Von Katrin Beck
Martijn van Vliet und Adrian Herzog lernen sich in der Provence in einem Café kennen und beschließen, gemeinsam zurück nach Bern zu fahren. Auf dieser Reise erzählen sie sich gegenseitig aus ihrem Leben.
Eine Geige als Heilmittel
Van Vliet, der Protagonist, erzählt von Lea, seiner Tochter. Er verliert jede Beziehung zu ihr zum ersten Mal, als seine Frau stirbt. Lea verschließt sich vor ihrem Vater und ihrer Umwelt. Erst als sie im Berner Bahnhof mit Ihrem Vater auf eine Frau trifft, die Geige spielt, erwacht die achtjährige Lea zu neuem Leben.
Van Vliet, der seine Tochter zurück haben will, kauft ihr eine Geige. Und verliert sie damit erneut: Lea lebt ab sofort nur noch für das Geigespielen, die Musik und ihre Lehrer. Schon sehr bald zeigt sich, dass sie sehr großes Talent hat. Diese Begabung jedoch und die fehlende Nähe zwischen Vater und Tochter werden beiden zum Verhängnis. Lea, auf dem Weg zu immer größeren Erfolgen, zieht sich mehr und mehr zurück, bis sie sich schließlich selbst zerstört.
Van Vliet rutscht bei dem Versuch, seine Tochter zurück zu gewinnen, schließlich in die Kriminalität ab und ruiniert seine Existenz.
Kino in Kopf
Pascal Mercier erzählt in seiner Novelle „Lea“ von der Suche nach Liebe und Nähe in einer Vater-Tochter-Beziehung. Mercier überzeugt durch seine Sprache. Die treffende Wortwahl und bildliche Beschreibungen sowie der spannende Aufbau machen es schwer, die traurige Geschichte von Lea und ihrem Vater wieder aus der Hand zu legen.
Pascal Mercier: Lea
München: Hanser Verlag, 2007
ISBN 978-3-446-20915-2
EUR 19,90
Artikel vom 20.03.2008
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