von David Gerits und Hannah Sophia Kuhlmann
Im Wahlfach Hilfsmittelversorgung erleben die Studierenden am eigenen Leib, wie es ist, auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl angewiesen zu sein. Foto: David Gerits
Teilhabe, selbstbestimmtes Leben und vor allem Inklusion sind Worte, die derzeit in den Medien oft zu lesen sind. Diese Begriffe werden oft gedankenlos benutzt, sind oft aber nicht mit Leben gefüllt. Inklusion bedeutet Zugehörigkeit. Diese ist erst dann gegeben, wenn jeder Mensch, ob mit oder ohne Behinderung, am Alltag teilnehmen kann, ohne dass ihn Barrieren daran hindern.
Hochschule stellt sich dem Thema Inklusion
Auch an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist Inklusion ein wichtiges Thema. Im Fachbereich Sozialversicherung am Campus Hennef fördert Caroline Lüder den Kontakt zwischen Studierenden und jungen Menschen mit Behinderung: „Menschen mit Behinderung sind unter uns und sie sollten sich auch so fühlen: also mittendrin und nicht nur dabei! Wir dürfen sie nicht ausgrenzen, indem wir räumliche Hindernisse oder Barrieren im Kopf schaffen.“ Die Hochschule ist an allen drei Standorten mit Fahrstühlen und Rampenausgestattet, und auch die sanitären Anlagen bieten genug Platz, um diese mit dem Rollstuhl zu befahren.
Studierende werden auf ihre zukünftige Berufslaufbahn vorbereitet
Ein Gefühl dafür bekommen, was nötig ist, um auch die Barrieren im Kopf verschwinden zu lassen – das ist es, was den künftigen Absolventen des Fachbereichs mit auf den Weg gegeben wird. Darüber hinaus vermittelt das Wahlfach „Hilfsmittelversorgung“ den Studierenden nicht nur den Überblick über die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, sondern bietet die Möglichkeit, die Hilfsmittel durch Selbsterfahrung kennenzulernen, beispielsweise im Rollstuhltraining. Neben Prothesen und Orthesen werden zudem Pflegehilfsmittel vorgestellt, die die eigenständige Lebensführung der Pflegebedürftigen unterstützen und ihre Restmobilität länger erhalten – wesentliche Faktoren für die Lebensqualität.
All diese Aspekte sind für die spätere berufliche Laufbahn der Studierenden der Sozialversicherung eine wichtige Voraussetzung, um die optimale Hilfsmittelversorgung der Versicherten zu gewährleisten, ihre Mobilität zu fördern und so die Voraussetzung für die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und am Arbeitsleben zu sichern. Sie werden in Zukunft dafür verantwortlich sein, eine Gleichberechtigung zu schaffen, die für unsere Gesellschaft selbstverständlich sein sollte.
Der erste Schritt zum Ziel ist Kopfsache
Doch dazu gehört noch viel mehr: nicht zuletzt ein Umdenken der Menschen, die keine körperlichen oder geistigen Einschränkungen beklagen müssen. „Wir dürfen die Menschen, die mit einer Einschränkung der Sinnesorgane oder einer Hirnverletzung ihren Alltag bewältigen müssen, nicht vergessen“, ergänzt Lüder. Genaue Zahlen zu eingeschriebenen Studierenden mit Behinderung gibt es jedoch nicht – weder deutschlandweit noch hochschulintern.
Aber eins steht fest: Auf dem Weg zu einer „Hochschule für alle“ besteht das Bestreben darin, Menschen mit Behinderung den Zugang zu einer Hochschule ohne bauliche, kommunikative, strukturelle und didaktische Barrieren zu ermöglichen. Lüder betont: „Auch wir stellen uns dieser Aufgabe!“
Artikel vom 08.05.2015
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