Von Eva Küper
Kopfzerbrechen: Bewertung der Lehre ist Teil des Studiums. Foto: Dora Gulyas
Die ersten Fachbereiche, die an der FH Bonn-Rhein-Sieg Evaluationen durchführten, waren der Fachbereich Wirtschaft und der Fachbereich Informatik, das heißt, über Befragungen unterschiedlicher Art wurde die Qualität der Lehre und anderer Angebote des Fachbereichs bewertet. Beide evaluierten frühzeitig und können für andere Fachbereiche Vorbildfunktion haben.
Evaluation lässt sich aufteilen in die Evaluation der Hochschule, des Studiengangs und der einzelnen Veranstaltungen. So führt zum Beispiel der Fachbereich (FB) Wirtschaft im Abstand von zwei Jahren eine kleine Evaluation durch, die sich hauptsächlich auf die Lehre bezieht, an deren Ende ein Lehrbericht verfasst wird. Bei der großen Evaluation alle vier Jahre, in der es um den Studiengang als Ganzes geht, erscheint danach der Evaluationsbericht, der zum Beispiel auch Befragungen der Ehemaligen und Alumni auswertet.
Eine Evaluierungsordnung, die in der FH Bonn-Rhein-Sieg erarbeitet und vom Senat 2003 beschlossen wurde, gilt als Rahmenordnung der Evaluationen in den einzelnen Fachbereichen.
Unterschiedliche Verfahren
Der FB Informatik evaluiert jedes Semester, die Evaluationsbögen, die Studierende ausfüllen, finden sich im Internet, zugänglich rund um die Uhr für jeden Studierenden mit gültigem Passwort. Papierfragebögen gibt es nicht mehr. Die Ergebnisse werden für jede Lehrveranstaltung einzeln ausgehängt, so dass sie nicht nur dem Personal, sondern auch den Studierenden jederzeit zugänglich sind.
In anderen Fachbereichen ist das nicht so einfach. Während der Evaluationsbeauftragte der Informatik, Professor Manfred Kaul, sagt, er halte es für den Fachbereich einfach für angemessen, die Evaluation über das Internet durchzuführen, da für die Informatik- Studierenden der Computer tägliches Arbeitsgerät sei, einigten sich die anderen Fachbereiche dagegen auf eine Evaluation offline.
Auch der Fachbereich Wirtschaft evaluiert offline, die Beteiligung an einem Online-Verfahren sei einfach zu niedrig, sagt Dekan Klaus W. ter Horst. In diesem Fachbereich steht es den Lehrenden frei, wie oft sie ihre Veranstaltungen innerhalb von zwei Jahren evaluieren, allerdings muss ein Mal innerhalb dieser zwei Jahre jede Lehrveranstaltung evaluiert werden. Die Professoren berichten ihre Ergebnisse anschließend eigenverantwortlich an Dekan und Evaluierungsbeauftragten des Fachbereichs. Dabei werden eventuelle Schwierigkeiten und Mängel besprochen, die Lehrenden sind aber nicht verpflichtet, ihre Ergebnisse offenzulegen.
Woher kommen diese Unterschiede?
Der Fachbereich Informatik legt im Wettbewerb der Hochschulen und Studiengänge Wert auf Transparenz. „Wir haben im Fachbereich vereinbart“, sagt Manfred Kaul, „dass jeder seine Evaluationsergebnisse im Glaskasten aushängt. Das ist eine freiwillige Mehrleistung, die über das hinausgeht, was das Gesetz vorschreibt, weil wir der Meinung sind, dass Evaluation sehr wichtig ist für die Qualität des Fachbereichs.“
Der FB Informatik hält es für notwendig, jedes Semester eine Evaluation durchzuführen, erklärt Kaul: „Es ist gut, einfach immer wieder einen Spiegel vorgehalten zu bekommen und zu sehen, wie die Veranstaltungen bei den Studierenden ankommen.“
Professor ter Horst dagegen ist der Meinung, es sei kontraproduktiv, wenn Lehrende sich zu sehr kontrolliert fühlten. Dass jeder Lehrende in Eigenverantwortung berichte, sei unter anderem eine Frage des Vertrauens und des Arbeitsklimas im Fachbereich. Haben Studierende ernsthafte Probleme mit Lehrenden, so stehe ihnen sowohl ein Kummerkasten im Internet als auch eine persönliche Beratung des Fachbereichs zur Verfügung. Ihm sei es wichtig, dass die Studierenden sich beraten fühlen.
Artikel vom 19.01.2006
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