Von Karl Holtz
Wolfgang Back (r.), Mitarbeiter beim WDR, steht einem angehenden Technikjournalisten Rede und Antwort. Fotos: Katrin Warncke
Wer und wie
Rund 90 Gäste, zum größten Teil Studierende, waren am frühen Mittwochabend (19. Januar) ins Gangolf-Center in der Bonner Innenstadt zum „Forum Computerjournalismus“ gekommen. Vier Journalisten stellten sich berufs- oder medienrelevanten Fragen in der Reihe „Medienberufe aktuell“. Hinter dieser Veranstaltung steckt neben der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg auch das Zentrum für Kommunikation und Medienwissenschaft der Universität Bonn. Moderator Professor Andreas Schümchen begrüßte zum zweistündigen Gespräch: Wolfgang Back (WDR), Thomas Jungbluth (freier Journalist), Jörg Schieb (WDR) und Christiane Schulzki-Haddouti (Buchautorin, Dozentin).
Das Gespräch drehte sich um folgende Punkte: Wann und wieso entschieden sie sich, zum Computerjournalismus zu wechseln? Wie sieht das Zielpublikum aus? Wie sind Quote und Qualität vereinbar? Gibt es Jobs für Technikjournalisten in TV-Sendern? Darüber hinaus wagten die Experten einen Blick in die Zukunft ihrer Branche, deren Herzschlag Technikneuerungen sind.
Eines war allen Journalisten gemeinsam: Die Karriere begann mit dem Schreiben, erst später kamen Funk oder Fernsehen dazu.
Christiane Schulzki-Haddouti
studierte Kulturpädagogik mit Medien/Kultur und griff in den Vorlesungspausen zu Computerzeitschriften. Sie begann für diese auch zu schreiben, verdiente sich die ein oder andere Mark und blieb aus fachlichem Interesse dabei. Sie verfasste mittlerweile Bücher zu Datenschutz und Datensicherheit im Internet und schreibt für rund 50 Publikationen unter anderem im Web.
Die Universitätsdozentin beschäftigt sich verstärkt mit der Informationsfreiheit. Stichworte dazu sind Transparenz und das Verhalten im Internet. Wie Gesetzesänderungen und die technische Entwicklung unser Leben beeinflussen, damit setzt sie sich schreibend und in Diskussionen auseinander.
Wolfgang Back
steht für 22 Jahre WDR „Computer Club“. Jetzt findet sich das Technikmagazin in der Vorabendsendung „Servicezeit Technik“ wieder. Viel Learning by doing stecke hinter seinem Wissensschatz, so Back. Wenn er das Fernsehen der Zukunft beschreiben soll, hält er es für möglich, dass es einen Spartenkanal nur für Computerthemen geben könne. Schon heute könne man in kurzer Zeit so genannte Thumbnails (Minibilder, die sich beim Anklicken vergrößern), die man digital verschickt, einsetzen, um daraus einen TV-Beitrag zu schustern. Allein und ohne Techniker.
Thomas Jungbluth
schrieb für die PC Praxis, Zeit und c’t. Der Kölner Fachjournalist ist auf den Gebieten Multimedia, Telekommunikation und Online zuhause. Sein erster Rechner war 1978 der Commodore PET 2001. Journalismus sei ihm, wie er erklärte, nicht in die Wiege gelegt worden. Doch schon seit über 15 Jahren – nach dem Umweg über ein Architekturstudium – arbeitet er für Computerzeitschriften. Der 42jährige ermutigte alle anwesenden Studierenden des Technikjournalismus ihr Studium unbedingt zu beenden. Denn neun von zehn Stellen beispielsweise beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) würden durch Bewerber mit abgeschlossenem Studium besetzt.
Jörg Schieb
hat seinen Platz in der Sendung „Angeklickt“, eine Servicerubrik in der „Aktuellen Stunde“ auf WDR. Auch für Schieb war Journalismus zunächst kein Thema. Aber er „frickelte gerne am PC“. Bevor der Computer allmählich in deutschen Büros Einzug erhielt, fand eine „kulturpessimistische Begegnung mit dem PC statt“, so Schieb. Heute bietet er auf der WDR Homepage gefragte Informationen rund um Hard- und Software.
Am Anfang kleine Brötchen backen
Wolfgang Back gab einem Studenten nachher einen Rat für den Einstieg auf den Weg, als dieser den WDR-Redakteur gleich nach einem Volontariat fragte. Man müsse bereit sein, anfangs auch als Kabelträger zu arbeiten.
Die Reihe „Medienberufe aktuell“ wird fortgesetzt.
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Artikel vom 24.01.2005
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