Technikjournalist in seinem Element
Von Christian Nolden
Journalisten findet man normalerweise in einer Redaktion, nicht im Museum. Der Arbeitsplatz, für den sich der Technikjournalismus-Student Ralph Syttkus in seinem Praxissemester entschieden hat, ist deshalb recht ungewöhnlich: Er verbringt sein Praxissemester im Deutschen Museum Bonn.

Museumspraktikant Ralph Syttkus mit Ausstellungsstück: Technik ist die Spielwiese des
Technikjournalisten. Foto: Christian Nolden
Wer das Deutsche Museum Bonn besucht, entdeckt neben einem Stück Trasse des Transrapids auch jede Menge "altes Eisen". Etwa einen Nierensteinzertrümmerer aus dem Jahre 1982, der mit Sicherheit schon so einiges mitgemacht hat. Auch Ralph Syttkus hat schon eine Menge erlebt: Mit seinen 45 Jahren ist er älter als so manches Exponat.
Und auch wenn so mancher Besucher ihn des Alters wegen eher für einen Forscher als für einen Praktikanten hält, bringt ihn das nicht aus der Ruhe. Anfangs eher skeptisch, ist der Vater zweier Kinder mittlerweile sehr zufrieden mit der Wahl seiner Praxissemesterstelle. "Zuerst habe ich gedacht: Museum – da ist doch alles hinter Glas", sagt Syttkus. Doch bald erkannte er, dass das Deutsche Museum Bonn ein ebenso ungewöhnlicher wie reizvoller Arbeitsplatz für einen Technikjournalisten ist. Denn die Bonner Filiale des Deutschen Museums konzentriert sich auf die Technikgeschichte nach 1945. Und Technik ist die Spielwiese des Technikjournalisten. „In einem kleinen Museum wie hier hab’ ich viel mehr Möglichkeiten, mich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen als in einer großen Redaktion", zieht Syttkus eine Zwischenbilanz seines Praktikums.
Gefordert wurde er von Beginn an, denn in dem kleinen Museumsteam um Direktorin Andrea Niehaus macht praktisch jeder alles. So plant der Praktikant Veranstaltungen mit und kümmert sich um die Medientechnik; er schneidet auch schon mal eine Diskussionsrunde mit. Syttkus recherchiert, erstellt Konzepte und verfasst Pressemitteilungen. Außerdem schreibt der Student auch Artikel für die „Eule“, die Mitarbeiterzeitschrift des Museums. Für den spät berufenen Ralph Syttkus, der vor seinem Technikjournalismus-Studium bereits Politikwissenschaften studiert, aber auch als Hausverwalter gearbeitet hat, ist selbstständiges Arbeiten kein Problem.
Syttkus ist überzeugt, dass der Studiengang Technikjournalismus für ihn bislang nützlich gewesen ist: "Um mich hier inhaltlich einzuarbeiten, hat mir der Technikanteil im Studium schon sehr geholfen." Das Schreiben von Pressemitteilungen und Artikeln für die "Eule" sei ihm leicht gefallen. Lediglich an den Schreibstil des Hauses habe er sich gewöhnen müssen.
Als Technikjournalist kennt sich Ralph Syttkus mit weit mehr aus als nur mit Öffentlichkeitsarbeit: Auch durch seine Computerkenntnisse füllt Ralph Syttkus eine Lücke im Museumsteam. Andrea Niehaus und ihre Kollegen sind mit Ralph Syttkus’ Arbeit sehr zufrieden: "Ich würde mich freuen, wenn auch weitere Technikjournalisten diese Möglichkeit nutzten, bei uns ihr Praxissemester zu absolvieren", sagt die Museumsdirektorin. Sein Praxissemester im Deutschen Museum Bonn stuft der angehende Technikjournalist als Geheimtipp ein – sein Fazit: "Absolut empfehlenswert."
Artikel vom 03.06.2004
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