von Sina Mylluks
Gerd Knupp bei der Untersuchung von Tresterproben: Antioxidantien können bei Herz-Kreislauf-Beschwerden helfen. Foto: Sina Mylluks
Gerd Knupp widmete sich in seinem Forschungssemester der Untersuchung von Weinabfällen. Diese Abfälle enthalten wertvolle Stoffe für Medizin und Pharmazie. Knupp beschäftigt sich mit der
Gewinnung und Bestimmung dieser Stoffe.
Nach 22 Jahren Lehrtätigkeit hat Knupp ein Forschungssemester eingelegt, das er zum Teil an der Robert Gordon University (RGU) in Aberdeen verbrachte. Obwohl er bereits länger den Wunsch hatte, war ein Forschungssemester für ihn bisher nie möglich gewesen. „Ich war lange in Hochschulaktivitäten eingebunden, so dass ich keine Zeit für ein solches Semester hatte“, erklärt Knupp.
Verwendung des biologischen Abfalls
Knupp beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Wiederverwertung von biologischen Abfällen wie dem Abwasser der Olivenölproduktion. Die darin enthaltenen Stoffe, wie zum Beispiel Hydroxytyrosol, haben einen sehr hohen Marktwert: Der aktuelle Preis für ein Gramm liegt bei etwa 1000 US-Dollar.
Dieselben Stoffe wie im Abwasser sind auch in Lebensmitteln zu finden. Dort verhindern sie die Umsetzung von Luftsauerstoff und sorgen damit für längere Haltbarkeit. Aufgrund dieser Eigenschaft werden sie chemisch zur Gruppe der Antioxidantien gezählt. Neben diesem Merkmal weisen die Stoffe noch andere positive Eigenschaften auf: So können sie bei Herz-Kreislauf-Beschwerden helfen und verhindern die Krebsausbildung.
Forschungen in Aberdeen
In Aberdeen untersuchte Knupp nicht die Produktionsreste von Olivenöl, sondern Trester – jenen Weinabfall, den die Italiener zur Grappa-Produktion nutzen. „Der Italiener war eben ein pfiffiger Mann!“, merkt Knupp an. Bei seinen Forschungen stehen allerdings die pharmazeutischen Eigenschaften der Stoffe im Vordergrund.
Während seines zweimonatigen Aufenthalts in Aberdeen entwickelte Knupp zunächst das nötige Verfahren. Er beschäftigte sich mit der Extrahierung – der Gewinnung der Substanzen in möglichst
reiner Form – und deren Charakterisierung, also Bestimmung. Unterstützt wurde er hierbei unter anderem durch die Studentin Kathrin Mertens.
Die Forschungen mit dem Trester führt Knupp über sein Forschungssemester hinaus in Rheinbach fort. Hierbei arbeiten die beiden Hochschulen arbeitsteilig. Die Hochschule in Rheinbach fertigt die Extrakte an und schickt sie nach Aberdeen. Dort werden diese biologisch charakterisiert.
Erfolge der Forschung
Die Forschung hat inzwischen sehr gute Ergebnisse erzielt, so dass Knupp und seine Kollegen bereits an einer Publikation arbeiten. Wichtig für die erfolgreiche Arbeit sei nach Knupps Ansicht vor allem die enge, freundschaftliche Zusammenarbeit der beteiligten Professoren, die sich auch mindestens einmal im Jahr besuchen.
Bereits im vergangenen Jahr hat Knupp mit seinen Studierenden angefangen, drei weitere Traubensorten zu untersuchen. Er ist zuversichtlich „das Untersuchungsspektrum noch erweitern zu
können“.
Vor seinem Forschungssemester erhielt Knupp eine Honorarprofessur an der RGU. Er wirkte stark bei der Entwicklung des Double-Degree-Abkommens mit. Dies ermöglicht den Studierenden einen Doppelabschluss in zwei Ländern. Er sei stolz, „jedes Jahr mindestens ein Drittel der im Ausland Studierenden nach Aberdeen schicken zu können“.
Artikel vom 29.05.2011
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