Chemieanlage sorgt für praxisnahes Studium in Rheinbach
Von Yvonne Schneider
Schon während des Studiums sollten Studierende bereits Praxiserfahrungen sammeln. Deshalb war die Freude groß, als die Dortmunder Firma Givaudan ihre bis dahin für die Aromastoffextraktion arbeitende Technikumsanlage im Jahr 2001 für eine symbolische Mark dem Fachbereich Biologie, Chemie und Werkstofftechnik (BCW) der FH Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach zur Verfügung stellte.

Soll Praxisnähe vermitteln: Die Chemieanlage in Rheinbach. Foto: Fachbereich 03
Um die Technikumsanlage für Studierende bedien- und nutzbar zu machen, wurde von den Chemie-Professoren Stefanie Ortanderl und Peter Kaul sowie Norbert Becker und Klaus Wetteborn aus dem FB Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus das Interdisziplinäre Projekt (IP) "Umsetzung eines MSR (Messen-Steuern-Regeln)-Konzeptes einer Chemie-Technikumsanlage in Rheinbach" ins Leben gerufen. Der Grund: Nur fachübergreifend können alle nötigen Schritte zur Inbetriebnahme durchgeführt werden.
Das IP im Wintersemester 2002/2003 zur Projektierung eines Automatisierungssystems war für alle Studierenden der beiden Fachbereiche ausgeschrieben. Durchgeführt wurde es jedoch nur von Elektrotechnikern, die hier ihre bisher erworbenen Kenntnisse im Bereich Automatisierungstechnik praktisch anwenden wollten. Sie projektierten ein Automatisierungssystem: Es steuert Ventile und Motoren an, misst Temperatur und Druck, überträgt die Daten auf einen Computer und ist von hier aus zu bedienen.
"Diese Chemie-Technikumsanlage ist ein typisches Beispiel für die Automatisierung einer chemischen Produktionsanlage und daher zur Vorführung für die Studierenden der Chemie sehr gelungen", so Norbert Becker, Professor für Automatisierungstechnik in Sankt Augustin.
Die Anlage ermöglicht es, durch Extraktion und Destillation einzelne Stoffe aus einem flüssigen Ausgangsprodukt zu lösen. Der Stoff, den man gewinnen möchte, löst sich in dem zu ihm passenden Lösungsmittel, das ihn aus dem Produkt extrahiert. Das neue Gemisch aus Lösungsmittel und Zielstoff wird destilliert. Durch die Destillation werden Zielstoff und Lösungsmittel wieder getrennt und man gewinnt beide Stoffe in reiner Form. Das Lösungsmittel kann nun erneut verwendet werden und wird wieder in die Anlage eingeschleust.
Allerdings ist auch nach der erfolgreichen Entwicklung des Automatisierungssystems durch die Elektrotechniker die Anlage noch nicht betriebsbereit. Außerdem mangelt es bisher noch an einem konkreten Verwendungszweck. Ortanderl: "Es wird noch viele lohnende Projekte geben."
Artikel vom 23.06.2003
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