Sicherheitslabor bietet moderne Arbeitsbedingungen
Von Lars Heßling
Wer bisher zu wissen meinte, wie man sich die Hände wäscht, wird in Rheinbach schnell eines Besseren belehrt: Im "Labor für Molekulare Genetik und Zellkultur" der Fachhochschule Bonn- Rhein-Sieg lernt jeder Student, wie man sich die Hände so wäscht, dass keine gefährlichen Organismen das Labor verlassen. Händewaschen ist nur ein Teil einer einstündigen Sicherheitsbelehrung, die jeder, der im Labor arbeitet, einmal im Jahr über sich ergehen lassen muss. Davon sind noch nicht einmal die Putzfrauen befreit.

Steriles Arbeiten: Ein Blick in die Doubleaminarflowhoods des Rheinbacher Sicherheitslabor
Straßenkleidung bleibt draußen, der weiße Kittel verlässt das Labor nie. Nicht umsonst entspricht es der Sicherheitsstufe L2 des Unfallverhütungsrechts und Sicherheitsstufe S1 der Genetiksicherheitsverordnung. Unter Sicherheitsstufe S fallen genetisch veränderte Zellen, während unter Sicherheitsstufe L krankheitserregende Bakterien, Viren und Parasiten fallen. Das bedeutet, dass bei unsachgemäßem Umgang oder unzureichenden technischen und hygienischen Maßnahmen Krankheiten verursacht werden können. Um genau das zu verhindern, ist das Labor aufwändig ausgestattet: Es verfügt über sechs Doublelaminarflowhoods – so heißen die Arbeitsplätze für insgesamt zwölf Biologen.
Im Prinzip handelt es sich dabei um einen Glaskasten, bei dem mehrere Filter dafür sorgen, dass keine gefährlichen Organismen entfliehen können. Üblicherweise kostet so eine Apparatur 15.000 Euro; da aber selbst Forschungseinrichtungen im Normalfall höchstens über zwei bis drei Einzelarbeitsplätze verfügen, hat die Fachhochschule einen gewissen Mengenrabatt erhalten. Am Ende kostete ein Gerät trotzdem noch rund 10.000 Euro.
"Was wir hier machen, ist relativ einzigartig", so Professorin Edda Tobiasch, Leiterin des Labors. „Nicht jede Universität verfügt über ein solches Labor. Mir persönlich ist auch keine andere Fachhochschule bekannt, die so etwas hat." Ein Forschungshöhepunkt war im Frühjahr die Arbeit an der Chicken Influenza im Studiengang "Master of Science in Biology with Biomedical Sciences". Daran merkt man, wie aktuell die Arbeit der Biologen ist, schließlich war die Vogelkrankheit zu Beginn des Jahres weltweit in den Schlagzeilen.
Die Rheinbacher Biologen arbeiten mit Zellen von Mäusen, Ratten, Hunden, Affen und Menschen. Diese Zellen werden unter Zuhilfenahme von Viren unsterblich gemacht, damit sie für die Zellkulturen verwendet werden können. Die insgesamt 96 Studierenden arbeiten in mehreren Gruppen, da nur 24 von ihnen gleichzeitig dort forschen können. Was die angehenden Biologen hier lernen, würde in der freien Wirtschaft als Wochenkurs bis zu 2000 Euro kosten. "Zellkulturen anlegen lernt man nicht nach Rezept, sondern durch Übung. Das ist wie Fahrradfahren", so Edda Tobiasch.
Wenn die Studierenden auf den ersten Blick sagen können "Oh, meinen Zellen geht es gut", sei das Ziel des Praktikums erreicht. Dann werden sie später bessere Berufschancen haben, da sie ihr Fach beherrschen.
Die Studierenden wüssten die gebotenen Chancen allerdings "teilweise nicht zu schätzen", sagt die Professorin. Was ihr ebenfalls zu schaffen macht, seien die Vorschriften der Ethikkommission, wenn es um Genetik geht. "Ich kann jedes Werkzeug sowohl miss- als auch gebrauchen", sagt Edda Tobiasch, dabei sei die Gentechnik "die einzige Chance, genetische Krankheiten zu heilen".
Artikel vom 03.06.2004
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