Von Nina Karlé
Er wächst ohne Vater auf und ist als stets kränkelndes Kind für Freunde der Familie eine Enttäuschung. Doch ist er noch keine zehn Jahre alt, als er die heruntergekommene Farm wieder auf Vordermann bringt und Anerkennung als Geflügelzüchter erntet. In allem, wozu er sich berufen fühlt, ist er der Beste. Und er schert sich nicht im Geringsten um seine Mitmenschen, um das, was sich gehört oder was von anderen als angemessen erachtet wird. So muss er zwangsläufig anecken. Er verteidigt die Farm mit allen Mitteln, als seine Mutter todkrank wird und die „Methodistenvetteln“ Stück für Stück der Habe an sich zu reißen versuchen.Mit der damit verbundenen Verschanzung beginnt der Roman von Tristan Egolf. Der Titelheld landet im Krankenhaus, viele Jahre im Gefängnis, heuert auf einem Flussdampfer an und landet zuletzt wieder in seiner Heimatstadt. Er entwickelt sich zum Anführer der Müllmänner und führt sie zu einem monatelangen Streik für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Es kommt zum Äußersten.
John Kaltenbrunner kämpft gegen die Borniertheit der Gesellschaft, gegen zu starre Regeln, gegen Ungerechtigkeit mit unglaublicher Verzweiflung und riesenhaftem Zorn. Die Geschichte fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile.
Tristan Egolf: Monument für John Kaltenbrunner
Originaltitel: Lord of the Barnyard
Übersetzung: Frank Heibert
502 Seiten
Suhrkamp Verlag, ISBN 3-518-41181-0
Preis: 8,95 Euro
Artikel vom 01.03.2005
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