Von Sandra Nüchel
Schülerinnen und Schüler der Bertolt-Brecht-Gesamtschule beschlossen das Schuljahr unternehmerisch. Die Aufgabe lautete: Produktion, Marketing und Vertrieb für eine CD-Hülle aus Kunststoff. Foto: Daniela Schuh
Genauer gesagt ging es um den fiktiven Auftrag, CD-Hüllen aus Kunststoff zu liefern. Dazu teilten sich die Schüler in Teams auf, die die einzelnen Abteilungen eines Unternehmens widerspiegelten. Die gesamte Organisation blieb ihnen selbst überlassen; Hauptsache, das Endprodukt stimmte den Kunden zufrieden. Tipps bekamen die Schüler aus ihren sogenannten Teamheftchen, in denen die Tätigkeiten der einzelnen Abteilungen näher beschrieben waren.
An zwei Tagen waren die Schüler dafür zu Gast in der Hagen-Stiftung. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Drittmittelprojekts „LernK – Entwicklung von Lernfeldern im Bereich Kunststoff zum Einsatz im Schulunterricht“ von Professor Johannes Geilen, Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT) der Hochschule, statt.
Die Teamarbeit lief reibungslos
Das Team Forschung und Entwicklung prüfte die ersten Prototypen. Die Schüler überlegten sich, was einer CD-Hülle im Alltag passieren kann. Übersteht sie beispielsweise den freien Fall von einem Tisch? Verändert sich das Material, wenn die Hülle im Sommer im heißen Auto liegt? Schützt die Hülle eine CD vor Spritzwasser? Dann wurden die Versuche durchgeführt: CD-Hüllen fielen zu Boden, wurden erhitzt und mit Wasser überschüttet. Akribisch notierten die Schüler die Ergebnisse der einzelnen Versuche.
Im Technikteam war man derweil etwas unter Druck geraten. Der Kunststoff verteilte sich beim Spritzen nicht gleichmäßig, so dass die CD-Hülle ein Loch bekam. Die Betreuerin des Technikteams und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich EMT, Sandra Nüchel, verriet den Schülern zwar nicht die Lösung, half aber mit der Frage, welche Parameter geändert werden könnten, um das Problem zu beheben. Nüchel hatte zuvor die Maschine präpariert, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, selbst mit den Einstellungen zu spielen. Der Teamleiter informierte sofort das Kommunikationsteam über das Problem und mögliche Lösungsansätze.
Um Kundenwünsche und Preisoptimierung kümmerten sich die Schüler vom Team „Marketing und Finanzen“. Sie legten fest, welche Farbe die CD-Hülle haben sollte, ermittelten die Preisvorstellungen der Kunden, errechneten die Fertigungskosten und suchten nach Möglichkeiten, den Artikel noch günstiger zu machen.
Im Kommunikationsteam liefen alle Fäden zusammen. Hier wurde der Gesamtablauf koordiniert und kontrolliert. Die Schüler organisierten Teamleitersitzungen, um sich regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen. Das Kommunikationsteam war außerdem für die Werbung zuständig.
Fazit der Schule
„Für meine Schüler ist das ein toller Abschluss, da wir uns das gesamte Schuljahr mit der Thematik 'Vom Erdöl zum fertigen Kunststoffprodukt' beschäftigt haben. Hier können die Schülerinnen und Schüler live erleben, wofür sie das ganze Jahr gearbeitet haben. Beeindruckend ist die selbstorganisierte Teamarbeit der einzelnen Schülergruppen und die Kommunikation zwischen ihnen“, sagte der betreuende Lehrer der Gesamtschule. Eine Fortsetzung des Projektes an seiner Schule ist angesichts des Erfolgs damit so gut wie sicher.
Was LernK ist
LernK ist ein Gemeinschaftsforschungsprojekt der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Dr. Reinold Hagen Stiftung. Es ist eingebettet in die Kunststoff-Werkstatt, ein Netzwerkprojekt der Kunststoffindustrie. Diese initiiert Projekte entlang der Wertschöpfungskette in der Branche. Gefördert werden beide Projekte aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen.
Artikel vom 22.07.2010
Nutzen Sie die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe des "doppelpunkt:" zweimal jährlich zu beziehen und bereits veröffentliche Ausgaben nachzubestellen. mehr...