Von Eva Küper
In seinem Buch „Nach dem Beben“ wirft Haruki Murakami in sechs Geschichten Blicke auf die japanische Gesellschaft der 90er Jahre. Sie zeigt sich auf mehr als eine Art erschüttert, spielen die Erzählungen doch alle unmittelbar nach dem Erdbeben von Kobeim Jahr 1995.Die Menschen, die Murakami beschreibt, sind von der Katastrophe nicht direkt betroffen – stattdessen werden sie von Bekannten auf das Beben angesprochen, reden kurz darüber, wie schrecklich alles ist oder sehen die Bilder im Fernsehen. Das wahre Beben aber findet in den Menschen statt: Ein Angestellter wird von seiner Frau verlassen, die nicht mehr mit „einem Klumpen Luft“ zusammenleben will. Eine Medizinerin reist nach Thailand, um dort von ihren Erinnerungen eingeholt zu werden. Ein kleines Mädchen träumt vom Erdbeben-Mann.
Der Autor lädt sein Publikum ein, in diese fremde, stille Welt einzutauchen und sich für den Moment in den Geschichten dieser, oft seltsam anmutenden, Menschen zu verlieren.
Haruki Murakami: Nach dem Beben
München: btb/Goldmann, 2005
ISBN 3-442-73276-X
Preis: 7,50 Euro
Artikel vom 18.01.2006
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