Der Bedrohung durch Terrorismus trotzen
von Daniel Beckmann
Der Terrorismus ist eine weltweite Bedrohung. Die Gefahr durch Bombenanschläge steigt und selbst unerwartete Orten wie der Bonner Bahnhof werden Ziel terroristischer Akte. Ein weiteres wichtiges und von vielen Menschen genutztes Verkehrsmittel sind Fähren. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg forscht nach Wegen, diese Art der Personenschifffahrt vor der Bedrohung durch den Terrorismus zu schützen.

Professor Peter Kaul: Überprüfung des Fahrzeuginnenraum per Lanzenmessung. Foto: privat
Ein wichtiger Bestandteil der Personenbeförderung mit rund 16 Millionen Passagieren pro Jahr ist die Fährschifffahrt. Fähren leben davon, dass viele Menschen und bewegliche Güter in kürzester Zeit auf die Schiffe und wieder von ihnen herunterkommen. Wie jedoch auch an Flug- oder Kreuzfahrthäfen, gibt es auf Fähren und in deren Häfen kaum Maßnahmen zur Detektion und Prävention von Gefahren durch Anschläge oder Brände. Der seit 2004 international geltende Standard ISPC bewertet die Gefahr für europäische Häfen als dauerhaft hoch und fordert weitreichende Maßnahmen.
Eigenes Institut der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Das Institut für Detektionstechnologien der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg forscht an einem Projekt zur Verbesserung der Sicherheit in der Personenschifffahrt, kurz VESPER Plus. Der Schwerpunkt der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie um Professor Peter Kaul liegt bei der Erarbeitung von Sicherheitskonzepten zum Schutz von Häfen vor Angriffen durch Explosiv- und Brandstoffe. „Heutzutage stellen besonders ,Homemades’ aus frei erhältlichen Materialien eine große Gefahr dar“, warnt Kaul.
Militärische und industrielle Explosivstoffe hingegen sind für unautorisierte Personen nicht zu erwerben. Zudem sind sie sehr sicher, da sie nur durch aufwändige Zündmechanismen detonieren können. „Mit TNT könnten Sie sogar Fußball spielen“, scherzt Kaul, „aber während der siebenstündigen Überfahrt von Rostock nach Trelleborg könnte man problemlos aus Haushaltsmitteln einen Sprengsatz mit unbekannter Wirkung herstellen.“ Einige der dafür notwendigen Stoffe verfügen jedoch über einen starken Geruch und eine auffällige chemische Signatur. Diese gilt es frühzeitig durch Sensoren zu erfassen.
Gefahren können aber bereits vor dem Zugang auf die Schiffe beseitigt werden. Hierzu werden Messungen durchgeführt, die bereits nach kurzer Zeit verdächtige Stoffe an Kleidung, Fahrzeugen oder in Gepäck und Ladung feststellen können. VESPER Plus umfasst zwei Verfahren. Bei Wischtests werden Abstriche von häufig angefassten Bereichen an Geräten und Fahrzeugen analysiert. Bei einer Lanzenmessung werden Innenräume von Autos oder Laderäume auf verdächtige Gase geprüft. Werden Sprengstoffe oder Bestandteile verifiziert, können entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Erprobung unter realen Bedingungen
Häfen und Reeder sind gesetzlich dazu verpflichtet, Sicherheitsübungen durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit konnte das Forschungsteam bereits mehrmals die erarbeiteten Konzepte und Systeme in realer Umgebung testen. „Es ist gut, außerhalb des Labors Erfahrungen zu sammeln. Zum Beispiel, dass die Geräte bei minus 5 Grad Celsius einfach einfrieren, dafür unter anderen Bedingungen aber drei Wochen lang problemlos funktionieren“, berichtet Kaul.
Letztlich bleiben jedoch Kosten und Akzeptanz des Konzepts ausschlaggebende Kriterien für die Einführung der Detektionsverfahren in der Praxis. Diese sind fester Bestandteil des bis 2014 laufenden Projekts, was zu einer hohen ökonomischen und gesellschaftlichen Eignung der Forschungsergebnisse führt, die bereits jetzt zu Teilen in den internationalen Richtlinien berücksichtigt werden.
Artikel vom 10.04.2013
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