachsen des Wirbelkanals (Stenose), durch den das Rückenmark verläuft.
Film informiert im Wartezimmer
Der Schlüssel für die Umsetzung war, „die medizinisch und technisch komplexen Inhalte für den Laien verständlich zu machen“, erläuterte Pilz. Besonders der multimediale Ansatz spiele bei der Vermittlung der Informationen eine große Rolle: Der Film besteht aus Modellen der Wirbelsäule und ihren einzelnen Regionen wie den Wirbelkörpern, den Gelenken und den Bändern. Der Technikjournalist animierte die Grafiken mit Effekt- und Schnittprogrammen und verarbeitete sie zu einem Film. Anhand dieser Grafiken stellte er gesunde Zustände den Erkrankungen gegenüber und schaffte Vergleichsmöglichkeiten, durch die Patienten besser lernen sollen.
Doch Patient ist nicht gleich Patient. Manche Menschen können sich einen Lernstoff gut merken, wenn sie ihn lesen, andere, wenn sie einem Vortragenden zuhören. Die Rede ist von visuellen und auditiven Lerntypen. Die klassische Zusammensetzung des Mediums Film aus Bild und Ton hat Michael Pilz darum um eine weitere visuelle Komponente erweitert: Die Kernaussagen der Sprechertexte sind zusätzlich als Textelemente in den Bildanteil integriert. Er möchte damit erreichen, dass auch Lerntypen bedient werden, die Inhalte besser durch das geschriebene Wort aufnehmen.
Professor Grönemeyer zeigte sich vom Nutzen des Films überzeugt. Er habe zwar ein filmisch gutes Produkt erwartet, „jedoch nicht in dieser Qualität“. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Michael Pilz eine Festanstellung im Grönemeyer-Institut antreten konnte. Der Film befindet sich jetzt in der Erprobungsphase und läuft im Wartezimmer des Instituts.
Artikel vom 29.09.2008
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