Nachrichten aus der Forschung im Sommersemester 2022
von Mia Brähler und Eva Tritschler
Sozusagen quer durch den Gemüsegarten führen die folgenden Nachrichten über Forschungsprojekte aus Fachbereichen und Instituten sowie eine Veranstaltung zu Bürgerwissenschaften und ihre Bedeutung für die UN-Nachhaltigkeitsziele. Die Themen kommen aus der Kunststoffforschung ebenso wie aus Landwirtschaft, Sensorik und Umweltschutz.

Fand breite Resonanz: das Forum Citizen Science 2022. Foto: Juri Küstenmacher
Bürgerwissenschaften leisten Beitrag zu UN-Nachhaltigkeitszielen
Am 12. und 13. Mai fand an der Hochschule unter dem Motto „Global – Regional – Lokal: mit Bürgerwissenschaften für die UN-Nachhaltigkeitsziele” das Forum Citizen Science 2022 statt. Die Teilnehmer gingen der Frage nach, wie Bürgerwissenschaften dazu beitragen können, die von den UN proklamierten Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen und welche Beiträge bereits geleistet wurden.
Udo Scheuer, Vizepräsident der HS Bonn-Rhein-Sieg, sagte in seinem Grußwort bei der Eröffnung: „Mit der Durchführung des Forums schließt sich für die Hochschule ein Kreis: Vor gut fünf Jahren haben wir uns entschieden, im Förderprogramm ,Innovative Hochschule’ mit den Bürgerwissenschaften neue Formate und neue Zielgruppen zu erschließen. Heute sehen wir, dass wir mit unseren vielfältigen Themen und Veranstaltungen die Bürger gut erreichen und der Austausch funktioniert. Das Forum belegt aber auch, dass wir uns als kompetenter Partner in der wissenschaftlichen Community der Bürgerwissenschaften etabliert haben. Darauf sind wir stolz!“
Themen des Forums waren Bodenkunde mit dem Projekt „Gärtnern für den Umweltschutz“, die SDG-Werkstatt mit dem Crowdmapping in der Stadt Sankt Augustin sowie Life Cycle Analysis.
Die Bürgerwissenschaften oder Citizen Science sind ein bewährtes Konzept, um Bürgerinnen und Bürger an wissenschaftlichen Projekten zu beteiligen. Sie können sich aktiv einbringen und zusammen mit Wissenschaftlern Fragestellungen entwickeln, Daten sammeln und gegebenenfalls gemeinsam analysieren und anwenden.
Weiterführender Link:Website Bürgerwissenschaften an der Hochschule
Molekulargewicht natürlich vorkommender Biopolymere bestimmen
Kurz vor dem Abschluss steht das Verbundprojekt Biopolymer-Modell, das vom BMBF gefördert wird. Unter der Leitung von Professor Margit Schulze wird eine Analyseverfahren entwickelt, um schnell und zuverlässig das Molekulargewicht natürlich vorkommenden Biopolymere bestimmen zu können. Das ist wichtig, um die hohen Qualitätsanforderungen an diese Stoffe und die Qualitätskontrolle zu gewährleisten. Im Blick steht nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit.
Untersucht werden unter anderem Bestandteile nachwachsender Rohstoffe wie Polysaccharide, Proteine, Lipide oder Lignin. Ziel ist die Etablierung einer Plattform für den Nachweis der Struktur von Biopolymeren.
Weiterführender Link:Projektseite Biopolymermodell
Kartoffelkrebs schädigt Landwirtschaft auf Jahre
Das Projekt „SYNergie“ am Institut für Sicherheitsforschung entwickelt ein Verfahren, um den Töpfchenpilz Snychytrium endobioticum nachzuweisen und zu inaktivieren. Denn der Pilz löst in seiner Wirtspflanze, der Kartoffel, den Kartoffelkrebs aus. Befallene Flächen müssen bis zu 50 Jahre gesperrt werden mit der Folge massiver Ernteeinbußen. Professor Peter Kaul sucht im Verbund mit dem Julius-Kühn-Institut und der Hochschule Osnabrück nach Methoden, den Pilz frühzeitig ausfindig zu machen. Die Detektion soll anhand von der Kartoffelpflanze ausgestoßener luftgetragener Substanzen erreicht werden, denn bei Stress – wie ihn etwa ein Pilzbefall hervorruft –, verändert sich die Zusammensetzung dieser volatilen Substanzen.
Das Projekt wird mit 307.867 Euro durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert.
Weiterführender Link:Projektseite SYNergie
Bessere Sensoren dank „OptoSpin“
Zuverlässige Sensoren beispielsweise in Brand- und Gasmeldern, daran forschte das Projekt „OptoSpin“ an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Das Bundesforschungsministerium förderte es mit knapp 555.000 Euro. Das Team um Professor Peter Kaul am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften entwickelte von 2017 bis 2021 neuartige Sensoren, die besser erkennen sollen, bei welchen Substanzen sie anschlagen müssen. Diese gesteigerte Selektivität macht beispielsweise Schnelltests für Betäubungsmittel, Explosivstoffe oder Brandgase noch zuverlässiger.
Die Sensoren funktionieren auf der Basis von Flüssigkristallen und einer Zugabe optisch aktiver Substanzen. Eine chemische Reaktion mit Analyten lässt sie die Farbe wechseln, was mit bloßem Auge sichtbar ist. Zusätzlich werden die empfindlichen Kristalle durch das Electrospinning-Verfahren etwa vor Schmutz geschützt. Diese flüssigkristallbasierten Sensoren sind zuverlässiger als konventionelle Sensoren und könnten sogar eine kostengünstige Alternative in der Brandmeldetechnik sein.
Weiterführender Link:Projektseite OptoSpin
Modellprojekt zum Insektenschutz im Kreisgebiet
Der Verein Europäischer Tier- und Naturschutz führt gemeinsam mit dem Internationalen Zentrum für nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule und der Biologischen Station Rhein-Sieg-Kreis das Projekt „Vernetztes Rainland“ durch. Vor allem Kommunen und Landwirte sollen dabei geeignete Flächen für den Insektenschutz zur Verfügung stellen. Das IZNE erstellt dazu unter Federführung von Professor Wiltrud Terlau ein Kommunikationskonzept für den Dialog zwischen den relevanten Akteuren. Ziel sind Maßnahmen, die die Artenvielfalt im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis erhalten und erhöhen. Greifbares Ergebnis des „Vernetzten Rainlands“ solle ein wirtschaftlich überzeugendes Konzept und konkrete Implementierungsmaßnahmen zu Erhalt und Schutz von Arten sein.
Weiterführender Link:
Projektseite Vernetztes Rainland
Artikel vom 29.05.2022
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