von Miriam Schneider
Bezüglich der Vervielfältigung und Weitergabe von Lehrmaterialien besteht vielfach Unsicherheit: Was darf ich als Lehrender unter welchen Bedingungen meinen Studierenden online zur Verfügung stellen? Welche Inhalte darf ich in meine Skripte oder Präsentationen einbauen? Gerade hier setzt das Urheberrecht strenge Grenzen. Und daher werden nun über das Internet verstärkt offene Lehr- und Lernmaterialien – sogenannte Open Educational Resources (OER) – verbreitet, die frei genutzt, beliebig vervielfältigt und unbegrenzt und oft auch bearbeitet weitergegeben werden dürfen.
Bei OER, wörtlich übersetzt: offene Bildungsressourcen, handelt es sich also in der Regel um digital erstellte Lehr- und Lernmaterialien aller Art, Texte, Bilder, Musik oder Videos, die im Internet verfügbar sind und frei verwendet werden dürfen. Jedoch sind nicht alle Lehrmaterialien, die man im Internet findet, automatisch OER; sie müssen mit einer bestimmten Lizenz versehen sein, die die freie Weitergabe und vielleicht sogar das Bearbeiten erlaubt, damit es zu keinem Konflikt mit dem Urheberrecht kommt. Als Standard für OER haben sich die Creative Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen) herausgebildet. Sie regeln genau, was mit dem Material unter welchen Bedingungen gemacht werden darf. Eines haben alle Materialien mit CC-Lizenz gemeinsam: Unter Nennung des Urhebers dürfen sie beliebig vervielfältigt, verbreitet und zugänglich gemacht werden.
Diese neue Bewegung wurde im September in einem Workshop der Hochschule aufgegriffen. Den von Pro-MINT-us geförderten Workshop zu OER leiteten Miriam Schneider, Mitarbeiterin der Bibliothek im E-Learning-Team, und die externe Beraterin Brigitte Braun. Zwölf Mitarbeiter der Hochschule näherten sich dem Thema und setzten sich intensiv mit OER auseinander: von allgemeinen Informationen zu Urheberrecht und OER, über praktische Übungen zu OER-Recherche bis hin zur Diskussion möglicher Einsatzszenarien. Gerade in den Übungen zeigte sich, dass freie Materialien noch nicht so leicht zu finden sind: Zwar gibt es inzwischen einige Repositorien mit OER, doch bieten diese überwiegend englischsprachiges Material, das die Lizenz nicht immer klar ausweist.
Die Filtermöglichkeiten nach CC-Lizenzen, die mittlerweile von vielen Suchmaschinen angeboten werden, funktionieren noch nicht zuverlässig, so dass immer eine Überprüfung notwendig ist. Doch es gibt einige verlässliche Webseiten und Angebote zum Finden von CC-lizensierten oder freien Materialien wie die eigene Suche von Creative Commons oder verschiedene Bilddatenbanken mit freiem Bildmaterial wie Pixabay oder Pixelio. Speziell an Lehrende richtet sich der deutschsprachige Social-Bookmarking-Dienst EduTags, der nicht nur Webseiten mit OER, sondern auch andere hilfreiche Linktipps von Lehrenden bereitstellt.
Umfangreiche Informationen zu OER sind auf der Lernplattform LEA unter E-Teaching und Entwicklung digitaler Lehrinhalte zu finden. In einer kollaborativen Datensammlung können OER-Interessierte dort Webangebote zu OER einsehen, ergänzen und bewerten.
Weiterführende Links:
Suchmaschine von Creativcommons
Artikel vom 27.06.2014
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