Krankenstand im Unternehmen vorbeugen. Weiterbildung in der Prävention
von Eva Tritschler
Für einige Teilnehmer ist es der Einstieg in ein neues Berufsfeld, andere arbeiten bereits in der Präventionsberatung oder bauen sie bei einem Unternehmen gerade auf. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich im Zertifikatsstudium „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“ am Fachbereich Sozialversicherung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg weiterqualifizieren.

Katharina Steinkamp, Sandra Hecker und Angela Pauka (vorne von links) absolvieren 2017 die Weiterbildung in der Präventionsberatung und betrieblichen Beschäftigungssicherung. Hinten im Bild: Studienleiter Vincenzo Cusumano und Professor Theo Peters, der das Modul "Gesunde Führung" lehrt. Foto: Eva Tritschler
Das rund einjährige berufsbegleitende Zertifikatsstudium bietet der Fachbereich Sozialversicherung gemeinsam mit der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und dem Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) an. Während fünf jeweils einwöchiger Lehrmodulen treffen sich die Teilnehmer bei einem der Anbieter in Dresden, Duisburg sowie am Hennefer und zweimal am Sankt Augustiner Campus der Hochschule. Ansonsten ist die Maßnahme als E-Learning-Programm angelegt. Für die berufstätigen Teilnehmer, bei denen Schule und Studium schon längere Zeit zurückliegen, ist das Programm durchaus eine Herausforderung.
Das Netzwerk als WissensbörseStudienleiter Vincenzo Cusumano vom Fachbereich Sozialversicherung der Hochschule hebt neben der fachlichen Qualifizierung das entstehende Alumni-Netzwerk der Teilnehmer hervor. : „Es funktioniert wie eine Wissensbörse, bei der sich die Mitglieder gegenseitig Rat geben oder unterstützen. Wir planen auch von unserer Seite Treffen der ehemaligen Teilnehmer, um die Verbindung auch langfristig zu stärken.“
Entsprechende Förderprogramme mehrerer gesetzlicher Unfallversicherungsträger unterstreichen die Nützlichkeit des Weiterbildungsstudiums. Seit kurzem können die Beschäftigten von Mitgliedsunternehmen der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und des Braunschweigischen Gemeinde‐Unfallversicherungsverbandes (BS GUV) von einer finanziellen Förderung profitieren.
Eine gute Selbstorganisation während der E-Learning-Phasen sei besonders wichtig, um den Spagazt zwischen Beruf, Familie und Studium erfolgreich zu gestalten, erzählen einige Teilnehmerinnen am Rande des Präsenzmoduls „Personal- und Organisationsentwicklung“ in Sankt Augustin.
Einig sind sich die Teilnehmer darüber, dass sie viel in ihre Arbeitswelt mitnehmen können und vielfältig von der Weiterbildung profitieren. Sie warten auch keineswegs bis zum Ende des Studienprogramms, bis sie das Gelernte in der Praxis umsetzen: Bei dem einen Arbeitgeber wurde bereits begonnen, am bestehenden Schichtmodell etwas zu verändern, andernorts wurde der Prozess für die Gefährdungs- oder Arbeitsplatzbeurteilung angestoßen.
Vorgesetzte können Gesundheit der Mitarbeiter stärkenAber was hat denn nun die sogenannte Gesunde Führung mit Personal- und Organisationsentwicklung – so der Titel des vierten Moduls – zu tun? „Krankheitsbedingte Fehlzeiten können durch Vorgesetzte hervorgerufen werden“, erklärt BWL-Professor Theo Peters, der das Thema unterrichtet. Gesunde Führung sei beispielsweise dadurch gekennzeichnet, dass eine Führungskraft bemerkt, wie ihre Mitarbeiter „drauf sind“, Gesundheit als wichtig erachtet und daraus sowohl für sich als auch für die Mitarbeiter ein bestimmtes Verhalten ableitet. Der Schlüssel zu gesunder Führung bestehe in Achtsamkeit, Wahrnehmung und Verhalten.
Die Teilnehmer der Weiterbildung bestätigen aus eigener Erfahrung, dass Mitarbeiter nicht selten trotz Erkrankung arbeiten. Das dürfte der Vorgesetzte aus verschiedenen Gründen keinesfalls zulassen, sagt Peters. Es gelte die Fürsorgepflicht für den Mitarbeiter – aber auch für das Unternehmen: „Präsentismus erzeuge oft einen höheren Schaden als Absentismus.“
Unternehmenskultur als AlleinstellungsmerkmalCusumano ergänzt: „Unternehmen müssten das Thema Präventionsberatung in ihre Kultur aufnehmen und dann schrittweise konkretisieren. Die Führungskräfte dahin zu führen, braucht auch personelle Unterstützung.“ „Gerade kleinere und mittlere Unternehmen“, betont Peters, „können sich dadurch ein Alleinstellungsmerkmal in Zeiten des Fachkräftemangels erarbeiten.“
Bewerbungsschluss für den nächsten Durchgang „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“ ist am 31. Oktober 2017. Der Kurs startet im Januar 2018.
Weiterführende Links:Infoseite zur WeiterbildungFördermöglichkeiten für Teilnehmer des Weiterbildungsstudiums
Artikel vom 15.08.2017
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